Vier Töpferöfen und ein BunkerArbeiter stoßen auf einer Baustelle auf Relikte
- Wer in Frechen bauen will, muss mit historischen Funden im Boden rechnen.
- Das hat sich auch Anfang August an der Rosmarstraße wieder gezeigt.
- Bauarbeiter wollten ein Haus abreißen, das Areal für einen Neubau vorbereiten – und stießen auf interessante Relikte.
Frechen – Wer in Frechen bauen will, muss mit historischen Funden im Boden rechnen, auch dann, wenn an der Stelle schon ein Haus stand. Diese Erfahrung machten Anfang August auch Bauarbeiter auf der Rosmarstraße, die dort ein altes Haus abreißen und das Areal für den Neubau eines Mehrfamilienwohnhauses vorbereiten sollten.
Dabei stießen sie zunächst auf zwei Eisenrohre, die aus dem Boden ragten. Bei weiteren Ausschachtungsarbeiten kamen Ziegelmauern und eine Stahltür zum Vorschein. Auf dem Grundstück entdeckten die Arbeiter und der Archäologe Dr. Andreas Vieten, den man hinzugezogen hatte, einen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg und mehrere Töpferöfen und keramische Lagerstätten.
Belüftungsrohre eines Weltkriegs-Bunkers
Die beiden Rohre gehören zu einem Luftschutzbunker, in dem die Menschen aus der Nachbarschaft während der Luftangriffe Zuflucht fanden. Sie dienten zur Belüftung eines verwinkelten Ganges, der über zwei Ausgänge mit Stahltüren verfügte. Im Bunker fand man in etwa sechs Meter Tiefe Halterungen für Sitzbänke. Auch einige Holzbretter, die wahrscheinlich ebenfalls als Sitzgelegenheiten dienten, waren noch vorhanden, ebenso Fragmente der elektrischen Beleuchtung. Auf einer Bank lagen verrostete Teile einer Lampe.
„Erst dachten wir, die Rohre gehören zu dem benachbarten Töpferofen, den wir freigelegt hatten“, erzählt der Baggerführer. Doch Archäologe Andreas Vieten kam zu dem Schluss, dass die beiden Funde nichts miteinander zu tun haben und aus unterschiedlichen Zeiten stammen. Der Bunker wurde wahrscheinlich in den Jahren 1941/42 gebaut. Daneben fanden sich Relikte eines Steinzeugofens, der aus dem 16. oder beginnenden 17. Jahrhundert stammen dürfte. Deutlich waren dort Verfärbungen im Erdreich zu sehen, die auf die Hitze beim Brennen zurückzuführen sein dürften.
Gut erhaltener Irdenwarenofen
Wesentlich besser erhalten als der Kannen- oder Steinzeugofen war ein Irdenwarenofen an der Westseite des Grundstücks, der aus der selben Zeit stammen dürfte, aber auch Fabrikationsspuren aus dem 19. Jahrhundert zeigte. Dieser Ofen war irgendwann umgebaut worden, wie die weiteren Ausgrabungen zeigten. Unter anderem war die ursprüngliche Feuerung abgebrochen worden.
Nach Aussage des Frechener Denkmalbeauftragten Egon Heeg, der die Funde zusammen mit Andeas Vieten begutachtete, war dies ein Ofen mit „überschlagender Flamme“, bei dem aufgrund seiner Bauweise gewährleistet war, dass die farbige Bleiglasur nicht verbrannte.
Lagerstätten mit Fehlbränden und Scherben
Im Umfeld des Ofens wurden viele Scherben von Kannen, Tellern und Schüsseln sowie die steinerne Bodenplatte einer Töpferscheibe gefunden. Die Archäologen stießen zudem auf Lagerstätten, wo die Töpfer Fehlbrände und Scherben deponiert hatten. Sie fanden dort auch ganze Bartmannkrüge und Scherben mit wunderbaren figürlichen Darstellungen. Sie machten auf dem Grundstück die Reste von vier Öfen und drei Scherbenlagern ausfindig.
Es ist anzunehmen, dass die Töpferöfen auf dem Gelände vor dem Jahr 1834 errichtet worden sind. Danach hätte der Bau behördlich genehmigt werden müssen, entsprechende Unterlagen sind aber im Archiv nicht vorhanden. Auf dem Gelände habe sich von etwa 1820 bis mindestens 1901 die Töpferei der Familie Maubach befunden, erklärt Egon Heeg. Die Maubachs waren so genannte „Düppenbäcker“, stellten also Irdenware her, bunt bemaltes, bleiglasiertes Geschirr. Funde zeigten aber auch, dass es Versuche mit Salzglasur in den Öfen gab.
Irdenwarenofen ist zu erhalten
Nach Rücksprache und Besichtigung des Fundortes durch die Mitarbeiter des Amtes für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) und der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Frechen wurde festgelegt, dass der Irdenwarenofen zu erhalten ist. Er wird nach der Kartierung mit Quarzsand verfüllt und erhält einen Betondeckel.
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Für den Bauherrn des Wohnhauses bedeutet dies den Verlust von zwei Stellplätzen in der Garage des Neubaus. Voraussichtlich kann der Verzicht aber durch Parkplätze vor dem Haus kompensiert werden.