Im Prozess um die getötete Ukrainerin berichtete ihre Tante über die Aussagen des zehnjährigen Mädchens. Welche Rolle spielte ein Staubsauger?
GewalttatSo erinnert sich Olesias Tochter an die letzten Stunden ihrer Mutter in Frechen

Olesya S. genoss ihre Freiheit und ihren wieder gefundenen Lebensmut, den sie an andere Frauen und Geflüchtete weiter geben wollte. Im August 2024 wurde sie Opfer einer Gewalttat und im Alter von 35 Jahren getötet. Sie hinterlässt drei kleine Kinder.
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„Wir werden uns heute mit den Tücken eines Saugers auseinandersetzen“, kündigte Richter Peter Koerfers an. Im Prozess um die mutmaßlich von ihrem geschiedenen Ehemann getötete Olesia S. ringt die 5. Große Strafkammer am Landgericht um Klärung, ob der 44-Jährige die 35-Jährige in der Nacht vom 4. auf den 5. August 2024 möglicherweise im Flur erwürgte, sie dann in eine Wohnzimmerecke schleppte und ihr dort noch mit einem Staubsaugerrohr einen Schlag auf den Kopf versetzte.
Fotos des Tatorts vom Montagnachmittag, 5. August, zeigen das Haushaltsgerät ordentlich abgestellt neben einem Schrank im Flur. Der Angeklagte hatte behauptet, Olesia S. sei im Streit mit dem Rohr auf ihn losgegangen und im anschließenden Kampf durch seine Gegenwehr zu Tode gekommen. Den Sauger, aus dem dabei der Staubbeutel herausgeflogen sei, habe er zusammengesetzt und an seinen Platz gestellt. Den leblosen Körper will er hinter einem Wäscheständer vor der Fensterfront im Wohnzimmer abgelegt haben, damit die drei Kinder die tote Mutter nicht sehen.
Polizei konzentrierte sich auf die blutverklebten Haare und die unnatürliche Liegeposition der Leiche
Beim Auffinden der Getöteten erkannte die Polizei den Staubsauger offenbar nicht als mögliches Tatwerkzeug. Das Augenmerk konzentrierte sich auf die unnatürliche Liegeposition der Leiche und die blutverklebten Haare. So wurde das Haushaltsgerät nicht sofort sichergestellt und verschwand kurz darauf sogar aus der Wohnung. Wie und warum der Sauger erst bei ihr und schließlich bei einer Freundin gelandet war, wollte das Gericht nun von Olesias Tante wissen. Die Hoffnung, daran noch relevante Spuren zu finden, dürfte gering sein.
Mama ahnte wohl, was passieren wird, sie hat mit uns Kindern darüber geredet, was wir später machen sollen
Die Zeugin sollte außerdem wiedergeben, was ihr das Älteste der drei Kinder des Paares, das die Tat mitbekam, erzählt hatte. Im Wesentlichen deckten sich die Schilderungen mit dem, was die zum Tatzeitpunkt Zehnjährige ihrer Trauma-Therapeutin anvertraut hatte. „Mama hat geschrien und nach mir gerufen“, habe das Kind erzählt.

Die drei kleinen Kinder von Olesia S. nahmen bei einer Seebestattung Abschied von ihrer Mutter.
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Dass sie selbst gegen Mitternacht noch wach war, soll sie mit einem langen Gespräch mit der Mutter begründet haben. „Mama ahnte wohl, was passieren wird, sie hat mit uns Kindern darüber geredet, was wir später machen sollen“, teilte die Zehnjährige später ihre Gedanken.
Bis heute plagen sie Schuldgefühle, weil sie aus Angst nur die Schlafzimmertür öffnete, sich aber nicht hinaus traute. Denn in der Dunkelheit glaubte sie, ein Monster treibe im Flur ein Unwesen. Das habe sich über etwas am Boden Liegendes gebeugt. Seitdem soll sie die Älteste, die laut ihrer Therapeutin für die kleinen Brüder eine Beschützerrolle übernimmt, vorwerfen: „Ich hätte Mama helfen müssen.“ Der Prozess wird fortgesetzt.