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„12 Uhr mittags“Momentaufnahme am Frechener Katharinen-Hospital

Lesezeit 3 Minuten

Friedrich Schmitz ist zum vierten Mal im Frechener Krankenhaus. Er hat ein neues Kniegelenk bekommen.

  1. In unserer Sommerserie machen wir Momentaufnahmen in der Region.
  2. Wir besuchen in den Ferien belebte und einsame Orte – und beobachten, was dort geschieht.

Frechen – Eine ältere Dame im roten Bademantel steht an einem Fenster in den oberen Stockwerken und schaut regungslos in die Weite. Ist sie traurig? Hat sie Angst? Wartet sie auf Besuch? Oder ist sie nach einer unruhigen Nacht einfach nur übermüdet?

Die Patientin im St.-Katharinen-Hospital in Frechen nutzt die Mittagszeit für eine Pause, bei der die Gedanken schweifen dürfen. Vielleicht beobachtet sie auch nur das Geschehen auf dem Parkplatz des Krankenhauses, das trotz der ruhigen Mittagsstunde einige Abwechslung bietet und an ein Bild aus einem Wimmelbuch für Kinder erinnert.

Zaghafter Optimismus

Da gibt es die positiven Ereignisse, die zaghaften Optimismus und eine anrührende Erleichterung vermitteln: Ein älterer Herr mit weißen Haaren eilt mit einer Reisetasche aus dem Gebäude, scheinbar kann es ihm gar nicht schnell genug gehen. Nervös schaut er auf seine Armbanduhr und muss doch nur eine Minute warten. Dann hält ein zügig fahrender schwarzer Kleinwagen, eine Frau steigt aus, umarmt und küsst ihn und verfrachtet sein Gepäck und bringt ihn nun wahrscheinlich nach Hause.

Eine Patientin hat es sich im Schatten der Bushaltestelle bequem gemacht und telefoniert mit ihren Lieben: „Bei der Darmspiegelung gab es keine weißen Flecken mehr!“, erzählt sie befreit. „Siehst Du, sie kriegen Dich schon wieder hin“, antwortet eine junge Männerstimme am anderen Ende der Leitung Mut machend.

Krücken und Thrombosestrümpfe

Zuversichtlich ist auch Friedrich Schmitz aus Euskirchen mit seinem Zimmernachbarn vor dem Krankenhaus mit langsamen Schritten unterwegs. Beide gehen an Krücken, beide haben noch Thrombosestrümpfe und kurze Hosen an. „Letzten Montag habe ich ein neues Knie bekommen, man muss ja was für die Knochen tun, nur nicht rasten“, äußert er sich lebensbejahend. Zwei- bis dreimal am Tag machen sich die beiden älteren Herren nun auf den Weg nach draußen, ansonsten sind sie auf dem Krankenhausflur auf Tour: „Nur im Zimmer, im vierten Stock, da wird man ja verrückt.“ Schmitz ist schon fast Stammgast im Katharinen-Hospital, es ist bereits seine vierte Operation in Frechen. Nun hofft er auf seine Entlassung am Donnerstag.

Doch es gibt auch flüchtige Begegnungen, die ein Gefühl der Ungewissheit und der Besorgnis um die Schicksale hinterlassen: Ein junges Paar eilt mit hastigen Schritten am orange leuchtenden Hinweisschild vorbei in Richtung Notaufnahme. Eine Frau kommt mit Tränen in den Augen mit einer grünen Krankenakte aus dem Gebäude und geht langsam mit gesenktem Kopf zu ihrem Auto. Ein Rettungswagen startet eilig mit lautem Martinshorn, und ein Polizeiwagen rollt auf den Parkplatz.

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„Katharina, schütze uns“ steht auf der meterhohen Skulptur der Heiligen Katharina von Alexandrien, die der Frechener Künstler Waldemar Erdmann anlässlich des 100. Geburtstags des Krankenhauses im Jahr 1982 geschaffen hat. Mit einem milden Lächeln und gütigen Augen wacht sie über alle Ankommenden und Gehenden – hoffentlich erfolgreich.

Ein Blick zurück – und dabei wie so oft in den letzten Tagen in Gedanken bei einem der liebsten Freunde, der sich nach einer kritischen Diagnose wohl in den nächsten Wochen genau hier wird behandeln lassen müssen. Verbunden mit dem innigen Wunsch für ihn und seine Familie, dass sich alles zum Guten wendet. Die ältere Dame im roten Bademantel schaut noch immer in die Weite.

Nächste Folge: der Spielplatz an der Abtei Brauweiler in Pulheim