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Spendenaktion für DesinfektionDen Schnaps zum Recyclen in die blaue Tonne gekippt

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Robert Offermann kam aus Hürth nach Frechen, um für die Aktion seine Alkoholreste zu spenden.

Frechen – „Guten Tag, Sie haben Stoff für mich?“ Mit diesem Satz begrüßte Benedikt Brauers vor seiner „Wanderer Destillerie“ im Gewerbepark hinter dem Frechener Keramion am Donnerstag- und Freitagnachmittag diejenigen, die seine kleine Firma ansteuerten. Der 34-Jährige, der eine Gin-Brennerei betreibt, hatte es diesmal auf den Schnaps anderer Leute abgesehen.

Denn in Zeiten der Coronakrise hatte er vor einigen Tagen beschlossen, in seiner Destille an der Dr.-Gottfried-Cremer-Allee Desinfektionsmittel statt Gin herzustellen. Neben Alkohol benötigt er dafür Aloe Vera, damit die Hände nicht austrocknen, und destilliertes Wasser.

„Da ich keinen Gin mehr absetzen und keine Verkostungen mehr machen konnte, wollte ich wenigstens helfen“, erläuterte der Jungunternehmer. Über eine Lövenicher Apotheke soll das Desinfektionsmittel an Krankenhäuser, Altenheime und andere Einrichtungen kostenlos geliefert werden.

In seiner Gin-Brennerei stellt Benedikt Brauers derzeit Desinfektionsmittel her.

Dafür startete er eine gezielte Sammelaktion. An zwei Nachmittagen brachten ihm Menschen Schnapsspenden in die Brennerei, zumeist Restbestände klarer Brände. Wohlgeordnet und mit genügend Sicherheitsabstand schütteten sie den Inhalt ihrer Flaschen in zwei große blaue Behälter. „Am ersten Tag kamen mehr als 200 Leute, alle nacheinander. Das hat mich gefreut, denn ich brauche schon einige Liter, vor allen Dingen an Wodka und Korn“, so Brauers.

Aus diesem Schnaps könne er den Alkohol bis zu einer Konzentration von 80 Prozent herausdestillieren, wie er ihn für die Desinfektionsmittel-Produktion brauche, erläuterte er. Die leeren Flaschen und die, deren Inhalt sich als nicht geeignet erwies, nahmen die Menschen wieder mit.

Hunderte Menschen brachten Flaschen mit hochprozentigen Flüssigkeiten. Der Organisator achtete darauf, dass sie Abstand hielten.

„Ich finde die Aktion super und habe sofort geschaut, welche Vorräte ich spenden kann“, berichtete der Hürther Robert Offermann. „Ich habe extra Alkohol gekauft, um zu helfen“, erzählte Edith Osterhammel aus Hürth. „Ich arbeite in der Oralchirurgie und weiß nur zu gut, wie dringend wir Desinfektionsmittel benötigen. Daher haben wir gern unsere Reste geopfert“, so Sabine Herzog aus Kerpen. „Im Keller kam eine Drei-Liter-Flasche Wodka zum Vorschein.“ Adelgund Druener aus Pulheim erzählte: „Ich habe mit meinen Nachbarn in der ganzen Straße gesammelt.“

Brauers zeigte sich erfreut über die Ausbeute. Bereits am Vortag habe er an die 70 Liter Desinfektionsmittel herstellen können. Nun soll es weitergehen. „Ich will noch einige Tausend Fläschen füllen. Das ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber ich wollte etwas machen. Ich hoffe, dass die Industrie nachlegt.“