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ChimpanzodromeFassungslosigkeit und Hilfsbereitschaft nach Großbrand in Kletterhalle

Lesezeit 4 Minuten

Bis auf die Grundmauern brannte die Kletterhalle am Samstag nieder.

Frechen – „Die Kletterhalle war das Wohnzimmer von so vielen von uns. Sie hat Weltmeister hervorgebracht und war weit mehr als nur eine Sportstätte.“ Robert Göring aus Königsdorf ist begeisterter Kletterer und steht fassungslos vor der Ruine des Chimpanzodrome in Frechen an der Ernst-Heinrich-Geist-Straße. Die Halle ist in der Nacht zu Samstag bis auf die Grundmauern niedergebrannt.

Robert Göring aus Frechen

Die 22-jährige Maite Wiesinger, die Tochter des Inhabers, bricht immer wieder in Tränen aus, wenn sie auf das schaut, was von der Halle übrig geblieben ist.

Maite Wiesinger (22)

Sie ist in der Halle, die seit 1996 ein Kletterparadies für viele Sportler ist, aufgewachsen. „Die Halle war alles für uns. Jetzt stehen wir vor dem Nichts“, sagt sie. „Wir waren in Eschweiler, als ich von dem Brand erfuhr, und dachten zunächst nur an ein kleines Feuer“, so die 22-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung. Als sie jedoch die meterhohen Flammen hinter der Glasfront lodern sah, brach sie zusammen und musste von Sanitätern betreut werden. Seitdem sie 16 Jahre alt sei, arbeite sie im Familienbetrieb mit. Auch ihr Freund Marcel, der sich um die IT der Firma kümmert, ist bestürzt beim Anblick des Chimpanzodromes.

Brand hat sich rasant ausgebreitet

Rasant schnell müssen sich die Flammen in der Halle ausgebreitet haben. Gegen 23.30 Uhr verließ der letzte Mitarbeiter das Gebäude, kurz nach Mitternacht der Betreiber einer benachbarten Gaststätte. Beiden fiel nichts Besonders auf. Auch der Reinigungskraft der Gaststätte, die gegen 0.30 Uhr an der Halle vorbeigangen war, fielen keine Flammen auf. Um 0.45 Uhr gingen die ersten Anrufe bei der Feuerwehr und Polizei ein.

Von den Kletterwänden ist nichts mehr übrig geblieben. Die Flammen zerstörten die Konstruktionen in der Halle.

Als die ersten Wehrmänner fünf Minuten später an der Halle eintrafen, stand sie nahezu schon im Vollbrand. Die Hinterkonstruktionen und die eigentlichen Kletterwände sind vielfach aus Holz, ebenso brennen die zahlreichen Matten sehr schnell. Nicht auszuschließen sei, so erfahrene Feuerwehrmänner, dass sich die Halle thermisch auflud und plötzlich durchzündete.

120 Feuerwehrmänner im Einsatz

Frank Wershoven, Einsatzleiter der Feuerwehr: „Wenige Augenblicke nach unserem Eintreffen zündete das Feuer durch. Es war eine enorme Hitze in der Halle. Zunächst barsten die zahlreichen Scheiben der großen Glasfront, dann stürzte nach und nach die Decke ein, und später fiel der Kletterturm an der Außenseite vor dem Eingang um.“

Nur die Grundmauern des Chimpanzodromes stehen noch. Der Schaden wird auf mehrere 100 000 Euro geschätzt.

120 Feuerwehrmänner aus Frechen und weiteren Städten im Rhein-Erft-Kreis waren im Einsatz, um die 700 Quadratmeter große Halle zu löschen. Bürgermeisterin Susanne Stupp und Kreisbrandmeister Peter Fenkl verschafften sich in der Nacht einen Überblicke über das Ausmaß des Brandes. Ein Übergreifen auf eine der angrenzenden und teilweise denkmalgeschützen Halle der Ringlok-Anlage konnte weitestgehend verhindert werden. Bis zum Mittag stellte die Feuerwehr eine Brandwache ab, die immer wieder aufflackernde Glutnester löschte. Auch gestern Morgen mussten Einsatzkräfte wieder kleinere Brandstellen löschen. Das alte Gemäuer drohte einzustürzen. Dazu wurde ein Bauzaun großzügig um die Halle herum aufgestellt.

Kletterfreunde wollen Spendenkonto einrichten

Etwa 80 bis 100 Kletterfreunde versammelten sich vor der Brandruine. Ihre Hilfsbereitschaft scheint groß zu sein. Von einem Spendenkonto ist die Rede, das in den nächsten Tagen eingerichtet werden soll. Firmenchef Joachim Wiesinger zeigte sich angetan, als er von den Überlegungen hörte. In einem Telefonat mit dieser Zeitung erklärte er am Sonntagmittag: „Wir sitzen gerade zusammen und sortieren die Unterlagen. Wir haben natürlich eine Versicherung und die Hoffnung, dass es irgendwie weitergeht, und unsere Kunden das Chimpanzodrome nicht abschreiben müssen. Was wir nicht haben, ist eine Unterbrechungsversicherung. Daher sollen die Spenden, die auf dem Konto eingehen, dem Team zukommen, dem wir jetzt kein Gehalt mehr zahlen können“, so der Firmenchef. Informationen dazu soll es in Kürze auf der Homepage geben.

Etwa 100 Menschen, überwiegend aus der Kletterszene, versammelten sich am Samstag und Sonntag vor der Halle und schauten fassungslos auf die Brandruine.

Wie es zu dem Brand kommen konnte, ist für ihn unerklärbar. „Ich weiß weder wo der Brand ausgebrochen ist, noch was die Brandursache ist“, so Wiesinger weiter.

Die Polizei nahm in der Brandnacht noch die Ermittlungen nach der Ursache auf. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor.

www.chimpanzodrome.de