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Regionales MehlRheinbauern in Rhein-Erft kämpfen um Marktanteile

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt die Landwirte Jörg Hoffsümmer, Martin Richrath und Thomas Neisse.

Als das Rheinkorn noch wuchs - Ansprechpartner der Erzeugergemeinschaft sind die Landwirte Jörg Hoffsümmer aus Erftstadt-Ahrem (Mitte) Martin Richrath (l.) aus Erftstadt-Dirmerzheim Thomas Neisse aus Erftstadt-Konradsheim.

Warum Krieg, Inflation und EU-Verordnungen es der Erzeugergemeinschaft immer schwerer machen, ihr teureres regionales Mehl zu verkaufen.

Mit dem Ziel, Getreide regional anzubauen, zu verarbeiten und zu vermarkten hatten die Erftstädter Landwirte Martin Richrath, Jörg Hoffsümmer und Thomas Neissel 2019 die Erzeugergemeinschaft der Rheinbauern e.V. gegründet. Beim Anbau verzichten die Bauern auf chemischen Pflanzenschutz, die Felder werden im Frühjahr gestriegelt, und um die Artenvielfalt zu fördern, wachsen um die Rheinkorn-Anbaufläche breite Blühstreifen.

Die Idee machte Schule. Trotz des Mehreinsatzes an Arbeit, Geld und Zeit schlossen sich schnell zwölf weitere Landwirte aus der Region der Erzeugergemeinschaft an und produzierten jeweils auf einem Teil ihrer Flächen das Rheinkorn: Weizen, Roggen, Dinkel und Einkorn, eine Art Urgetreide – auf insgesamt 70 Hektar. In Neunkirchen-Seelscheid im Rhein-Sieg-Kreis fanden die Bauern mit der Horbacher Mühle auch die passende Verarbeitungsstätte.

Familie Dobelke mahlt schon seit mehr als 100 Jahren das Korn aus der Region

Dort mahlt die Familie Dobelke schon seit mehr als 100 Jahren das Korn aus der Region. Ein Kilogramm Rheinbauern-Weizenmehl kostet zwar mehr als doppelt so viel wie beim Discounter, doch bei den Verbrauchern kam es bislang gut an. Doch jetzt ruht das Projekt. Krieg und Inflation haben es immer schwerer gemacht, das Rheinbauernkorn zu vermarkten. Hinzu kamen Probleme mit der Mühle. Doch es soll weitergehen. „Unsere Marke ist ja auch schon ein bisschen bekannt“, sagt Richrath. Das Feedback sei überall positiv.

Kreislandwirt Willy Winkelhag findet die regionale Getreidevermarktung toll. Biobauer Albert Schmitz, Vorsitzender des Vereins „Land sichert Versorgung“ und zuständig für das südliche NRW, sagt: „Wenn die Qualität hinzukriegen ist, ist das eine super Sache. Regio ist bei den Kunden ja oft beliebter als Bio, weil die Verbraucher sehen, wo und wie ihre Lebensmittel wachsen.“ Das sorge für Sicherheit, die bei manchen Bioprodukten aus dem Ausland nicht gegeben sei. Das sehen die Rheinbauern ganz genauso. „Wir denken zurzeit ernsthaft darüber nach, uns eine eigene kleine Getreidemühle anzuschaffen“, sagt Richrath.

Es ist für unsere Kunden, aber auch für mich und mein Team ein schönes Gefühl, zu wissen, wo die Lebensmittel gewachsen sind, die in unsere Produkte kommen
Peter Weber

Noch ist das Mehl aus dem Rheinbauernkorn in vielen Geschäften und Hofläden zu haben. Pe's Backstube in Friesheim zum Beispiel setzt zu 100 Prozent auf das Rheinbauern-Getreide. „Ich möchte gar kein anderes Mehl mehr nehmen“, betont Peter Weber. Die Qualität sei hervorragend. „Und es ist für unsere Kunden, aber auch für mich und mein Team ein schönes Gefühl, zu wissen, wo die Lebensmittel gewachsen sind, die in unsere Produkte kommen.“

Die Kunden zahlten für dieses Stück Heimat gern 40 Cent pro Weizenbrötchen. Webers Frau Alexandra Paffendorf ergänzt: „Wir beziehen ja auch das meiste Obst, die Eier und die Milchprodukte weitestgehend aus der Region“. Im Rhein-Erft-Kreis wird auf 10.681 Hektar Weizen angebaut. „Der wird weltweit gehandelt“, sagt Richrath. Auch das sei beim Rheinbauernkorn anders. Hier wisse jeder Verbraucher, wo das Korn gewachsen sei.

Der Kreislandwirt sieht weitere Schwierigkeiten. „Es wird aufgrund der immer strenger werdenden EU-Düngeverordnungen zunehmend schwerer, die hohe Qualität für den Brotweizen zu erreichen“, sagt Winkelhag. Wichtig sei hier der Eiweißgehalt. Denn wenn er zu niedrig sei, könne das Getreide nur als Futterweizen vermarktet werden. Und er frage sich, sagt Winkelhag, wie es sein könne, dass Weizen aus dem Ausland stets einen hohen Eiweißgehalt aufweise.