Wissenschaftliche SensationWie ein Frechener am Foto des Schwarzen Lochs mitarbeitete
- Das erste Foto eines schwarzen Lochs gilt als wissenschaftliche Sensation.
- Beteiligt daran war auch Dr. Heino Falcke aus Frechen.
- Der Physiker erklärt, welchen Anteil er an der Leistung des Forscherteams hatte.
Frechen/Brüssel – Die Bilder gingen um den ganzen Erdball: Es war eine Sensation, als Astronomen am Mittwoch in sechs Pressekonferenzen weltweit erstmals das Foto eines schwarzen Lochs präsentierten. Ein Großteil der Forschungen dazu hat in Frechen-Bachem stattgefunden. Denn hier lebt der wissenschaftliche Leiter des Projekts, Prof. Dr. Heino Falcke.
„Das war natürlich Teamwork“, schränkt Falcke ein. Wie der 52-Jährige berichtet, waren weltweit rund 200 Forscher an dem Projekt beteiligt. Doch der Hauptartikel, der die Ergebnisse zusammenfasst und den Falcke gemeinsam mit einem Kollegen aus Frankfurt verfasst hat, ist in der Tat zum größten Teil in Bachem entstanden. „Dafür musste ich einfach meine Ruhe haben, das habe ich zu Hause gemacht“, berichtet Falcke, der an der Radboud-Universität im holländischen Nijmegen forscht und lehrt.
Schwarze Löcher beschäftigen Frechener seit Jahrzehnten
Den schwarzen Löchern ist der Frechener schon seit Jahrzehnten auf der Spur. Er erinnert sich noch gut an einen Artikel, der vor mehr als zehn Jahren in der Lokalzeitung erschienen ist. Damals wurde Falcke als „Jäger der schwarzen Löcher“ bezeichnet: „Jetzt ist es uns gelungen, eins zu erwischen.“
Auf Falcke geht auch die Idee für das wissenschaftliche Projekt zurück. Bereits 2000 hat er in einem Aufsatz vorgeschlagen, mit mehreren Radioteleskopen zu versuchen, Fotos von schwarzen Löchern anzufertigen – so, wie es den Wissenschaftlern jetzt gelungen ist. „Damals dachte ich, dass wir es schaffen könnten, in zehn Jahren ein Foto von einem schwarzen Loch zu machen“, berichtet Falcke.
Es hat zwar fast doppelt so lange gedauert, aber das Ergebnis ist spektakulär. An Heino Falcke war es auch, das Foto des schwarzen Lochs am Mittwoch während einer Pressekonferenz in Brüssel zu präsentieren: „Das war durchaus einer der spannendsten Momenten meines Lebens.“ Einige seiner Kollegen hätten Angst gehabt, dass das Ergebnis nicht überzeugen könnte, berichtet Falcke. Doch all diese Sorgen waren zerstreut, als es am Ende spontanen Applaus gab.
Als er selbst das erste Mal das schwarze Loch gesehen habe, sei er „wie elektrisiert“ gewesen. Das war im Sommer 2018. Damals handelte es sich noch um Rohdaten. „Das war wie eine unsaubere dahingekritzelte Partitur. Man konnte die Töne noch nicht hören, aber man ahnte angesichts der Noten schon etwas von der Musik“, sagt Falcke.
Bereits seit 1985 ein begeisterter Physiker
Bei aller Begeisterung galt es, auf dem Teppich zu bleiben. Schließlich mussten die Ergebnisse von verschiedenen Forschungsgruppen, die mit unterschiedlichen Methoden arbeiteten, bestätigt werden.
Die Ursprünge von Falckes Begeisterung für die Physik liegen am Gymnasium in Frechen. Dort machte er 1985 sein Abitur, bevor er in Köln und Bonn studierte. In Frechen ist Heino Falcke bis heute fest verwurzelt. Hier ist er aufgewachsen, hier lebt er nach wie vor mit seiner Familie. Viermal die Woche pendelt er täglich zur Universität nach Nijmegen, einmal wöchentlich arbeitet er am Max-Planck-Institut in Bonn.
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In Frechen ist Heino Falcke auch in der evangelischen Kirchengemeinde aktiv. Dort engagiert er sich als Prädikant: Er predigt, hält Gottesdienste ab, auch Hochzeiten und Beerdigungen, wenn es seine Zeit zulässt. Sieht er keinen Widerspruch zwischen Glaube und Naturwissenschaft? „Beide haben die gleichen Wurzeln“, sagt Falcke. Die Universität sei aus der Kirche heraus entstanden, gläubige Menschen hätten die Wissenschaft geprägt.
„Wichtig ist es, im Dialog zu bleiben“, meint der Physiker. Aus seiner Sicht ergänzen sich beide Disziplinen. Die kritische Haltung der Naturwissenschaften auf der einen Seite, und die Theologie auf der anderen, die den Blick auf das große Ganze und seine Sinnzusammenhänge lenkt. „Die Wissenschaft allein kann zynisch und materialistisch werden“, sagt Heino Falcke.
Für ihn ist auch das schwarze Loch ein Teil der Schöpfung. Falcke hat es auch schon einmal als „Tor zur Hölle“ bezeichnet: „Es ist ein brodelndes Inferno, eine lebensfeindliche Umgebung“. Was sich hinter dem schwarzen Loch befindet, wisse niemand. Das sei ein großes, faszinierendes Mysterium. „Man könnte es überleben, wenn man dort hineingerät“, sagt der Wissenschaftler, „aber man würde es nie wieder hinausschaffen, um davon zu erzählen.“