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Fast vergessener Bunker in FrechenGespenstische Atmosphäre in dunklen Räumen

Lesezeit 3 Minuten

Der Bunker ist durch Waldarbeiten sichtbarer geworden.

Frechen-Grube Carl – Es ist ein gespenstisches Szenario an einem fast vergessenen Ort: Schmale Gänge führen zu düsteren unterirdischen Räumen, in denen Unmengen von Unrat und andere Hinterlassenschaften lagern. Fast sieht das wie ein Sperrmüll-Depot aus. In einem Regal befinden sich Hunderte von alten Neonröhren. Die Eingangstür befindet sich in einem abgelegenen Wäldchen, sie wurde zugeschweißt. Dennoch haben sich Unbekannte immer wieder Zutritt zu den Räumen verschafft.

Durch Waldarbeiten sichtbar geworden

Die Rede ist von einem alten Bunker im Stadtteil Grube Carl, auf den der pensionierte Polizeibeamte Walter Kirch aufmerksam geworden war. „Es handelt sich dabei um einen Werksbunker der früheren Brikettfabrik“, berichtet Kirch, der in der Nähe wohnt und sich intensiv mit Bunkern und Luftschutzstollen in Frechen beschäftigt hat. Der Bunker auf Grube Carl ist 1939/40 gebaut worden. „Durch eine notwendige Durchforstung auf der Halde ist der ansonsten im Wald überdeckte Baukörper sichtbarer geworden“, berichtet Kirch. Bereits im vergangenen Sommer habe sich der alte Bunker zum Anziehungspunkt für Kinder und Jugendliche entwickelt.

Der Eingangstüre ist zugeschweißt worden.

Dies sei eine gefährliche Angelegenheit: „Es gibt an dem Bunker Notausgangsschächte, an denen es gleich fünf oder sechs Meter in die Tiefe geht.“ Die Treppen an den Schächten seien teils marode und verrostet, so dass Absturzgefahr drohe. Kirch hatte die Stadtverwaltung eingeschaltet, im Januar traf man sich zu einem Ortstermin. „Wir haben bereits Sicherheitsmaßnahmen getroffen“, berichtete Stadtsprecher Thorsten Friedmann.

Sicherheitszaun aufgestellt

Potenzielle Einstiegsstellen sind verschlossen worden, unter anderem ein Loch auf der Vorderseite des Bunkers. Der Stadtbetrieb hat zudem eine vernietete Klappe an einem Notausstieg abgesichert. Dort soll demnächst eine Betonschicht die Klappe verdecken. Auch ein Sicherheitszaun wurde aufgestellt, damit keine Absturzgefahr mehr besteht.

Ein Schutzraum mit WC-Kammer und Überdruckventil.

Die Geschichte des doppelstöckigen Bunkers ist interessant. „Im Erdgeschoss befanden sich zwei Luftschutzräume für die Werksleitung und ihre Gefolgschaft mit zwei Trocken-WC-Kammern und einer vorgelagerten Gasschleuse“, berichtet Kirch.

Zur Tarnung abgedeckt

Im Untergeschoss gab es die Telefonzentrale, einen Sanitätsraum, vermutlich auch einen Rohrpost-Anschluss zum Gebäude der Werksleitung. Auch Räume für den Gas- und Feuerlöschtrupp befanden sich dort. „An den Resten der Installationen ist auch erkennbar, dass eine Luftfilteranlage vorhanden war“, erläutert Kirch. Zur Tarnung sei der Baukörper mit Abraum abgedeckt worden.

Ein geplanter Sanitätsraum.

Wie massiv der Bunker ist, hat sich in der Nachkriegszeit gezeigt: „Die amerikanischen Truppen haben versucht, ihn zu sprengen, jedoch ohne Erfolg.“ Woher der Unrat in dem Bunker stammt, sei kaum mehr nachvollziehbar. In den Jahrzehnten nach dem Krieg sei der Bunker immer wieder an Vereine und Organisationen vermietet worden. Kirch: „Von jedem sind dann die Hinterlassenschaft geblieben.“

Unzählige Neonröhren

Mit dem Erwerb von Flächen auf Grube Carl, wo Wohngebiete entstanden sind, ist die Zuständigkeit für den Bunker auf die Stadt übergegangen. Die Verwaltung will prüfen, wie der Müll entsorgt werden kann, insbesondere die Neonröhren.

Die Löcher im Bunker wurden vom Stadtbetrieb verschlossen.

Sorgen macht sich auch Wolfgang Höfig aus Bachem, der bei der jüngsten Kommunalwahl als unabhängiger Bürgermeisterkandidat angetreten war. Er habe die Verwaltung schon mehrfach erfolglos auf die Probleme mit dem Bunker angesprochen. Nun sei er froh, dass Sicherheitsmaßnahmen ergriffen worden seien.

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Durch ein Video, das im Internet kursiert, war das Müllproblem erneut in den Fokus gerückt worden. Wie Walter Kirch erläutert, lockt die Schutzanlage Carl auch „Bunkerfreaks“ an, die sich Zutritt zu den Räumen verschaffen, dort Filme aufnehmen und ins Netz stellen. Die Stadtverwaltung prüft nun, ob in solchen Fällen Strafanzeige zu stellen ist.