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B 265 bei ErftstadtAn diesen Stellen kommt es immer wieder zu schweren Unfällen

Lesezeit 4 Minuten
Unfallschwerpunkte-B265

In den vergangenen Jahren hat es auf der Bundesstraße B 265 bei Erftstadt immer wieder schwere Unfälle gegeben.

  1. Seit Jahren kommt es auf der B 265 bei Erftstadt immer wieder zu schweren Verkehrsunfällen.
  2. In einer interaktiven Karte zeigen wir, welche Stellen besonders gefährlich sind und wo es in den vergangenen Jahren schwere Unfälle gab.
  3. Straßen NRW erklärt, wieso trotz vieler Unfälle scheinbar kaum etwas unternommen wird.
  4. Professor Roman Suthold, Leiter des Fachbereichs „Verkehr und Umwelt“ beim ADAC Nordrhein, hat hingegen eine Lösung. Er fordert auf Bundesstraßen ein niedrigeres Tempolimit.

Erftstadt – Wie auf einer Perlenschnur aufgereiht finden sich Unfallschwerpunkte in Erftstadt, die alle eins gemeinsam haben: Sie befinden sich an Kreuzungen oder Zufahrten zur Bundesstraße 265. Oft hat es auf der B 265 in den vergangenen Jahren schwere Unfälle gegeben. Allein im Februar gab es auf dem Abschnitt rund um Erftstadt zwei Zusammenstöße mit Schwerverletzten. Doch warum wird scheinbar so wenig unternommen, um Gefahrenstellen entlang der Bundesstraße zu entschärfen?

Der Landesbetrieb Straßen NRW ist für die Straße zuständig, er wird auch von der Polizei über Unfälle informiert. „Verkehrsschauen und Unfallkommissionssitzungen gehören federführend zum Aufgabenbereich der Straßenverkehrsbehörden“, erläutert Torsten Gaber, Sprecher des Landesbetriebs in Euskirchen.

Tödlicher Unfall B265

Im Juli 2020 ist ein 65-jähriger Mann bei einem Frontalzusammenstoß auf der B 265 bei Erftstadt ums Leben gekommen.

Verkehrsschauen würden themen- oder anlassbezogen, etwa nach einem Unfall mit Todesfolge oder wenn sich Unfälle an einer bestimmten Stelle häuften, vorgenommen. Die Sitzungen sind regelmäßig, mindestens einmal jährlich. „Sie liegen jedoch im Ermessen der zuständigen Behörde, die uns dazu einlädt“, sagt Gaber.

B 265: Straßen NRW sucht nicht aktiv nach Gefahrenstellen

Doch wird der Landesbetrieb auch von sich aus aktiv, wenn es an bestimmten Stellen immer wieder Unfälle gibt? Straßen NRW werde etwa durch Bürgerhinweise oder Presseanfragen auf mögliche Gefahrenstellen hingewiesen, sagt Gaber. „Wir suchen jedoch nicht aktiv nach Gefahrenstellen, da dies Aufgabe von Polizei und Straßenverkehrsbehörden ist. Sollten sich Hinweise aber häufen, gehen wir auf die zuständigen Stellen zu und bitten dort um eine Einschätzung der Situation.“

Mit einem Klick auf die Symbole bekommen Sie weitere Informationen zu den schweren Unfällen entlang der B 265 bei Erftstadt. Unfallschwerpunkte sind ebenfalls markiert.

Doch es passiert scheinbar wenig. Immer wieder kommt es insbesondere im Erftstädter Bereich der Bundesstraße 265 in Kreuzungsbereichen zu schweren Verkehrsunfällen. Betroffen sind häufig die Zufahrt der Luxemburger Straße auf die B 265 (in Höhe der Kiesgrube), die beampelte Kreuzung zwischen Friesheim und Erp (L 33/B 265) sowie die nördliche Kreuzung in Richtung Zülpich/Vettweiß der B 265/Landstraße 33.

Die CDU Fraktion hat daher kürzlich einen Antrag an die Verwaltung gestellt, gemeinsam mit Straßen NRW Vorschläge zu erarbeiten, wie die Gefahrenstellen entschärft werden können. In Betracht käme beispielsweise die Absenkung der zulässigen Geschwindigkeit. Straßen NRW bringt hier Blitzer als Alternative zu Kreiseln ins Spiel, die oftmals Millionen Euro kosten.

ADAC-Experte: „Auf gefährlichen Bundesstraßen sollte die Geschwindigkeit auf 80 km/h abgesenkt werden“

Professor Roman Suthold ist Leiter des Fachbereichs „Verkehr und Umwelt“ beim Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) Nordrhein. Seit 2019 ist er Honorarprofessor an der Hochschule Fresenius. Suthold wohnt in Hürth und kennt die Bundesstraße 265 mit ihren neuralgischen Punkten in Erftstadt aus eigener Erfahrung. Mit dem Mobilitätsexperten sprach Horst Komuth.

Roman Suthold

Herr Suthold, würde der Umbau von Kreuzungen zu Kreisverkehren auf Bundesstraßen außerhalb geschlossener Ortschaften das Unfallrisiko deutlich senken?

Im Kampf gegen schwere Verkehrsunfälle setzt der ADAC auf den Umbau von vielbefahrenen Kreuzungen zu Kreisverkehren. Damit lässt sich die Gefahrenlage entschärfen, weil jeder gezwungen ist, mit dem Tempo runterzugehen. Ob ein Kreisverkehr die sinnvollere Alternative ist, muss aber immer im Einzelfall geprüft werden.

Inwiefern spielt das stetig steigende Verkehrsaufkommen eine Rolle bei der Schwere der Unfälle?

Das Unfallrisiko steigt mit dem Verkehrsaufkommen. Die Unfallfolgen können aber wegen sinkender Geschwindigkeiten bei höherer Auslastung geringer ausfallen.

Gilt auf Bundesstraßen immer noch ein zu hohes zulässiges Tempo?

Auf Bundes- und Landstraßen, die in einem sicherheitstechnisch schlechten Zustand sind, sollte das Geschwindigkeitsniveau mindestens auf 80 Kilometer pro Stunde für Pkw und 60 Kilometer pro Stunde für Lkw abgesenkt werden.

Inwiefern hat die Beleuchtung an Kreuzungen und Einfahrten eine Bedeutung für die Erhöhung der Verkehrssicherheit?

Auf freier Strecke muss die Beleuchtung des Fahrzeuges ausreichen, um die Umgebung auszuleuchten. An Fußgängerüberwegen kann mit reflektierenden Materialien gearbeitet werden. Hier gibt es klare Vorgaben in den technischen Regelwerken. Sichtbarkeit schafft Sicherheit.

Ab wann gelten Kreuzungen als Unfallschwerpunkte mit dringendem Handlungsbedarf?

Zunächst versuchen die Baulastträger mit „einfachen Mitteln“, die Unfallstelle zu entschärfen. Erst wenn Schilder und Markierungen keine Wirkung zeigen, werden stationäre Geschwindigkeitsmessungen und bauliche Maßnahmen eingesetzt.

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Wie lange dauert es in der Regel von der Diskussion bis zum tatsächlichen Umbau einer Gefahrenstelle auf einer Bundesstraße?

Das kann aufgrund der langen Planungsphasen mehrere Jahre dauern, bei akuter Gefahr aber auch sehr schnell gehen.

Welche Mechanismen gibt es, um sicherzustellen, dass Kreuzungen und Einfahrten auch wirklich im Alltag sicher sind? Gibt es Überprüfungen, Beobachtungen und Ortsbesichtigungen? Oder wird erst nach Unfällen reagiert?

Laut Gesetz muss die zuständige Behörde regelmäßige Verkehrsschauen in ihrem Straßennetz durchführen. An diesen Verkehrsschauen nehmen dann Polizei, Straßen NRW, ADAC und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) teil. Leider werden Verkehrsschauen in vielen Kommunen nicht in der nötigen Regelmäßigkeit durchgeführt. Die Verkehrsschau ist aber mehr als lästige Pflichtaufgabe. Die Erkenntnisse wirken der Entstehung von Unfallrisiken präventiv entgegen. Unfälle können dann vermieden werden.