AboAbonnieren

BrandschutzmängelHürther Hochhäuser 50 Jahre ohne Nottreppe

Lesezeit 3 Minuten
hochhaus_in_huerth_mit-notgeruest

Über die Balkons sollen die Anwohner im Notfall die provisorische Fluchttreppe erreichen. 

  1. Entdeckt nach fast fünf Jahrzehnten: Zwei Hochhäuser in Hürth-Hermülheim haben erhebliche Brandschutzmängel.
  2. Nicht nur die Nottreppen an den beiden achtstöckigen Gebäuden fehlen.
  3. Der Eigentümer muss die Wohnhäuser nun schnellstmöglich ertüchtigen.

Hürth-Hermülheim – Seit knapp fünf Jahrzehnten steht das Hochhaus-Ensemble zwischen Sudetenstraße, Bonnstraße, Villering und Liblarer Weg. Doch erst im November 2018 fiel der Stadtverwaltung auf, dass es bei zwei achtstöckigen Gebäuden erhebliche Mängel beim Brandschutz gab. So fehlen vorgeschriebene Aufstellflächen für die Drehleiter der Feuerwehr, mit der die Bewohner im Brandfall in Sicherheit gebracht werden können. Das Wohnungsunternehmen Vonovia hat schnell reagiert und provisorische Nottreppentürme aufgestellt.

Nach Angaben der Stadtverwaltung waren die Aufstellflächen schon in der Baugenehmigung aus dem Jahr 1969 vorgeschrieben, aber offenbar nie eingerichtet worden. Bei einer Brandschau, die bei Hochhäusern alle sechs Jahre vorgeschrieben ist, fiel der Feuerwehr Anfang November 2018 auf, dass sie mit der Drehleiter nicht an die beiden Gebäude mit jeweils 32 Wohnungen herankommt, um in den oberen Stockwerken „anzuleitern“.

Fehler fielen niemandem auf

Damit fehlt der vorgeschriebene zweite Rettungsweg neben dem Treppenhaus. „Das hätte vorher auffallen müssen“, räumt Stadtbaudirektor Manfred Siry auf Nachfrage ein, „ist es aber nicht.“

Jedenfalls habe das Bauordnungsamt nach dem Hinweis der Feuerwehr kurzfristig handeln müssen, weil „Gefahr für Leib und Leben“ der Bewohner bestanden habe. Die Verwaltung leitete ein ordnungsbehördliches Verfahren ein und forderte den Eigentümer der Hochhäuser auf, innerhalb von drei Wochen die Aufstellflächen zu schaffen oder einen anderen zweiten Rettungsweg sicherzustellen. „Andernfalls hätten wir die Wohnungen versiegeln müssen“, so Verwaltungssprecher Willi Pütz.

Provisorische Treppen schnell errichtet

Vonovia betont, erst nach der Brandschau von den Mängeln erfahren zu haben. Das Unternehmen habe die Hochhäuser Anfang 2016 „in diesem baulichen Zustand“ übernommen, erklärt Sprecherin Bettina Benner. Innerhalb von zwei Wochen seien in Absprache mit der Behörde die provisorischen Treppentürme errichtet worden. „Der Aufwand war nicht unerheblich, da ein Gerüst mit erhöhter Standsicherheit zum Einsatz kommen musste“, so die Vonovia-Sprecherin. Knapp 250.000 Euro hätten die Nottreppen gekostet.

Deutlich länger werde es dauern, die Stellflächen für die Feuerwehr auszuweisen, kündigt Vonovia an. Denn dafür sein ein Bauantrag notwendig, der gerade von einem Architekten vorbereitet werde. Vor dem Hochhaus an der Bonnstraße 2 allerdings kann nach Angaben von Unternehmenssprecherin Benner keine Aufstellfläche angelegt werden, weil sich dort eine Tiefgarage befinde, deren Statik nicht auf die erforderlichen Traglasten ausgerichtet sei.

Aber auch dort soll der provisorische Treppenturm wieder abgebaut und dann dauerhaft durch eine feste Feuertreppe ersetzt werden. Auch dafür sei eine Baugenehmigung erforderlich, so die Vonovia-Sprecherin.

Hausbewohner verärgert

Unterdessen sorgen die Nottreppen bei einigen Hausbewohnern für Verärgerung. Denn die stählernen Ungetüme behindern nicht nur die Sicht; ein Anwohner beklagt, dass Jugendliche über die Nottreppe auf seinen Balkon geklettert seien.

Vonovia-Sprecherin Benner bat um Verständnis: „Die Sicherheit unserer Kunden steht an erster Stelle.“ Dass der zweite Rettungsweg über die Balkone erfolge, sei Vorgabe der Feuerwehr. Um die Treppentürme herum seien Bauzäune aufgestellt worden, um zu verhindern, dass Personen sie von unten betreten.