AboAbonnieren

Tierbestattung in Erftstadt-ScheurenDer Abschied vom vierbeinigen Freund

Lesezeit 4 Minuten

Yildiz und Thomas Heisrath betreiben seit anderthalb Jahren die Rhein-Erft-Tierbestattung in Erftstadt-Scheuren.

Erftstadt-Scheuren – Das alte Haus sieht verwunschen aus, von hohen Bäumen umstanden und mit wildem Wein bewachsen. Die meisten Menschen, die hierhin kommen, dürften aber kaum einen Blick für den leicht verwilderten Charme haben. Sie sind traurig. Wer zu Yildiz und Thomas Heisrath fährt, dessen Haustier ist gestorben. Das Ehepaar betreibt in dem kleinen Erftstädter Ort Scheuren die Tierbestattung Rhein-Erft.

Tiere nicht nur zu verscharren oder zu verwerten, sondern zu bestatten sei keine Erfindung der Neuzeit. Im Neanderthal gebe es 8000 Jahre alte Grabstätten für Hunde, erzählt Thomas Heisrath. Die Ägypter hätten Pyramiden für Katzen gebaut. Logisch, dass man auch beim Tierbestatter eine Pyramide kaufen kann. allerdings nur eine kleine handliche als Urne.

Die Asche des toten Tieres kann zu Edelsteinen gepresst und zu Schmuck verarbeitet werden.

Gefäße für die Asche des Tieres gibt es in so ziemlich jeder erdenklichen Form und Preisklasse. Vielen sieht man ihren Zweck gar nicht an, sie könnten auch einfach Dekorationsstücke sein. Es gibt sie als Hunde- oder Katzenfiguren, aber auch als Fuß von Bilderrahmen, in die dann ein Foto des Haustieres kommt.

„Die Beziehung der Menschen zum Tier wandelt sich“, sagt Thomas Heisrath. „Die Zeiten des Hofhunds an der Kette sind vorbei.“ Damit wird es allmählich zur Ausnahme, dass Hund oder Katze schlicht in der Tierkörperverwertung landen. Viele Tierbesitzer wüssten nicht, was dort mit ihren Hausgenossen passiere, vermutet der Bestatter und schildert das Prozedere in düsteren Farben. Am Ende kommen Industriefette und Brennstoffe dabei heraus.

Acht Jahre ist es her, dass der gelernte Einzelhandelskaufmann und seine Frau, die Bürokauffrau ist, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben. „Was hat er denn jetzt wieder für Ideen?“, habe sie zunächst gedacht, erinnert sich Yildiz Heisrath. Einfach sei der Anfang nicht gewesen, die bürokratischen Hürden seien hoch. Anfangs habe er alle möglichen Jobs nebenbei gemacht, um über die Runden zu kommen, berichtet ihr Mann.

Im Abschiedsraum können die Besitzer noch eine Weile bei ihrem toten Tier bleiben.

Vor anderthalb Jahren zog der Betrieb dann aus Lechenich nach Scheuren. Hier versucht das Ehepaar, Menschen den Abschied von ihrem Haustier zu erleichtern, das für viele ja ein Familienmitglied war. Der Abschiedsraum ist in sonnigem Gelb gestrichen, hier können die Besitzer noch eine Weile bei ihrem toten Liebling, der erhöht auf einem Kissen liegt, ungestört verweilen.

Preislich keine Grenzen

Dann kommt das Tier – egal ob Zwerghamster oder Dogge – in den Kühlraum. Zweimal in der Woche fährt Heisrath zu einem Tierkrematorium in Wesel. Nach einer Einzeleinäscherung bringt er später die Asche in einem Beutel zurück. Der Tierbesitzer kann sie aufbewahren, er darf sie aber auch draußen verstreuen. Nach einer Sammeleinäscherung wird die Asche mehrerer Tiere gemeinsam beigesetzt, das ist preisgünstiger. Wer auch das nicht bezahlen kann, dem bleibt die anonyme Einäscherung. Dann wird die Asche am Krematorium verstreut.

Preislich sind nach oben kaum Grenzen gesetzt. Wer aus der Asche seines Haustiers einen Diamanten pressen lässt, kann ihn für 150.000 Euro in ein Collier einsetzen lassen. Urnen gibt es ab 20 Euro, die Kosten für die Einäscherung berechnen sich nach den Gewicht des Tieres und beginnen bei 60 Euro.

Man kann sogar Pferde einäschern lassen. Die Tierbestattung Rhein-Erft bietet das allerdings nicht an, vermittelt aber im Zweifelsfall die Kunden an Partnerunternehmen.

„Wir sind 365 Tage im Jahr für unsere Kunden da“, betont Thomas Heisrath, und das 24 Stunden am Tag. Das solle sich jeder gut überlegen, der sich in dem Gewerbe selbstständig machen wolle. Belastet es ihn, immer mit toten Tieren und der Trauer der Menschen konfrontiert zu werden? „Ich habe gelernt, das nicht an mich heranzulassen“, sagt er.

Seine Frau schafft das nicht. „Ich streichele jedes Tier noch mal, bevor wir es wegbringen“, erzählt sie. Die meisten Hunde sähen ja aus, als ob sie nur schliefen. Dann müsse sie immer an ihren Hund denken, der vor einigen Monaten gestorben sei. „Ich sage zu jedem: Grüß unseren Idefix!“

www.re-tierbestattung.de

Die Rechtslage

Grundsätzlich ist es in Nordrhein-Westfalen erlaubt, sein totes Haustier im Garten zu vergaben, allerdings nur im eigenen, Mieter müssen vorher den Eigentümer um Erlaubnis fragen.

Das Grab muss so tief sein, dass Wildtiere den Körper nicht ausbuddeln können, also etwa 80 Zentimeter. Die Grabstelle darf nicht unmittelbar an öffentlichen Wegen liegen. In Wasserschutzgebieten ist es grundsätzlich verboten, tote Tiere zu vergraben. Die einzelnen Kommunen haben dazu unterschiedliche Regelungen. Verboten ist auch, Haustiere im Wald zu vergraben. Die Geldbuße kann in einem solchen Fall bis zu 20 000 Euro betragen. (uj)