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Deiters-Chef im Interview„Die Karnevalssession wird in vollem Umfang stattfinden“

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Deiters-Geschäftsführer Herbert Geiss im Interview. (Archivbild)

  1. In den zwei Jahren Corona büßte das Karnevalskostümunternehmen Deiters 95 Prozent Umsatz ein. Trotzdem sei es gestärkt aus der Krise hervorgegangen, sagt Geschäftsführer Herbert Geiss.
  2. Trotz steigender Corona-Inzidenzen ist das Unternehmen überzeugt, dass die anstehende Session wieder im vollen Umfang stattfinden wird.
  3. Das Thema Nachhaltigkeit ist auch an dem Kostümunternehmen nicht vorbeigegangen. Ganz im Gegenteil: Laut Herbert Geiss sei das Kostüm eines der nachhaltigsten Produkte.

Frechen – Zweieinhalb Jahre war nichts los in Sachen Karneval. Nicht nur für die Jecken und die Karnevalsgesellschaften eine harte Zeit. Auch Unternehmen wie der Kostümhändler „Deiters“ mit Sitz in Frechen merkte einen deutlichen Umsatzrückgang. Jennifer Seidel sprach mit Deiters-Geschäftsführer Herbert Geiss über Corona, schlaflose Nächte, die kommende Session und das große Thema Nachhaltigkeit.

Zwei Jahre Corona liegen hinter uns: Wie geht es dem Unternehmen heute?

Herbert Geiss: Zwei Jahre Corona und zwei Jahre mit fast 95 Prozent Umsatzverlust. Das war eine schwere Zeit für Deiters. Das können wir nicht abstreiten. Aber das Unternehmen hat einen sehr spannenden Prozess der digitalen Transformation im Bereich Kommunikation angestoßen und die Zeit genutzt, sich noch besser aufzustellen. Jetzt freuen wir uns wahnsinnig auf das anstehende Halloween-Geschäft und eine Session, die hoffentlich normal verläuft. Wir merken, dass die Menschen da draußen ganz viel Lust und Spaß an Kostümen und Accessoires finden. Das ist für uns ein bisschen die Bestätigung, dass alles, was wir in der Pandemie angestoßen haben, genau das Richtige war.

Sie rechnen mit Umsätzen bis Ende März wie Vor-Corona. Was macht Sie da so optimistisch?

Was wir merken ist, dass die Menschen durch die zweieinhalb Jahre, in denen wir kaum Anlässe, kaum Events und kaum Partys hatten, unheimlich Lust darauf haben, in der Realität zusammen zu kommen und das Leben zu feiern. Wir glauben, dass ist eine ganz wichtige Sache, die wir tun müssen: Ausbrechen aus dem Alltag, zusammenzukommen und die schönen Momente gemeinsam genießen. Denn die letzten zweieinhalb Jahre waren so negativ behaftet, dass uns da jetzt allen nach ist. Auch sehen wir, dass selbst bei steigender Inzidenz im Gesamten die Verläufe milder verlaufen. Wir sind davon überzeugt, dass die anstehende Karnevalssession wieder in einem vollem Umfang stattfinden wird.

Sie sagten in einem Interview, dass Sie nachts wieder besser schlafen: Welche Sorgen trieben Sie um?

Wenn man als Inhaber eines Unternehmens mit einem so großen Umsatzverlust und Verantwortungsbewusstsein seinen Mitarbeitern gegenüber kämpfen muss und keinen Ausblick hat, dann nimmt man das mit ins Bett. Als Inhaber bin ich sehr nah mit dabei, habe das Unternehmen so aufgebaut, wie es hier heute steht. Und eines der wichtigsten Anliegen war mir, dass ich nicht aufgebe. Das wir durch die Krise kommen. Und dass wir da als Unternehmen stärker raus zurückkommen.

Und jetzt, wo man sieht, dass die Menschen wiederkommen, Spaß haben und das Verkleiden nicht verlernt haben, geht es mit dem Schlafen ein bisschen besser. Wir mussten zum Glück keine Mitarbeiter entlassen und haben sogar drei neue Filialen eröffnet und damit 120 Mitarbeiter neu eingestellt.

Die Folgen des Ukraine-Kriegs werden immer spürbarer: Wie gehen Sie damit um und bemerken Sie die angespannte Wirtschaftslage?

Wir sind mit sehr viel Risiko in die Order-Periode gestartet und haben frühzeitig die Sortimente wieder aufgestockt und Neuheiten dazu genommen. Einen Großteil der Ware haben wir noch während der Pandemie wieder aufgestockt zu einem im Vergleich günstigeren Dollar-Kurs. Wir haben uns darauf vorbereitet, dass alles wieder möglich sein wird. Das war ein großes Risiko, welches hat sich jetzt für unsere Kundinnen und Kunden auszahlt.

Ja, wir merken die angespannte Wirtschaftslage und die betrifft uns alle, da kann sich keiner von freisprechen. Aber wir können sagen, dass wir wirklich versuchen, für alle da draußen und jeden Geldbeutel ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten. Wir haben auch alles verfügbar. Bei uns sind keine Engpässe. Menschen, die gerade zum Beispiel ihr Halloween-Kostüm suchen, die haben die ganze Auswahl.

Die Corona-Zahlen steigen, das Virus ist noch nicht Geschichte, die Inflation und die damit verbundenen Lebenshaltungskosten nehmen zu: Wie wirkt sich das auf die bevorstehende Session aus?

Wir glauben, dass die Menschen trotzdem Lust haben und feiern werden. Wir glauben nicht, dass wir das Thema Corona an irgendeiner Stelle in naher Zukunft einfach unter den Tisch fallen lassen können. Es wird ein Teil der Gesellschaft. Wir müssen aber lernen, und ich glaube, das haben wir in den letzten zweieinhalb Jahren, mit genügend Rücksicht untereinander durch das Leben zu schreiten. Aber würden wir uns wieder alle zurückziehen, hat das negative Einflüsse auf die Gesellschaft. Wir wollen zusammenkommen und das brauchen wir auch ganz dringend.

Das ist auch das Schönste am Kölner Karneval: viele bunte Menschen, eine Offenheit und Vielfalt. Die Straßen sind bunt, es läuft überall stimmungsvolle Musik und Menschen werden mit offenen Armen empfangen. Das wird nicht vergehen. Und das ist nicht nur in Köln so, dass gilt in der ganzen Nation. Das zeigt uns derzeit das Halloween-Geschäft.

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In der heutigen Zeit ist das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger: Wie geht das Unternehmen damit um?

Nachhaltigkeit durchströmt alle Preiskategorien und Kostüme, die wir haben. Wir haben sehr viel daran gearbeitet, zum Beispiel Polyesterstoffe durch Baumwollstoffe zu ersetzen, und dabei uns auch viel damit auseinandergesetzt, recycelte Ressourcen einzusetzen. Auch für uns ist das ein riesen Thema. Das ist präsent. Da kann sich keiner, selbst mit einem saisonalen Geschäft wie wir es haben, von freistellen und sagen: „Nein, dass betrifft und interessiert unsere Kunden nicht.“

Doch, tut es! Wir arbeiten sehr daran, mithalten zu können und orientieren uns daran. Im Grunde ist das Kostüm an sich eines der nachhaltigsten Produkte. Viele Menschen habe eine Kostümkiste Zuhause, in der das Kostüm nach dem Event verschwindet, um zu einem anderen Zeitpunkt oder im nächsten Jahr wieder hervorgeholt zu werden.