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Unkraut aus Weizen striegelnErftgold-Landwirte bei nachhaltigen Getreideanbau

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Thomas Neisse mit seinen Kollegen Martin Richrath und Jörg Hoffsümmer (v.l.) auf dem Feld.

Erftstadt – Langsam schiebt sich der Traktor über das Weizenfeld. Doch nur auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde Landwirt Martin Richrath mit seinem Schleppergespann das Getreide kämmen. Das mit vielen Zinken ausstaffierte Gerät ist ein Striegel. Mit ihm kratzen die im Verein Erftgold engagierten Landwirte Kräuter und Gräser aus der rund zehn Hektar großen Erftgold-Anbaufläche. „Das ist eine Unkrautbekämpfung völlig ohne Pflanzenschutzmittel – rein mechanisch“, erklärt Landwirt Thomas Neisse.

Er ist der Vorsitzende des Vereins. Durch den Druck und die Anordnung der Zinken lasse sich beim Striegeln regeln, wie tief sie im Erdreich kratzten. Anders als beim Spritzen, das bei fast jeder Witterung möglich und nur einmal nötig sei, müsse die mechanische Unkrautbekämpfung im noch niedrig stehenden Weizen mehrmals und bei passender Witterung vorgenommen werden. „Je höher der Weizen gewachsen ist, je wahrscheinlicher wird es, dass man die Kräuter nicht mehr vollständig aus dem Boden gezogen bekommt“, erläutert Jörg Hoffsümmer.

Zum ersten Mal regionales Erftgold-Mehl

Doch dieses Szenario möchte sich der Landwirt aus Ahrem lieber nicht vorstellen. „Die Unkräuter nehmen dem Getreide ja nicht nur die Nahrung“, sagt er. Viel schlimmer sei das Vermehrungspotenzial, wenn die Kräuter erst einmal in die Blüte geraten seien. Wenn zum Beispiel Kletten Samen gebildet hätten, wucherten sie überall. „Die Kletten wachsen dann sogar an der Weizenpflanze hoch und behindern dadurch auch die Ernte mit dem Mähdrescher“, erläutert er.

Mehrmals sind die Landwirte deswegen mit ihrem Striegel bereits in den vergangenen Wochen über die Erftgold-Anbaufläche gefahren. Und wenn alles nach Plan läuft, dann wird in diesem Jahr zum ersten Mal das regionale Erftgold-Mehl produziert. „Erftgold ist eine regionale Erzeugergemeinschaft mit dem Ziel, Lebensmittel wieder nachhaltig und fair zu erzeugen“, sagt Hoffsümmer. Zurzeit liefen Gespräche mit einem Mühlenbetreiber in Neuss. Noch sei der Vertrag aber nicht unterschrieben.

Der Erftgold-Weizen gedeiht prächtig. Allerdings ist die Erde zum Striegeln schon fast ein bisschen zu trocken.

Was jedoch das Erftgold-Mehl betreffe, gebe es laut Hoffsümmer dafür bereits Interessenten. In „Pe’s Backstube“ in Friesheim zum Beispiel seien mit Mehl aus dem Kraichgau bereits Probebrote gebacken worden. „Die produzieren im Kraichgau bereits seit 30 Jahren Korn aus ungespritztem Getreide aus regionalem Anbau“, sagt Hoffsümmer. „Wir haben uns das Konzept dort abgeguckt.“

www.erft-gold.de