Für knapp 200 EinwohnerUnternehmen legen zwei separate Glasfaserkabel in Scheuren
- Im Erftstädter Ortsteil Scheuren haben zwei Internetanbieter seperate Glasfaserkabel verlegt.
- Internet satt: Etwa 40 Haushalte werden künftig mit dem doppelten Breitband-Ausbau versorgt.
- Die Bezirksregierung erwägt nun, den Förderbescheid über 288.000 Euro zurückzunehmen.
Erftstadt-Scheuren – Der kleine Erftstädter Ortsteil Scheuren ist, was schnelles Internet angeht, gewissermaßen überversorgt: Dort liegen die Glasfaserkabel von zwei Unternehmen in der Erde.
Eifel.net hat die Glasfaserbündel im Auftrag der Stadt verlegt, die Bürgerinitiative „Scheuren online“ hat in Eigenleistung Leerrohre vergraben, die nun von Unitymedia genutzt werden.
Was skurril klingt, kann für die Stadt ein teurer Spaß werden. Denn das Land hatte für den Ausbau durch Eifel.net 288.618 Euro Förderung zugesagt. Jetzt erwägt die Bezirksregierung, den Zuschuss nicht zu zahlen. Und Eifel.net verlangt Schadensersatz, weil das Unternehmen in Borr keinen Umsatz macht.
Stadtrat diskutiert Vergabe
Auf Antrag der SPD wird sich der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstag, 2. April, mit der Sache beschäftigen. „Hier hat die Stadt leichtsinnig Geld verspielt“, sagt Fraktionsvorsitzender Bernd Bohlen.
Im November 2017 waren die Zuschüsse zugesagt worden. Da hatte sich die Stadt bereits für den Anbieter Eifel.net entschieden. Aus einem Schreiben der Bezirksregierung vom August 2018 geht hervor, dass die Bürger schon damals Vorbehalte gegen das Unternehmen geäußert haben.
„Im Ort gab es eine hundertprozentige Ablehnung des Providers“, sagt Frank Müssig von „Scheuren online“. Kunden, die Erfahrung mit Eifel.net gemacht hätten, hätten gewarnt. Außerdem wären vor allem die Folgekosten bei Eifel.net höher gewesen als bei Unitymedia. Ein weiterer Kritikpunkt: Eifel.net arbeite ab einem Knotenpunkt mit Richtfunk, die Technik sei störanfälliger als die reine Glasfasertechnik. „Keine Alternative“, urteilt Müssig über Eifel.net.
Eifel.net verteidigt Position
Dessen Geschäftsführer Michael Bergeritz verweist darauf, dass sein Unternehmen in mehreren Ortsteilen aktiv sei. Es versorge 46 Kommunen von Bayern bis ins nördliche NRW. In Borr gebe es „einen Querulanten“.
Eifel.net habe seinen Vertrag erfüllt und Leitungen fürs schnelle Internet zu den Häusern verlegt – rund 40 Haushalte gibt es in Scheuren. Nicht nur, dass er dort keine Einnahmen habe, beklagt Bergeritz. Die Arbeiten seien auch komplizierter geworden als geplant, da an einigen Stellen nun schon die Rohre der Bürgerinitiative gelegen hätten, auf die Rücksicht hätte genommen werden müssen.
Wo keine Rohre lägen, so erklärt es Bergeritz, schlitze man das Erdreich mit einem schmalen Pflug auf. In die rund 80 Meter tiefe Rinne werde das Kabel gelegt, dann werde sie problemlos wieder verfüllt. Stattdessen habe sein Unternehmen Gräben ziehen müssen.
Ideelle Unterstützung
Die Stadtverwaltung hatte im März 2018 „Scheuren online“ Wegerecht eingeräumt, also erlaubt, auf öffentlichem Grund Rohre zu verlegen. „Ihrerseits wurde nachgefragt, ob diese Tatsache als förderschädlich angesehen wird. Nach Prüfung des Sachverhalts wird dies meinerseits bejaht“, heißt es im Schreiben der Bezirksregierung vom August 2018. Schon im März 2018 hatte Eifel.net die Stadt aufgefordert, alles zu unterlassen, was die „Wirtschaftlichkeitslücke“ vergrößern würde.
Verwaltung und Stadtrat hätten damals das bürgerschaftliche Engagement der Scheurener gewürdigt. Auch ein externer Berater habe in der rein ideellen Unterstützung keine Förderschädlichkeit gesehen, heißt es aus der Stadtverwaltung.