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TiermedizinÜberweisungspraxis in Erftstadt behandelt vor allem kranke Hunde

Lesezeit 4 Minuten
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Praxisinhaber Dr. Philipp Winkels erläuterte Bürgermeister Volker Erner im Operationssaal die Behandlungsmethoden.

Erftstadt-Lechenich – Tierärzte helfen rasch und schnell so gut sie können, wenn Hund oder Katze etwas fehlt. In vielen Fällen wird der Grund für das Leiden erkannt, oft kann das Leiden durch eine Operation gelöst werden. „Aber eben nicht immer“, sagt Fachtierarzt Dr. Philipp Winkels. Der Mediziner gründete eine Überweisungspraxis namens Vetacare, die im Erftstädter Wirtschaftspark ihren Betrieb aufgenommen hat.

„Die  Praxis ist eine fachliche Ergänzung zum Haustierarzt und bietet eine exakte Diagnostik und Therapie. Wir sind spezialisiert auf Chirurgie, Neurologie, Rehabilitation und Diagnostik. Hinzu kommen Orthopädie und Sportmedizin“, erläutert Winkels. Die allermeisten Patienten seien Hunde, ab und zu  würden auch Katzen zur Untersuchung gebracht, doch auch andere Kleintiere schauen Winkels und sein Team sich auf Wunsch genauer an. Anders als in einer Tierklinik werden in der Spezialistenpraxis aber keine lebensbedrohlichen Notfälle behandelt.

Denn jedem einzelnen Patienten solle ausreichend Zeit zur Verfügung stehen, erläutert Winkels. Wer sein Tier in die neue Praxis bringen möchte, muss einen Termin vereinbaren, im Idealfall wird mit einer Überweisung behandelt. Die Praxis verstehe sich nicht nur als Partner der überweisenden Haustierärzte, sondern unterstütze zudem Physiotherapeuten durch die Erstellung von Behandlungsplänen nach Operationen.

Winkels stehen Spezialistinnen zur Seite.  Die Chirurgin Dr. Marie-Cécile von Doernburg ist Expertin für Hals, Nasen und Ohren. Dr. Andrea Bathen-Nöthen ist Spezialistin im Bereich der Neurologie.

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Ein architektonischer Blickfang aus Stahl und Glas ist die vom saarländischen Architektenbüro Schaus und Decker konzipierte Praxis.

Durch die Kooperation der Fachkräfte hätten schon schwierige Fälle gemeistert werden können, sagt Winkels. „So konnten wir bereits erfolgreich bei einer Katze einen Gehirntumor operieren und die Patientin bereits am Folgetag entlassen.“ Neben der  Diagnostik  mittels Röntgen, Ultraschall und bildgebender Verfahren werden   auf Basis des Ergebnisses individuelle Therapie und präventive Nachsorge angeboten. Für die Orthopädie, also die Behandlung von Krankheiten am Bewegungsapparat,  ist die Praxis ebenso ausgestattet.

Er habe in den vergangenen vier Monaten  bereits vier Teilprothesen für Ellbogen einsetzen, berichtet der Tierarzt. Das sei in dieser kurzen Zeitspanne europaweit einmalig. Eine vergleichbare Praxis gebe es in London. In der Erftstädter Einrichtung werden überdies auch Verletzungen von Sport- und Arbeitshunden, die an überlasteten Sehnen und Muskeln leiden, behandelt.

Die binnen eines Jahres errichtete  Praxis steht auf  einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück an der Otto-Hahn-Allee am Ortsrand von Lechenich und ist, wie Bürgermeister Volker Erner bei einem Besichtigungstermin betonte, „sowohl eine Bereicherung für den Wirtschaftspark, als auch ein architektonischer Hingucker“.  Das Gebäude aus Stahl und Glas hat eine Fläche von 700 Quadratmetern und verfügt über 32 Räume,  einschließlich spezieller Wartebereiche für die Tierhalter und die Tiere selbst.  Auch ein  Raum für die Operationsvorbereitung ist vorhanden.

Im Eingangsbereich wurde eine Art Parcours angelegt, auf dem die Tiere bei Bedarf ihr Geschäft verrichten können. Sie haben dabei die Wahl zwischen Kies, Mulch und Rasen als Untergrund. Und hinter dem Gebäude wurde ein Auslauf für die Tiere angelegt, in dem sie Wartezeiten überbrücken können.

Beim Besichtigungstermin von Bürgermeister und Mitarbeitern der Stadtverwaltung wurde  auch die  notwendige Verbesserung des Breitbandangebotes im Wirtschaftspark angesprochen. Die städtische Wirtschaftsförderung hat inzwischen Kontakt mit der Telekom aufgenommen. Das Unternehmen stellte ein größeres Datenvolumen in Aussicht. 

„Viele Tiere haben einen Kreuzbandriss“

Dr. Philipp Winkels (37) ist Fachtierarzt für Klein- und Heimtiere. Der gebürtige Aachener  studierte in Leipzig. Er wohnt seit  2015 in Erftstadt, ist verheiratet, hat eine  Tochter (2) und ist Hundehalter.  Mit  Winkels sprach Horst Komuth.

Es gibt mehr Katzen als Hunde. Warum aber gibt es viel weniger Katzen, die Patienten sind?

Bei Katzen ist es noch schwieriger, die Ursachen für Beschwerden zu erkennen. Daher scheuen offenbar sehr viele Halter dieser Tiere die ärztliche Beratung.

Was sind die häufigsten Behandlungsfälle?

Sehr häufig kommen Halter mit Patienten, die einen vorderen Kreuzbandriss aufweisen. Und immer wieder gibt es auch Fälle von Ellbogen-Dysplasie. Grund dafür kann eine Entwicklungsstörung sein, etwa durch Überlastung oder Übergewicht.

Wie lange dauern die Operationen im Durchschnitt?

Das hängt vom jeweiligen Fall und dem Umfang des Eingriffs ab. Aber man kann davon ausgehen, dass sich die Tiere erfahrungsgemäß etwa drei Stunden hier aufhalten. Der operative Eingriff selbst dauert etwa eine halbe bis eine volle Stunde. Hinzu kommen noch die Vor- und Nachbereitung, wozu die Anästhesie zählt.

Mit welchen Kosten hat der Tierhalter in etwa zu rechnen?

Das ist recht unterschiedlich. Der Bereich bewegt sich zwischen 100 und etwa  1500 Euro.  Immer wieder mache ich die Feststellung, dass viele Halter nicht wissen, dass es gute  Krankenversicherungen für Tiere gibt.

Was zählen Sie zu den Spezialfällen?

Solche Tiere, bei denen  Teilprothesen eingesetzt werden, wo abgeklärt wird,  ob Epilepsie vorliegt oder wo  Untersuchungen zu Ursachen von Atemwegsproblemen vorgenommen werden müssen.