Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Die Welt hat sich geändert“So sieht der neue DHL-Chef in Frechen die Zukunft des Versands

Lesezeit 7 Minuten
Auf dem Bild ist der neue Leiter der DHL-Niederlassung Betrieb Köln-West in einem Verteilzentrum zu sehen.

Boris Dobra ist der neue Leiter der DHL-Niederlassung Betrieb Köln-West in Frechen.

Weniger Briefe, aber mehr Pakete: Auch am DHL-Standort Frechen wird es Veränderungen geben, um auf den Wandel zu reagieren.

Seit September 2024 ist Boris Dobra neuer Leiter der Niederlassung Betrieb Köln-West der DHl Group in Frechen. Seine Vorgängerin Katharina Putz wechselte zur Niederlassung in Hamburg. Der 53-jährige Familienvater steht vor großen Aufgaben: Er ist für rund 4300 Mitarbeitende verantwortlich, in der Niederlassung Köln West wurden 2024 insgesamt über 150 Millionen Pakete und Warensendungen sowie mehr als 470 Millionen Briefe bearbeitet. Mit Alexa Jansen sprach er über die Herausforderungen des Wandels des Versandverkehrs für das Unternehmen und die Mitarbeitenden sowie die Zukunftspläne für den Standort Frechen, die Briefwahl und seine Leidenschaft für Sport.

Wie ist Ihr Start in Frechen verlaufen?

Ich bin von einem super Team sehr gut in der Niederlassung Köln-West aufgenommen worden und fühle mich hier sehr wohl. Es wurde mir leicht gemacht, hier anzukommen. 

Wie sieht Ihr Arbeitstag aus?

Gegen 8 Uhr starte ich meinen Tag in einem Betriebsstandort, danach geht es in die Niederlassung, wo ich mich dem Tagesgeschäft widme, ab nachmittags stehen dann Zukunftsthemen auf der Agenda. Ich finde es sehr schön und vor allem auch wichtig, draußen bei den Mitarbeitern zu sein. Durch meine Anwesenheit kann ich ihnen Wertschätzung zeigen und erhalte von ihnen ein Feedback aus erster Hand. Themen wie die Einarbeitung neuer Mitarbeiter, Dinge aus dem betrieblichen Ablauf – von kleinen banalen wie eine Routenänderung durch eine Baustelle oder größere wie den Bau eines neuen Standorts in Köln-Hahnwald.

Mein Wunsch ist, hier zusammen mit den Mitarbeitern den Struktureffekt und -wandel gut zu meistern. Man muss viel mit ihnen sprechen, ihnen die Veränderungen erklären. Ich will so viel wie möglich bei ihnen draußen sein, ich fahre auch regelmäßig auf den Zustelltouren mit. Zahlen sind zwar meine Leidenschaft, aber nur draußen kann ich sie greifbarer und mir ein richtiges Bild machen - es ist wichtig, dass ich es gesehen und verstanden habe. Und zwar nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis.

Wie verändert sich aktuell der Waren- und Briefverkehr?

Unsere Arbeitswelt ist im Wandel, der Trend ist eindeutig: Es gibt weniger Briefe, dafür aber mehr Pakete – die Welt hat sich geändert.

Die Verbundzustellung (Pakete und Briefe aus einer Hand) ist im ländlichen Raum schon fast etabliert, in den Innenstädten ist das natürlich schwieriger, da es dort zu  viele Pakete pro Stopp gibt. Aber wo es machbar ist, wollen wir es ändern. Bislang kommen zwei Zusteller zu einem Haus, die Briefe und die Pakete. Wenn dies nun ein Zusteller gemeinsam erledigt, wird auch die Verkehrsbelastung viel weniger. Je weniger Verkehr durch die Zusteller, umso besser. Auch für Gewerbegebiete wird es extra Zusteller geben. Bei diesem Struktureffekt ist es wichtig, die Menschen mitzunehmen. Es gibt neue Anforderungen der Kunden und Betriebe. Es wird sich auch der Ablauf für die Zustellkräfte ändern, wie zum Beispiel Haltepunkte statt von Haus zu Haus zu fahren. Dieser Wandel ist die größte Herausforderung.

Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Wandel für den Standort Frechen?

Wir könnten uns vorstellen, dass wir hier in Frechen in naher Zukunft das Vorbereitungszentrum, den reinen Briefbereich, verändern und dafür einen neuen Verbundstandort einrichten, an dem Briefe und Pakete parallel bearbeitet werden können. Denn in Zukunft werden wir einfach mehr Platz für die wachsenden Paketmengen benötigen.

Wie sehen Sie die Zukunft des Briefes?

Es wird immer Briefe geben, vieles muss weiterhin als Brief versendet werden, zum Teil auch aus gesetzlichen Gründen. Aber es verschiebt sich. Persönlich schreibe ich Weihnachtskarten, und öfters auch an meine Eltern. Zudem bekommen alle Mitarbeiter einen Geburtstagsbrief, das ist für mich ein Gesetz.

Wie ist das Weihnachtsgeschäft gelaufen?

Weihnachten ist natürlich immer Hochsaison bei uns. Der stärkste Tag im vergangenen Jahr war aber bereits Anfang Dezember, am 3.. Das war rund um den Black Friday, da haben wir hier in Frechen 575.000 Sendungen am Tag bearbeitet, bundesweit waren es 12 Millionen. Generell fahren wir in der Weihnachtszeit, von der letzten Novemberwoche bis zum 24. Dezember in allen Bereichen das Personal hoch. Briefe, also die Weihnachtskarten, werden zumeist in den letzten beiden Dezemberwochen versendet. Hier in Frechen ist das alles gut gelaufen, wir haben alles unter die Weihnachtsbäume bekommen. Ich bin stolz auf die Mannschaft, zu sehen, wie sich alle ins Zeug legen, längere Schichten machen. Generell ist unsere Personaldecke stabil, wir können unsere Leute halten.

Wie wirkt sich aktuell die Briefwahl auf Ihre Arbeit aus? Welche Tipps haben Sie für Briefwähler?

Auch für die Bundestagswahl, die wir aktuell auf dem Schirm haben, halten wir die Mitarbeiter. Die Vorbereitung ist ja dieses Mal etwas kurzfristiger als sonst, wir haben die Urlaubsplanung und den Abbau von Überstunden der Mehrarbeit angepasst. Köln und das Umland sind mit den Wahlbenachrichtigungen ja versorgt, das hat gut geklappt. Wir haben auch einen festen Mitarbeiterstamm aus Studenten oder auch Hausfrauen, die flexibel sind, so können wir die Mitarbeiterzahl hochfahren.

Bei uns allen ist auch immer ein Stück Stolz dabei, ein Teil der Wahl zu sein. Wir leisten damit ja auch einen Beitrag zur Demokratie. Wir sind guter Dinge, dass mit der Briefwahl alles gut klappt. Wir haben in den Niederlassungen Extra-Teams für die Briefwahl. Ich rate zu einem raschen Versand der Briefwahl – je früher raus, desto besser. Wir stellen sicher, dass alles, was bis Donnerstag, 20. Februar, im Briefkasten ist, auch bis zur Wahl zugestellt ist und gezählt wird. Wichtig ist, dabei auf die Leerzeiten der Briefkästen zu achten. Für uns ist Samstag, 22. Februar, der letzte Zustelltag.

Welche Leidenschaft pflegen Sie neben Ihrer Arbeit?

Ich habe auch ein Leben neben der Post, bin Dortmund-Fan und liebe alles rund um Bälle. Allerdings werden sie mit zunehmendem Alter kleiner, von Fußball über Tennis zum Golf. Wir sind eine sehr sportliche Familie, meine Frau war Leistungssportlerin, mein Sohn hat im Kader Golf gespielt. Wann immer es meine Zeit erlaubt, laufe ich. Laufen geht überall und besonders gut auch in einer Gruppe. Ich laufe auch gerne mit Mitarbeitern, da lernt man sie noch einmal anders kennen. Bei meiner Tätigkeit in Koblenz habe ich auch die DHL-Fußballmannschaft begleitet, da bekommt man noch einmal auf einer anderen Ebene einen Draht zueinander. Der Leitspruch unseres Unternehmens „Ein Betrieb, ein Team“ zeigt sich da besonders.

Wir haben als DHL-Mitarbeitenden schon oft mit Gruppen an Benefizläufen teilgenommen, zuletzt erst für ein Netzwerk rund um Brustkrebs. Ich will auch hier in Frechen ein Teil der Gemeinde werden und uns als Unternehmen einbringen, in die Sportvereine und auch in die Schulen. Wir werden uns konkret anbieten und schauen, was man zusammen machen kann. Das dient letztendlich auch der Gewinnung von Mitarbeitern.


Zur Person: Boris Dobra ist in Wiesbaden aufgewachsen und studierte Betriebswirtschaftslehre an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Nach dem Studium war er in der Bankenbranche, seit Juli 2012 in verschiedenen leitenden Positionen bei der Deutschen Post AG tätig. Der 53-Jährige ist verheiratet, Vater eines Sohnes und lebt mit seiner Familie in Erpel im Landkreis Neuwied. Als private Hobbys bezeichnet er seine Familie, Kochen und Sport, insbesondere Laufen und Golf.


Zum Unternehmen: Die Niederlassung Betrieb Köln West mit dem Hauptsitz in Frechen verantwortet das operative Geschäft von Post & Paket Deutschland in den Postleitregionen 50 und 52. Insgesamt sind rund 4300 Mitarbeitende aus 89 Nationen tätig. In der Niederlassung wurden 2024 insgesamt über 150 Millionen Pakete und Warensendungen sowie mehr als 470 Millionen Briefe bearbeitet. Im Briefzentrum Frechen sind davon im letzten Jahr rund 344 Millionen Briefe bearbeitet worden.