Der 24-jährige Maximilian Reuter ist Vizekommandant des Kölner Tanzkorps Blaue Jungs der Kölner Traditionsgesellschaft KG Lövenicher Neustädter 1903.
Blaue JungsFrechener gibt für Kölner Tanzkorps den Fußball auf
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Maximilian Reuter hat 2018 als Tänzer bei dem Kölner Tanzkorps Blaue Jungs angefangen.
Copyright: Blaue Jungs
Eines steht für Maximilian Reuter aus Frechen-Bachem fest: „Die Karnevalswoche gehört dem Verein.“ Einem Verein, der ihn nicht nur vor 14 Jahren als Kinderprinz inthronisierte, sondern ihm auch seine Freundin und Tanzpartnerin Sina Körmendy bescherte. Der ihm seine berufliche Position vermittelte und ihn von Frechen aus auf die großen Kölner Bühnen führt - wie kürzlich in den Gürzenich. Der 24-Jährige ist leidenschaftlich bei dem Tanzkorps Blaue Jungs der Kölner Traditionsgesellschaft KG Lövenicher Neustädter 1903 engagiert - und das bereits in dritter Generation.
„Karnevalistisch bin ich in Köln-Lövenich groß geworden, meine Großeltern haben dort lange gewohnt. Mein Opa ist seit 50 Jahren dabei, mein Vater ist seit 25 Jahren in der Gesellschaft,“ berichtet der Bachemer. Schon früh trat er in die familiären Fußstapfen: 2010 war er im Kinderdreigestirn Lövenich Weiden Junkersdorf Standartenträger, eine Session später übernahm er als Kinderprinz die närrische Regentschaft.

Maximilian Reuter (M.) war in der Session 2011/12 Prinz im Kinderdreigestirn Lövenich Weiden Junkersdorf. Zusammen mit Prinzessin Philippa Egge, Bauer Nico Westheide und Standartenträger Alexander Radner absolvierte er damals rund 60 Auftritte.
Copyright: Eickler
Zum Tanzkorps Blaue Jungs stieß Reuter 2018 und gab dafür eine andere Leidenschaft auf - den Fußball, den er jahrelang beim VfR Bachem spielte. „Wir trainieren dreimal die Woche, insgesamt sechs Stunden, da bleibt nicht mehr viel Zeit für anderes“, analysiert er. Seit diesem Jahr hat sich der Zeitaufwand noch erhöht, der Frechener ist Vizekommandant der Tänzer geworden: „Ich habe nun viele Organisationsthemen, kümmere mich um Probetrainings, Social Media und Instagram.“
Frechen: Bachemer steht als Moderator auf der Bühne
Rund sechs Stunden die Woche engagiere er sich zusätzlich für dieses Amt, wichtig sei ihm dabei vor allem, immer als Ansprechpartner für die Truppe erreichbar zu sein und immer ein offenes Ohr zu haben.„ Meine Aufgabe ist breit gefächert, ich unterstütze, wo ich gebraucht werde,“ freut sich Reuter über das Vertrauen seines Tanzkorps. So kommt es auch vor, dass er bei Auftritten der Tänzer als Moderator auf den Bühnen der Sitzungen steht.
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Das Kölner Tanzkorps Blaue Jungs präsentiert bei seinen Auftritten akrobatische Einlagen und aufwendige Hebefiguren.
Copyright: Blaue Jungs/Marc Britz
Der Tanzkorps setzt auf Zusammenhalt, bei den rund 30 Auftritten pro Session gestaltet sich jeder etwas anders. „Wir haben immer ein Tanzpaar des Tages, damit alle auch einmal ganz vorne im Mittelpunkt stehen können“, erläutert Reuter. Bei den akrobatischen Einlagen und aufwendigen Hebefiguren müssten sich alle aufeinander „zu 120 Prozent“ verlassen können.
„Die Tänzer tragen eine hohe Verantwortung für ihre Partnerinnen, wenn sie durch die Luft geworfen werden. Das ist Leistungssport. In den letzten Jahren habe er schon einige Verletzungen mit erlebt.“, so der 24-Jährige. Und in dieser Session hat es ihn selbst mit einer Handverletzung erwischt. „Aber Tanzen geht trotzdem, da brauche ich meine Hand ja nicht“, berichtet Reuter tapfer.
Im Karneval fehlt zunehmend die Lobby für Tanzkorps, es geht zu sehr in Richtung Ballermann
Für seinen Tanzkorps hat der Frechener auch noch einen klaren Wunsch: „Im Karneval fehlt zunehmend die Lobby für Tanzkorps. Es geht alles sehr in Richtung Ballermann und Party machen, auch auf vielen Sitzungen.“ Oft gäbe es auf den Sitzungen nur jeweils einen Tanzkorps, der auftreten könne - es fehle an Wertschätzung.
„Wir leisten intensive Ganzjahresarbeit, trainieren 40 Wochen im Jahr für die Sessionen. Früher freuten sich die Gäste auf die Tanzgruppen, heute auf die Mallorca-Stars“, analysiert Reuter. Dies sei nicht mehr der traditionelle und kulturell verwurzelte Karneval, den die Tanzkorps pflegten. „Ich würde mich freuen, wenn wieder mehr Tanzkorps auf den Sitzungen Auftritte erhalten würden.“
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Maximilian Reuter hat 2018 als Tänzer bei dem Kölner Tanzkorps Blaue Jungs angefangen.
Copyright: Blaue Jungs/Antonia Florina
Für ihn selbst bleibt während der Karnevalstage keine Zeit, privat und außerhalb des Korps zu feiern. Aber das ist auch gar nicht gewollt: „Ich bin täglich mehrere Stunden mit der Truppe unterwegs. Wenn man auch während des Jahres so viel Zeit miteinander verbringt, erwächst daraus auch der Freundeskreis, es ist alles sehr familiär bei uns“, so der Versicherungs- und Finanzanlagenkaufmann, der bei einer Agentur in Pulheim arbeitet. Und sein Chef hat für das Engagement vollstes Verständnis, er ist selber Korps-Tänzer - natürlich bei den Blauen Jungs.
Seit über 70 Jahren steht das Tanzkorps Blaue Jungs der Traditionsgesellschaft KG Lövenicher Neustädter 1903 mit rund 40 Tänzerinnen und Tänzer auf den Bühnen in Köln und dem Kölner Umland. Mit akrobatischen Einlagen, raffinierten Hebefiguren und wechselnden Choreografien zu klassischen und aktuellen kölschen Liedern begeistert das Tanzkorps das Publikum. Im November 2024 wurde das Tanzkorps durch das Festkomitee Kölner Karneval zur „Echt kölschen Tanzgruppe“ ernannt. (aj)