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KarnevalZwei Frechener Vereine buchen versehentlich gleiche Hofburg – „Ist übel gelaufen“

Lesezeit 4 Minuten
Mitglieder der Zuggemeinschaft Bachem mit Prinz Andy I. in der Mitte.

Der Bachemer Prinz Andy I. (Andreas Müller, 3. v. l.) muss auf eine andere Hofburg ausweichen.

Die Zuggemeinschaft Bachem und das Festkomitee Frechener Karneval wollen beide den Grachtenhof als Hofburg nutzen. Ein Verein muss nun verzichten.

„Wie wir aus der Nummer herauskommen, keine Ahnung.“ Etwas ratlos, aber selbstbewusst zeigt sich Ralf Inden, Präsident des Festkomitees Frechener Karneval. Rund um die Hofburg der designierten Frechener Prinzessin Elke I. gibt es Irritationen unter den Karnevalisten: Elke Sodt-Busch, die seit 25 Jahren in Bachem lebt, hat als Standquartier das Lokal „Grachtenhof“ in Bachem ausgewählt. Dort hat ihre Gesellschaft, die Rhein-Erft-Perlen, seit ihrer Gründung 2010 ihr Stammlokal. Das Festkomitee reservierte und freute sich auf die kommende Session.

Doch auch der Bachemer Prinz Andy I. (Andreas Müller) und sein Team wollten dort residieren und wähnten ihre Buchung ebenfalls als sicher. Seit 1990 nutzt die Zuggemeinschaft Bachem den Gastronomiebetrieb als Stammlokal, die vergangenen fünf Jahre war es die Hofburg der Bachemer Tollitäten.

Bachem: Prinz Andy I. kommen die Tränen

„Als Andy erfahren hat, dass das nun wohl nichts wird, ist er mit Tränen in den Augen aus dem Lokal gelaufen“, berichtet Thomas Sterzenbach, Vorsitzender der KG Jeck em Rän. Das Besondere: Der 23-jährige Bachemer Prinz hat Trisomie 21 (Down-Syndrom) und träumt schon seit Jahren als aktives Mitglied der KG Jeck em Rän davon, einmal als närrisches Oberhaupt zu regieren. Nun steht er erst einmal ohne das ersehnte Standquartier da und muss ausweichen. „Das ist mehr als unglücklich, das ist übel gelaufen“, sagt Sterzenbach.

Als Andy erfahren hat, dass das nun wohl nichts wird, ist er mit Tränen in den Augen aus dem Lokal gelaufen.
Thomas Sterzenbach

Das Vereinsheim des VfR Bachem am Sportplatz ist jetzt die neue Hofburg. „Andy ist sehr enttäuscht, wir wollten ihm einen Thron im Grachtenhof aufbauen. Jetzt brauchen wir nicht mal mehr einen Einmarsch, außer uns ist da oben ja keiner“, bedauert Sterzenbach. Auch dass Andy Müller nun in der „Ahnengalerie“ der Bachemer Tollitäten im „Grachtenhof“ nicht mit einem Foto vertreten sein wird, treffe den jungen Mann sehr: „Darauf hat er sich besonders gefreut, er ist sehr traditionell.“

Drei bis vier Treffen pro Woche im Frechener Grachtenhof

Der Präsident des Festkomitees, Ralf Inden, bedauert den Vorgang, aber ist sich des korrekten Verhaltens sicher: „Wir haben bei der Wirtin angefragt und auch gesagt, wir gehen nur rein, wenn es frei ist. Sie hat versichert, keine andere Anfrage zu haben und uns zugesagt, dass wir gerne kommen können.“ Ab dem 4. Januar werde es somit drei- bis viermal pro Woche vor den Auftritten der Prinzessin ein großes Treffen mit mehr als 100 Personen aus den verschiedensten Karnevalsvereinen und dem Team von Elke I. im „Grachtenhof“ geben.

Die Prinzessin oder auch andere KG-Präsidenten geben dann jeweils ein oder zwei Fässer Bier aus, die Gesellschaft stimmt sich auf die Auftritte ein. Das Standquartier kann sich die Frechener Tollität selbst auswählen. „Wir wandern durch das Stadtgebiet, waren auch schon im Hotel Durst und im Schützenhaus, im vergangenen Jahr im Ratskeller“, berichtet der Festkomitee-Präsident.

Frechen: Karnevalisten wollen keinen Streit

In einem ruhigen und sachlichen Telefonat habe Sterzenbach ihm gesagt, dass er keinen Streit wolle und dem Festkomitee keinen Vorwurf mache. Und, dass die KG Jeck em Rän nun auf gar keinen Fall mehr in den „Grachtenhof“ wolle, sagt Inden. „Damit war klar, wir bleiben.“ Auch Sterzenbach versichert, mit dem Festkomitee Frechen keine Probleme zu haben. Der „Grachtenhof“ sei im April mündlich vereinbart und später noch einmal bestätigt worden. Die Vorsitzende der Zuggemeinschaft Bachem bliev Bachem, Katja Wallraf, habe schon Termine für die Auskleidung und das Prinzenfrühstück vereinbart.

Die Wirtin des „Grachtenhofs“, Ksenija Grubisic, wühlt das Geschehen auf: „Ich bin kein Mensch für Streit und Krach, das ist schrecklich.“ Bereits im Juni habe Elke I. das Standquartier angefragt, da es ja auch das Stammlokal ihres Vereins sei. „Wir waren oft Hofburg der Bachemer Tollitäten, hatten aber seit April nichts mehr gehört, sonst wurde immer alles früh besprochen. Mein Mann und ich wussten nicht, was da kommt, wir konnten nicht länger warten. Wir müssen uns um Umsatz kümmern“, berichtet die Wirtin. „Es tut mir leid, ich will keinen Ärger.“

Auch Elke I. versichert, sie habe von Anfang an gesagt, Andy I. habe Vorrang, aber ihr sei im Lokal bestätigt worden, dass es keine offizielle Anfrage gebe: „Sonst hätte ich nicht gefragt.“ Sie sei zu Gesprächen mit der KG Jeck em Rän bereit gewesen, da man bestimmt eine Lösung hätte finden können. „Aber das wurde abgelehnt.“