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Frechen und HürthScharfe Kritik an Kölner Entscheidung für Großmarkt bei Marsdorf

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Frechen/Hürth – Nun also doch: Die Stadt Köln will einen neuen Großmarkt in Marsdorf bauen. In der Domstadt hat sich der Wirtschaftsausschuss am Montag in einer Sondersitzung mehrheitlich dafür ausgesprochen. Im Rhein-Erft-Kreis wird dies nach wie vor überaus kritisch gesehen. Vor allem Frechen und Hürth befürchten mehr Verkehr und Lärm.

„Das ist interkommunale Zusammenarbeit à la Köln“, schimpft Hans-Günter Eilenberger, Fraktionschef der SPD im Frechener Stadtrat. Der Beschluss für Marsdorf sei gefasst worden, ohne bei den betroffenen Nachbarstädten nachzufragen: „Den Kölnern ist das Umland völlig egal.“

Wenn der Großmarkt nach Marsdorf komme, müsse der Verkehr so weit wie möglich auf die Autobahn geleitet werden. „Die Bonnstraße ist in Richtung Norden schon jetzt ein Nadelöhr“ sagt Eilenberger. Die SPD bleibe bei der Forderung, einen zusätzlichen Autobahnschluss zu bauen, auch wenn dies aus Kostengründen abgelehnt worden sei. Andere Maßnahmen seien nicht effektiv.

„Die Entscheidung ist schwer nachvollziehbar und für uns alle enttäuschend“, sagt CDU-Fraktionschef Dietmar Boomkamp. Alle Fraktionen im Frechener Rat hätten den Großmarkt-Standort in Marsdorf abgelehnt. Für Boomkamp bleiben viele offene Fragen – zum Beispiel die nach der Lärmbelästigung, wenn der Großmarkt in der Nacht und am frühen Morgen angefahren wird.

Auch in Hürth ist die Enttäuschung über die Grundsatzentscheidung zum Standort groß. „Ich glaube, dass man einen besseren Standort hätte finden können – ob in Köln oder im Umland“, sagt der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion, Rüdiger Winkler. Hürth hatte vorgeschlagen, den Großmarkt als interkommunales Projekt auf einem 33 Hektar großen Areal einer ehemaligen Kiesgrube in Kalscheuren an der Stadtgrenze zu Köln anzusiedeln.

Benachbarte Rußfabrik

Zwar konnten die Hürther mit dem Pfund der guten Verkehrsanbindung dort wuchern, allerdings stieß der Standort aufgrund der benachbarten Rußfabrik auf Vorbehalte. Die Nähe des Störfallbetriebs hätte wohl zu strengen Auflagen geführt. Bürgermeister Dirk Breuer räumt ein, dass das gegen den Standort gesprochen habe.

Winkler und sein Parteifreund Breuer gehen davon aus, dass der Großmarkt in Marsdorf zu erheblichen Verkehrsbelastungen für Hürth führen werden. „Dafür haben die Kölner bislang noch keinen Lösungsansatz vorgelegt“, so der Verwaltungschef. Winkler befürchtet eine erhebliche Lärmbelastung für den benachbarten Ortsteil Sielsdorf. Bürgermeister Breuer will alle rechtlichen Möglichkeiten, die sich im Rahmen des formellen Verfahrens ergäben, nutzen. Er stellt aber auch die Grundsatzfrage: „Wird ein Großmarkt überhaupt noch gebraucht?“

Bereits 2015 zu Verzicht aufgefordert

Der Hürther Planungsausschuss hatte auf Antrag der SPD im Juni 2015 eine Resolution beschlossen, in der der Kölner Verwaltung aufgefordert wird, auf den Großmarkt in Marsdorf zu verzichten. Stephan Renner, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion, nennt es „bedauerlich, dass am Ende die Einwände aus Hürth und Frechen keine Rolle gespielt haben“. Jetzt müsse es darum gehen, Maßnahmen aus einem Verkehrsgutachten von 2011 zügig umzusetzen. Renner: „Die derzeitige Infrastruktur ist der Mehrbelastung nicht gewachsen. Nahezu alle Knotenpunkte und Kreuzungen rund um das Großmarktgelände müssen ausgebaut werden. Außerdem brauchen wir einen ausreichenden Lärmschutz für Sielsdorf.“

Unterdessen nimmt der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Dierk Timm, die CDU-Mehrheit im Kreistag und Landrat Michael Kreuzberg unter Beschuss. „Die Entscheidung zur Verlagerung des Großmarkts nach Marsdorf ist ein Armutszeugnis für die interkommunale Zusammenarbeit zwischen dem Rhein-Erft-Kreis und der Stadt Köln“, so Timm. „Obwohl sowohl im Kölner Stadtrat als auch im Kreistag die CDU die Mehrheit anführt und Landrat Kreuzberg als CDU-Mitglied einen direkten Draht zu der von der CDU gestützten Oberbürgermeisterin Reker haben sollte, spielte die einhellige Ablehnung der Umzugspläne durch alle Parteien des Kreistags und die Räte von Hürth und Frechen offensichtlich keine Rolle.“

Anfrage Ende Juni

Timm beklagt, dass eine Anfrage von Ende Juni an den Landrat, welche Schritte bisher unternommen worden seien, um die Verlagerung abzuwenden, und welche Schritte für den Fall einer Entscheidung für Marsdorf geplant seien, bis jetzt unbeantwortet geblieben sei.

Von der Kreisverwaltung gab es am Dienstag keine Stellungnahme.