Schwere VorwürfeStelle des Kämmerers in Erftstadt wird nun doch neu ausgeschrieben
Erftstadt – Im Juni sah die Lage noch ganz anders aus. Da beschloss der Stadtrat, Kämmerer Dirk Knips wiederzuwählen, ohne die Stelle auszuschreiben. Doch jetzt hat sich der Wind gedreht, sie wird ausgeschrieben. Freie Wähler und Grüne hatten das beantragt. Einzig die FDP stimmte im Stadtrat dagegen, dass die Verwaltung die Stellenausschreibung samt Anforderungsprofil in die Wege leitet und dem Rat zur Beschlussfassung vorlegt.
Ende April endet Knips Amtszeit. „Um nach einer Wahlzeit von acht Jahren auch anderen Bewerbern die Möglichkeit zu geben, den Rat der Stadt Erftstadt von ihrer Eignung für diese Stelle zu überzeugen, ist eine entsprechende Stellenausschreibung durchzuführen.“
"Prinzip der Bestenauslese"
So schreibt die Freie Wählergemeinschaft in ihrem Antrag. Die Grünen sprechen vom „Prinzip der Bestenauslese“: „Der Kämmerei fällt eine zentrale Rolle in den Herausforderungen des Wiederaufbaus und der Haushaltskonsolidierung zu.
Ohne die Arbeit des aktuellen Kämmerers schmälern zu wollen, sind wir überzeugt davon, dass diese wichtige Aufgabe durch ein starkes Mandat aus der Beigeordnetenwahl gestärkt werden muss.“
Die beiden fraktionslosen Ratsmitglieder Bernd Bohlen und Marion Sand vermuten allerdings, dass die Stellenausschreibung einen anderen Hintergrund hat.
Wie sie in einer Presseerklärung schreiben, gehen sie davon aus, „dass die CDU im weiteren Verfahren bei der Neubesetzung der Stellen der technischen Beigeordneten und des Kämmerers ihren Einfluss auf die Verwaltung weiter erhöhen will“. Dass die Stelle der technischen Beigeordneten Monika Hallstein ausgeschrieben wird, war schon länger beschlossene Sache.
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Bohlen und Sand vermuten hinter der Angelegenheit jedoch einen politischen Deal: Die CDU habe wohl den Grünen die Besetzung der Stelle der Technischen Beigeordneten zugesagt und den Freien Wählern die Position des Kämmerers, um die beiden Fraktionen stärker an sich zu binden. „Die FDP ist raus aus dem Geschäft, weil sie sich bei der Wahl des Leiters des Wiederaufbaustabes aus guten Gründen gegen den CDU-Kandidaten ausgesprochen haben“, so Bohlen und Sand.
„Es gibt keine Absprache“, kontert Stephan D. Bremer, Pressesprecher der Fraktion und Stadtverbandsvorsitzender der CDU. Es sei ganz normal, dass man schaue, mit wem man die Entwicklung der Stadt vorantreiben könne.
Alte Spielchen
Sand und Bohlen seien die einzigen im Stadtrat, die immer noch „die alten Spielchen spielen“. Bremer betont, dass es durchaus sein könne, dass Kämmerer Dirk Knips auch wiedergewählt werde. Die Ausschreibung sei nicht als Kritik an dessen Arbeit zu verstehen.
Knips hatte im Vorfeld der Entscheidung im Sommer erklärt, er wolle weiter als Kämmerer in Erftstadt arbeiten.
Im November ist er zum Beisitzer im Verband der Kämmerinnen und Kämmerer in NRW gewählt worden.