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Reinheitsgebot80.000 Liter Bier werden jährlich im alten Bahnhof in Frechen gebraut

Lesezeit 3 Minuten

Julia Trunz zeigt, wie zu Beginn des Brauprozesses Malz in das Wasser im Sudkessel geschüttet wird.

  1. Einmal in der Woche wird im alten Bahnhof in Frechen Bier gebraut.
  2. Die Braumeister hier stehen dem Reinheitsgebot geteilt gegenüber: „Das Reinheitsgebot ist Segen und Fluch zugleich."

Frechen – Einmal in der Woche, dienstags um Punkt 6 Uhr morgens, wird der Dampfdruckbereiter im Gebäude am alten Bahnhof in Frechen angeworfen.

Er hat die Aufgabe, 1000 Liter Wasser in dem benachbarten Tank zu erhitzen. Dienstag ist Brautag. Dann sorgt das Team der Gleisbrauer für Nachschub in Sachen Gerstensaft.

Brauen im Alten Bahnhof Frechen

Am Werk sind Braumeister Manfred Flottrong, Brauer Rolf Oster, und die Ehepaare Julia und Ralph Trunz sowie Thomas und Eva Trunz. Seit Anfang 2012 produzieren sie im Alten Bahnhof Frechen mehrere Tausende Liter Bier, vertreiben es und schenken es in den eigenen Gasträumen aus.

Im angrenzenden Brauhaus schenken die Frechener ihre Biere frisch an die Gäste aus.

An diesem Wochenende ist das Thema Bier und Brauen in vieler Munde, denn bundesweit wird das älteste Lebensmittelgesetz gefeiert: Das Reinheitsgebot, nach dem deutsches Bier bis heute gebraut werden muss, ist 500 Jahre alt. Am 23. April 1516 wurde es in Bayern erlassen.

Es gab einst vor, dass zur Herstellung von Bier nur Gerste, Hopfen und Wasser verwendet werden dürften. Im Laufe der Zeit wurde es ein wenig angepasst. Bis heute darf deutsches Bier ausschließlich aus Malz, Hopfen, Hefe und Wasser hergestellt werden.

Das Reinheitsgebot als Segen und Fluch

„Das Reinheitsgebot ist Segen und Fluch zugleich“, sagt Julia Trunz. Das erhitzte Wasser läuft durch eine Leitung in den Sudkessel, genau 1000 Liter. Julia Trunz zeigt, wie über eine Öffnung Malz aus einem Sack hineingeschüttet wird. Sie schließt den Deckel, dann kann sich der Zucker im Malz in aller Ruhe auflösen und mit der Würze verbinden.

Die 45-Jährige rührt mit einer großen Kelle in dem Kessel. „Natürlich dient das Reinheitsgebot zur Sicherung der Qualität“, sagt sie. „Andererseits erlaubt es uns gerade einmal vier Zutaten, die wir verwenden dürfen. In Ländern wie Belgien sieht die Bierherstellung ganz anders aus.“

Die Stammwürzmessung wird mit der Messspindel durchgeführt.

Im Sudkessel wird die Temperatur hochgefahren, und die Flüssigkeit köchelt vor sich hin. Um die festen Bestandteile zu beseitigen, läuft die Flüssigkeit in den Läuterbottich, wird dort von den ungelösten Stoffen befreit, und die Würze bleibt übrig. Die kommt zurück in den Sudkessel, wird erneut erhitzt, und die Hopfengaben werden hinzugefügt.

Die Diplombiologin ist über ihren Mann zum Bierbrauen gekommen. Seit rund einem Jahr steht sie dem Braumeister und dem Brauer zur Seite und hat schon ihr eigenes Bier gebraut. „Das macht richtig viel Spaß“, sagt sie.

1000-Liter-Portion Würze

Zum Gären kommt die Würze in einen der großen Gärtanks der Brauerei. Weil dort 2000 Liter hineinpassen, wird direkt eine neue 1000-Liter-Portion Würze gekocht. Im Gärtank wird der Flüssigkeit noch die Hefe hinzu gegeben. Dann schlummert das Bier vier Wochen lang, bevor es in den Abfülltanks kommt. Von dort wandert es in die Maurerflaschen, in Fässer und in die Zapfanlage des Brauhauses.

Täglich werden Proben aus den Gärtanks genommen.

In der Brauerei im alten Bahnhof Frechen werden jährlich etwa 80 000 Liter Bier gebraut, hauptsächlich das ungefilterte Lokstoff. Aber auch das Kölsch Finchen und Spezialbiere wie Maibock oder Klosterbier werden hier gebraut.