Kommentar zur VorstandswahlSPD geht in Rhein-Erft auf Nummer sicher
Frechen – Was am Samstag im Frechener Stadtsaal geschehen ist, war nichts weniger als der Sturz des SPD-Vorsitzenden Daniel Dobbelstein. Selbst als kein Gegenkandidat mehr zur Verfügung stand (und die Geschäftsordnung zunächst auch keinen weiteren Kandidaten mehr zuließ), entschied sich die Mehrheit der immerhin fast 200 anwesenden Mitglieder, lieber auf das gesamte Vorstandsteam zu verzichten, nur um den Kerpener zu verhindern.
Als der seit 2019 amtierende Dobbelstein wie schon nach der verlorenen Landtagswahl nicht die Größe hatte, seine Niederlage einzugestehen, sondern wie ein trotziges Kind Reißaus nahm, dürften sich viele Genossen in ihrer Entscheidung bestätigt gesehen haben.
Querelen untereinander oder mit der Kreispartei
Die Mitgliedschaft in der SPD Rhein-Erft war in den vergangenen Monaten und Jahren alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Bei Querelen untereinander oder mit der Kreispartei taten sich gleich mehrere Ortsvereine hervor, der Parteichef und Kreisschriftführerin Ute Meiers aus Wesseling trugen ihren Zwist offen aus, Wahlen gingen reihenweise verloren, und Dobbelsteins Co-Parteivorsitzende Dagmar Andres besuchte am Tag der Landtagswahl lieber die Rocky Horror Picture Show, anstatt den schmerzhaften Ausgang mit ihren Parteifreunden zu erleben.
Monatelang gelang es zudem nicht, einen Kreisvorstand zu wählen, mitsamt dem obskuren Auftauchen und Verschwinden von Gegenkandidaten – Torsten Rekewitz, Wolfgang Jenke und Thomas Thielemann traten an und zogen zurück. Eine Partei zerlegte sich selbst.
Der Verlauf des Parteitags war bemerkenswert
Vieles davon kreideten die Mitglieder Dobbelstein an. Programmatisch, inhaltlich, thematisch war dem 43-Jährigen nichts vorzuwerfen. Aber es sei ihm nicht gelungen, die Partei zusammenzuhalten, Streitigkeiten zu moderieren und Probleme aus der Welt zu schaffen.
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Der Verlauf des Parteitags war bemerkenswert: Grummeln, Gemecker, Gelächter und Grüppchenbildung dominierten zunächst, dann der Eklat, als die Mehrheit der Mitglieder Dobbelstein die Rote Karte zeigte, und letztlich die überraschende große Einigkeit, als der Parteitag einen fast komplett neuen Vorstand aus dem Hut zauberte. Stehend applaudierten die Genossinnen und Genossen Heike Steinhäuser, die es richten soll.
Als Vizelandrätin, Kreistagsabgeordnete, frühere Bürgermeisterkandidatin in Bedburg und langjährige Sozialdemokratin ohne Skandale und Brüche in der politischen Karriere bringt sie viel Integrität und wenig Reibungspunkte mit. Die SPD geht auf Nummer sicher, um in ruhiges Fahrwasser zu kommen.