Die Logistik-Spezialisten transportieren die hochsensible Grundstruktur der Endkappe eines Teilchendetektors, das Projekt wird seit 2020 geplant.
HasenkampSo ist das Frechener Unternehmen an einem der weltweit größten Experimente beteiligt
Mehr als 7600 Forscher aus rund 215 internationalen Instituten nehmen seit 2009 am ATLAS-Experiment teil - einem Physik-Forschungsprogramm rund um den mit einer Länge von 46 Metern weltweit größten Teilchenbeschleuniger am europäischen Kernforschungszentrum CERN in der Nähe von Genf.
Ziel ist es, wichtige Schlüsselfragen der heutigen Elementarteilchenphysik experimentell zu beantworten. Untersucht werden winzige subatomare Teilchen, die entstehen, wenn Teilchenstrahlen mit nahezu Lichtgeschwindigkeit aufeinanderprallen. Diese Kollisionen erfolgen mit einer Rate von etwa einer Milliarde pro Sekunde.
Frechen: Die erste Etappe führte per Lkw von Amsterdam nach Hamburg
Auch das renommierte Logistik-Unternehmen Hasenkamp mit seiner Zentrale in Frechen ist aktuell an dieser wissenschaftlichen Kooperation beteiligt, die als eine der größten in der Geschichte gilt. Für das Hamburger Helmholtz-Forschungszentrum DESY haben die Spezialisten eine Schlüsselkomponente für das ATLAS-Experiment transportiert: In einer ersten Etappe wurde per Lkw eine hochsensible Endkappe für den Teilchenbeschleuniger (Large Hadron Collider) sicher von Amsterdam nach Hamburg gebracht.
Zehn Mitarbeiter sind seit 2020 an dem Projekt beteiligt
Zehn Mitarbeiter des Frechener Unternehmens, das weltweit 40 Standorte hat, haben an der Entwicklung der Transportlösung, am Logistikkonzept und an der Ausführung gearbeitet. Es wurde mit einer Vorlaufzeit bereits im Jahr 2020 angestoßen und wird erst in drei Jahren mit den Transporten nach Genf abgeschlossen sein. Zum finanziellen Rahmen von Transport, Wert und Versicherung gibt es keine Angaben - aufgrund einer Verschwiegenheitserklärung, so ein Unternehmenssprecher.
Der Transport von Hightech-Geräten dieser Art stelle besondere Anforderungen an die Planung und Umsetzung, für die im Vorfeld individuelle Verpackungs- und Transporttechnologien entwickelt werden müssten, teilt Hasenkamp mit. Präzision sei dabei das oberste Gebot, jeder Handgriff werde minutiös eingeplant. Für den Transport der mechanischen Grundstruktur der Endkappe für den neuen Silizium-Streifendetektor des ATLAS-Experiments haben die Logistik-Experten von Hasenkamp alles von der schwingungsarmen Spezialverpackung bis zur Transportroute ins Detail geplant.
Der Transport begann am Nikhef, dem niederländischen Institut für Teilchenphysik in Amsterdam und führte zur Detector Assembly Facility (DAF) am Helmholtz-Forschungszentrum DESY in Hamburg. Diese Strecke bildet die erste Etappe auf dem Weg zum finalen Ziel, dem CERN in der Schweiz.
„Der Transport war ein spannender Abschnitt des Projekts – es hat einige Tage gedauert, bis die Endkappe in die Reinräume der DAF geschoben werden konnte. Dort wird sie in den nächsten drei Jahren mit Siliziumsensoren und weiteren Komponenten bestückt“, erklärte DESY-Ingenieur Volker Prahl.
„Dieser Auftrag war eine besondere Herausforderung“, urteilt Thomas Bräuning, Geschäftsführer von Hasenkamp Final Mile Services. „Mit einer speziell entwickelten schwingungsarmen und klimastabilen Transportlösung konnten wir die hohen Anforderungen des Projekts dank unserer langjährigen Erfahrung im Umgang mit hochsensiblen Gütern erfüllen.“
Für die Endkappe des ATLAS-Detektors wurde eine maßgeschneiderte Transportbox entwickelt: Mit einer Größe von 3 x 3 x 3,5 Metern und einem Gewicht von 1.800 Kilogramm gewährleistete sie eine stabile Umgebung für die empfindliche Kohlefaserstruktur. Die Box ist mit 8,5 cm dickem Material aus der Raumfahrt isoliert und hält Temperatur und Feuchtigkeit über 72 Stunden konstant. Spezielle Lagerungsdämpfer verhindern Schocks während des Transports.
Sensoren zur Überwachung von Temperatur, Feuchtigkeit und Vibration
Während der Reise wurden Sensoren zur Überwachung von Temperatur, Feuchtigkeit und Vibration eingesetzt. Die gesammelten Daten dienen der Optimierung des nächsten Transports, bei dem die Endkappe mit rund 35 m² Siliziumsensoren und weiteren Komponenten vollständig montiert sein wird, so das Unternehmen.
„Die hohen Anforderungen an Stabilität und Klimakontrolle sind entscheidend, um Schäden an der Struktur zu vermeiden“, erläutert Bräuning. „Der Transport war zugleich eine Generalprobe für die spätere Lieferung der fertigen Endkappe nach Genf.“ Sowohl die bei DESY in Hamburg gebaute als auch die Schwesterendkappe von Nikhef in Amsterdam werden später in zwei Fahrten zum CERN gebracht und dort im Zuge eines von langer Hand geplanten Umbauzeitfensters eingesetzt.
Das 1903 gegründete Logistikunternehmen Hasenkamp wird in fünfter Generation von den Inhabern Hans-Ewald Schneider und Dr. Thomas Georg Schneider sowie von Ralf Ritscher geführt. Neben der Zentrale in Frechen verfügt das Familienunternehmen weltweit über mehr als 40 Standorte. Rund 1.000 Mitarbeiter legen Hand an, wenn es um die Planung, den Transport und die Lagerung von sensiblen und hochwertigen Gütern geht. Hasenkamp gliedert seine Aktivitäten in vier Geschäftsbereiche: Fine Art, Relocation, Archivdepot und Final Mile Services. (aj)