Martin Happ steht mit seinen Anschuldigungen nicht alleine da. Unterstützung kommt vom stellvertretenden Ortsverbandsvorsitzenden Wesseling.
SozialverbandEhrenamtler aus dem Rhein-Erft-Kreis kritisieren VdK erneut
Dr. Martin Happ lässt nicht locker: Der Vorsitzende des VdK-Ortsverbandes Frechen sucht weiter Unterstützung für seine Kritik an den Strukturen des Sozialverbandes auf Kreis-, Landes- und Bundesebene. Wie berichtet, wirft er den übergeordneten Verbandsgremien vor, die ehrenamtliche Arbeit in den Ortsverbänden zu wenig zu unterstützen.
Zu entsprechenden Nachfragen dieser Zeitung hatte die VdK-Kreisvorsitzende Heidi Pfundstein eine Stellungnahme vor wenigen Tagen abgelehnt: Es seien keine Probleme zwischen Kreis- und Ortsverbänden bekannt, hieß es zur Begründung. Und der VdK-Landessvorstand hatte mitgeteilt, man habe den Eindruck, es handele sich bei der Auseinandersetzung eher um einen „zwischenmenschlichen Konflikt“ zwischen Happ und Pfundstein, der mit der Verbandsarbeit eigentlich nichts zu tun habe. Ist Happ also in Sachen VdK ein Einzelgänger und notorischer Querulant?
Ein weiterer Kritiker aus Wesseling meldet sich zu Wort
Er selber betont, „lang gediente“ VdKler an seiner Seite zu haben, die dies aber aus Rücksicht auf den guten Ruf des VdK bislang nicht öffentlich machen wollten. Zumindest Günther Heinen, stellvertretender Vorsitzender des Ortsverbandes Wesseling, macht hier nun eine Ausnahme: In einem Schreiben an diese Redaktion bekräftigt er die Vorwürfe Happs.
Heinen berichtet auch, dass vor wenigen Monaten erst ein erfolgreicher und fähiger VdK-Kreisgeschäftsführer, „der vielen Mitgliedern im Rhein-Erft-Kreis weit über eine Million Euro an Rückerstattungen vor Sozialgerichten erstritten“ habe, den VdK Rhein-Erft „auf eigenen Wunsch“ verlassen habe. „Grund: kein Umgang mit der Vorsitzenden.“ Der Mann selber, der Rechtsanwalt ist, wollte dazu keine Stellung nehmen.
Bericht über ähnliche Probleme im Kreis Steinfurt
Dass es um mehr als zwischenmenschliche Probleme gehen könnte, zeigt ein Artikel der „Westfälische Nachrichten“ vom 25. Februar 2024. Unter der Schlagzeile „Ein Verband kämpft mit sich selbst“ wird dort über Auseinandersetzungen innerhalb des VdK im Kreis Steinfurt berichtet, welche denen im Rhein-Erft-Kreis ähneln.
Im Kreis Steinfurt fühlt sich etwa der Ortsverband Rheine in seiner Arbeit auf „schikanöse Weise“ vom dortigen Kreisverband behindert. Es gibt auch dort „zermürbende Querelen“ zwischen einzelnen VdK-Vertretern und etwa Streit um die Verteilung von Spendengeldern. Ähnliche Auseinandersetzungen soll es laut Happ auch in den Kreisen Euskirchen, Düren und Aachen geben oder gegeben haben.
Rhein-Erft-Kreis: Konflikt zwischen Haupt- und Ehrenamt
Er sieht darin einen strukturellen Konflikt zwischen den ehrenamtlichen VdK-Mitarbeitern in den Ortsverbänden und den hauptamtlichen in den Kreisgeschäftsstellen, beim Landes- und beim Bundesverband. Die „hauptamtlichen“ Bereiche würden sich gegenüber den Ortsverbänden „abschotten“, um „ungestört“ von den Problemen an der Basis agieren zu können.
Statt die alten Ideale der gegenseitigen Unterstützung in den Ortsverbänden zu pflegen, betreibe der VdK neben seiner sozialpolitischen Lobbyarbeit auf Bundes- und Landesebene den Umbau zu einer „reinen Rechtsschutzversicherung im Bereich Sozialrecht“. Dahinter stecke eine „Systematik“, vermutet auch ein VdK-Vertreter aus Rheine. „Hauptsache, die hauptamtlichen Gehälter sind gesichert.“
Auch auf eine erneute Anfrage hin war zum Thema keine Stellungnahme vom VdK-Kreisvorstand zu bekommen. Es wurde auf den Landesverband verwiesen. Der wiederum betont, rund 8400 ehrenamtliche und 330 hauptamtliche Mitarbeiter zu haben, „die sich für die Interessen unserer circa 420.000 Mitglieder einsetzen“.
In der Regel würden die ehrenamtlichen Vorstände und die hauptamtlichen Mitarbeiter „sehr vertrauensvoll“ zusammenarbeiten. „Wo unterschiedliche Menschen zusammenarbeiten, kann es aber gelegentlich auch zu zwischenmenschlichen Problemen kommen“, heißt es. Dabei könne es im Zuge von Wahlen auch zu „persönlichen Enttäuschungen“ kommen für Personen, die sich im demokratischen Prozess nicht durchsetzen konnten: „So sehen wir die Situation im Kreisverband Rhein-Erft.“ Der Sachverhalt im Kreisverband Steinfurt habe einen ähnlichen, personenbezogenen Hintergrund.