Nie geraucht, nie getrunkenFrechener Christine Thiel wird 100 Jahre alt
Frechen – Die Feier ihres 100. Geburtstags hatte sich Christine „Tinni“ Thiel, geborene Müller, ganz anders vorgestellt. Doch auch von ihr fordert das Coronavirus Einschränkungen. Die Jubilarin, die ohne größere fremde Hilfe in ihrer Wohnung lebt, kam am 16. April 1920 als viertes Kind ihrer Eltern in Köln zur Welt. „Am Blaubach bin ich geboren“, erzählt sie. Nach dem frühen Tod der Eltern wuchs sie bei ihren Großeltern in Frechen an der Alte Straße auf. Als sie vier Jahre alt wurde, zog die Familie in das gegenüber der Ringschule errichtete Neubaugebiet an der Bartmannstraße.
Die junge Tinni liebte die Schulzeit. Sie war eine fleißige Schülerin und schloss die Volksschule, wie sie mit Stolz berichtet, zusammen mit einer Mitschülerin als Klassenbeste ab. Ihren sehnlichsten Wunsch, nach der Volksschule eine „Höhere Schule“ zu besuchen, konnten die Großeltern ihr damals aber nicht erfüllen.
Sie besuchte mehrere Fortbildungskurse
Nach dem seinerzeit obligatorischen Landjahr half sie zwei Jahre den Großeltern im Haushalt und nahm im Anschluss das Angebot einer Verwaltungstätigkeit in Westfalen an. Sie wollte weiterkommen, sich weiter bilden, und so besuchte sie mehrere Fortbildungskurse und schaffte es bis zur Verwalterin einer Hauswirtschaftsschule.
Nach dem Krieg heiratete sie, die Ehe hielt jedoch nur wenige Jahre. Die junge Frau kehrte nach Frechen zurück und fand eine Arbeitsstelle bei Stollwerck in Köln.
Stets Ferien an der Ostsee
Auf einer Geburtstagsfeier lernte sie Günther Thiel kennen, 1951 war die Hochzeit. Das Paar bekam 1952 eine Tochter, ein Jahr später einen Sohn.
Erste mehrwöchige Urlaubsreisen führte die Familie nach Bayern. Anfang der 70er Jahre wurde ein Wohnwagen angeschafft, in dem die Familie viele Jahre lang so manches Wochenende an der Ahr verbrachte. Die Ferien verbrachte die Familie stets an der Ostsee. Nachdem Günther Thiel das Rentenalter erreicht hatte, blieb das Paar für längerer Aufenthalte an der See. 2010 starb Christine Thiels Mann. Noch heute träumt die Jubilarin vom Meer und den Erlebnissen mit der Familie.
Nie geraucht und nie getrunken
Ein Vereinsmensch war Christine Thiel nie. Ihr großes Hobby war das Lesen. Und auch das Sticken von Gobelinbildern machte ihr immer sehr viel Freude.
Wie wird man 100 Jahre alt? Christine Thiel überlegt und meint: „Ich weiß nicht warum, vielleicht, weil ich immer brav gewesen bin, nicht geraucht und nicht getrunken habe und meinem Mann auch immer treu war“. Dass die sechsfache Großmutter und mittlerweile sogar dreifache Uroma das 100. Lebensjahr vollenden würdet, hätte sie allerdings selbst am wenigsten erwartet.
Über Videochat mit Familie in Kontakt
Sie bedauert, dass die im Frechener Schützenhaus geplante große Feier zu ihrem Geburtstag nun nicht stattfinden kann. Und dies besonders, weil sie ihre Enkel und Urenkel nicht in die Arme nehmen kann. Es gibt jedoch einen kleinen Trost: Über das Internet werden ihr viele Bekannte und die Familie zum Ehrentag per Videochat gratulieren. In der Hoffnung, dass alle gesund bleiben und die Feier nachgeholt werden kann – spätestens zum 101. Geburtstag. „Wenn ich dann noch lebe“, schickt die Jubilarin in ihrer trockenen Art hinterher. Doch diesen Satz hat sie in den vergangenen zehn Jahren schon des Öfteren gesagt.