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FreileitungsmonteurWie die Leiterseile in Frechen auf die Strommasten kommen

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt einen Hochspannungsmast, der gerade gebaut wurde und an dem noch keine Stromleitungen hängen.

An den rund 90 Meter hohen Masten sehen die neuen Isolatoren eher klein aus.

Wir begleiten den 28-jährigen Flamur Kovrigin einen Tag bei der Arbeit als Freileitungsmonteur. Schwindelerregende Höhen sind für ihn Alltag.

Die Sprossen hinauf zu seinem Arbeitsplatz hat der 28-jährige Flamur Kovrigin noch nicht ein einziges Mal gezählt. „Aber es sind viele“, sagt er lachend, bevor er sich angegurtet auf den Weg macht. Je nach Zeitdruck schafft er die 85 Meter in fünf Minuten. Meistens können seine Kollegen und er jedoch zehn bis 15 Minuten einplanen.

Kovrigin ist Freileitungsmonteur bei der Firma Spie SAG, die im Auftrag des Unternehmens Amprion zurzeit am Lückenschluss der Stromtrasse von Rommerskirchen nach Bornheim-Sechtem arbeitet. Die Bauarbeiten laufen bereits seit 2018.

Schwindelfreiheit ist gefragt - 115 neue Hochspannungsmaste

Auf der rund 35 Kilometer langen Strecke sind bis zum Jahresende 204 Hochspannungsmasten abgebaut und auf derselben Trasse 115 neue errichtet worden. Derzeit werden im Bauabschnitt drei und vier in Frechen zunächst auf einer Länge von rund 800 Metern die Leiterseile auf die neuen Masten gezogen. Durch die Leiterseile fließt später der Strom, im Gegensatz zum Kabel sind sie nicht isoliert.

Schwindelfreiheit ist gefragt Freileitungsmonteure wie Kovrigin und seine Kollegen müssen schwindelfrei sein. Schließlich sind die meisten Maste 90 Meter hoch, manche noch höher. Zudem braucht es außer einem ärztlichen Okay auch eine ganze Menge Kondition.

Ein geknotetes, kräftiges Seil reicht von einer Verankerung im Boden bis hoch auf einen Strommast.

Vom Boden reichen die Seile bis hinauf auf den Mast.

„Doch es macht auch richtig viel Spaß“, versichert Kovrigin. Und die Aussicht sei fantastisch. „Aber es ist auch eine sehr verantwortungsvolle und anspruchsvolle Arbeit“, betont Bau-Kontrolleur Christoph Pauls von Amprion. Jeder Arbeitsschritt werde dort oben von Hand getätigt. Pauls kontrolliert die Baustellen, er muss die Bauarbeiten auch koordinieren und darauf achten, dass die Richtlinien eingehalten werden. Ohne Helm, Warnweste und Arbeitsschuhe darf auch er keine der Baustellen betreten.

Die Isolatoren waren früher aus Keramik
Bau-Kontrolleur Christoph Pauls

„Wir liegen gut im Zeitplan“, berichtet er und schaut nach oben. 56 Leiterseile müssen nun von Abspannmast zu Abspannmast gezogen werden. „Es gibt Trag- und Abspannmaste“, erklärt Pauls den Unterschied. Tragmaste halten lediglich die Leiterseile, die dort auf dicken Rollen aufliegen. An den Abspannmasten endet das jeweilige, mit Isolatoren am Mast gesicherte Leiterseil.

„Die Isolatoren waren früher aus Keramik“, berichtet Pauls. Jetzt würden sie aus Kohlefasern mit einem Silikonschirm gefertigt. „Dadurch konnte das Gewicht der Isolatoren um gut die Hälfte reduziert werden.“ Oft könnten auch mehrere Tragmaste zwischen zwei Abspannmasten stehen. Im aktuellen Bauabschnitt in Frechen steht jedoch nur ein Tragmast zwischen zwei Abspannmasten. Die Länge beträgt knapp 800 Meter, entsprechend lang sind die Leiterseile auf den Trommeln.

Die Leiterseile haben einen Kern aus Stahl

Die Leiterseile sind 32 Millimeter dick und haben einen Kern aus Stahl, umgeben von einem Aluminiummantel. „Pro Meter haben sie ein Gewicht von zwei Kilogramm“, erklärt Pauls. Auch das Bodenpersonal ist ein eingespieltes Team. Zu ihm gehört auch Freiluftmonteur Jürgen Meier. Seine Aufgabe ist es unter anderem, die Leiterseile auf die Masten zu bekommen. Dazu steht an einem Abspannmast eine Spule, am anderen eine Seilbremse in Position.

Das Bild zeigt Flamur Kovrigin, der auf den Stufen eines Hochspannungsmastes steht.

Der Aufstieg von Flamur Kovrigin kann locker zehn Minuten dauern.

Am Vorseil befestigt, wird das Leiterseil über die Spulen und Rollen auf Höhe gebracht und dann von Mast zu Mast gezogen. Später werden auch noch jeweils vier Leiterseile in regelmäßigen Abständen mit einem Abstandshalter stabilisiert. Doch die können erst befestigt werden, wenn alle Leiterseile hängen.

Es ist später Nachmittag geworden. Noch haben Flamur Kovrigin und seine Kollegen keinen Feierabend – sie haben viel an ihrem luftigen Arbeitsplatz zu tun, damit der Strom bald durch die neuen Leitungen fließen kann.