AboAbonnieren

VogelschutzWeniger Möwen als sonst brüten auf der Baustelle im Gewerbegebiet in Frechen

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Foto sind die Naturschützer zu sehen, die die Möwen auf der Baustelle beobachten

Die Leiterinnen der Nabu-Ortsgruppe Frechen, Ulla Koslowski-Demel (l.) und Simone Billotin besuchen mit dem Nabu-Vogelexperten Benedikt Hillebrandt regelmäßig die Baustelle und beobachten die Bruttätigkeit der Möwen.

Einige der Vögel sind auf die Dächer in der Nachbarschaft umgezogen, mit einem Baustopp wird dieses Jahr nicht gerechnet.

Ein lautes Kreischen schallt besonders in den frühen Abendstunden über das rund elf Hektar große Gelände des ehemaligen Kaufhof-Zentrallagers im Frechener Gewerbegebiet an der Europaallee – einige „Frechener Möwen“ sind zur Brutsaison wieder zu ihrem Stammquartier zurückgekehrt. Im vergangenen Jahr mussten dort die Abbrucharbeiten zum Schutz der brütenden Vögel für einige Wochen ruhen.

Rund 50 Brutpaare hatten sich mitten in der Baustelle auf Schuttbergen zum Nisten niedergelassen, da sie standorttreu sind und früher auf den Flachdächern der Lagerhallen ideale Brutbedingungen fanden. Auf dem Gelände nisten seit mehr als 50 Jahren regelmäßig große Kolonien von Sturm-, Herings- und Mantelmöwen. Die Anzahl der Heringsmöwen in Frechen wurde lange Zeit sogar als größte Binnenlandkolonie in ganz Deutschland gewertet.

Einige der Möwen haben sich auf benachbarte Dächer zurückgezogen

In diesem Jahr scheint nun aber eingetreten zu sein, was Naturschützer und Baufachleute eigentlich schon für 2023 erwartet hatten: Einige der Möwen haben sich auf andere Dächer des Gewerbegebietes zurückgezogen, insgesamt ist die Anzahl der Vögel, die über der nun fast ebenen Fläche kreisen, geringer geworden.

Auf dem Bild ist eine brütende Möwe zu sehen.

Einige der Möwen sind für den Bau von Nistplätzen auf benachbarte Flachdächer ausgewichen.

„Der Bestand hat abgenommen, die Möwen haben sich zersiedelt“, konstatiert der Nabu-Vogelexperte Benedikt Hillebrandt, der regelmäßig mit Ulla Koslowski-Demel und Simone Billotin von der Nabu-Ortsgruppe Frechen die Baustelle von außen beobachtet und auf das Wohl der Möwen achtet. Die Naturschützer stellen fest, dass sich die Möwen zum größten Teil auf Dächern in der Nachbarschaft tummeln und dort auch schon Nester gebaut haben. „Allerdings treffen sich die Vögel abends nach Ende der Bauarbeiten auf dem Gelände, mal sehen, wie es sich noch entwickelt“, so Billotin.

Akutell befinden sich drei Möwen-Nester und zwei Nest-Reste auf dem Baufeld, die zum Schutz der Tiere jeweils abgesperrt wurden.
Firma Logicor, Eigentümerin des Geländes

Einen genauen Überblick über die Aktivitäten der Möwen hat auch die Firma Logicor, sie ist die neue Eigentümerin des Geländes und arbeitet wie im Vorjahr eng mit einer ökologischen Baubegleitung zusammen. „Aktuell befinden sich drei Möwen-Nester und zwei Nest-Reste auf dem Baufeld, die zum Schutz der Tiere jeweils abgesperrt wurden, die Brutzeit kann so ungestört fortgesetzt werden“, teilt Logicor mit.

Alle zwei Wochen soll das Gelände überprüft werden

Erst am Mittwoch, 22. Mai, sei bei einer Begehung mit dem Gutachter für die ökologische Baubegleitung festgestellt worden, dass darüber hinaus keine weiteren Bruttätigkeiten von Möwen auf dem Grundstück stattgefunden hätten. „Die Möwen haben ihre Nistplätze wohl auf benachbarte Liegenschaften verlagert“, so Logicor. Alle zwei Wochen werde dies weiterhin vor Ort geprüft, mit einer Einschränkung der Bautätigkeit werde aktuell aber nicht gerechnet.

Auch die Untere Naturschutzbehörde Rhein-Erft betätigt, dass sich in diesem Jahr deutlich weniger Möwen auf der Baustelle aufhielten als im vergangenen Jahr. „Es wurden drei Möwennester nachgewiesen, die noch keine Eier enthielten“, so die Behörde. Die Frechener Nabu-Mitglieder hoffen nun, dass die geplanten Neubauten wieder für die Möwen passende Dächer bekommen.