Corona-GeschichteEine Hürther Musiklehrerin beschreibt ungewöhnliche Methoden
Hürth – Am 11. März, dem Mittwoch vor dem ersten Lockdown, veranstaltete ich mit den Schülern meiner Klavierklasse an einer Kölner Musikschule ein Schülerkonzert. Für uns alle war das in diesem Jahr die letzte Möglichkeit, die Früchte – oder Früchtchen – unserer gemeinsamen Arbeit öffentlich zu präsentieren. Schon nachmittags hatten sich die bevorstehenden Maßnahmen angekündigt, sodass wir froh waren, dass unser Konzert noch stattfinden konnte.
Die anschließende Zeit brachte für uns Instrumentallehrer Ungewohntes: Die Ohren der einen klebten stundenlang am Telefon, die Augen der anderen bohrten sich in die Displays von Smartphones, Tablets oder Notebooks. Unsere neuerdings unsichtbar gewordenen oder auf Miniaturformat geschrumpften Schüler sollten ja zumindest einen kontinuierlichen Unterricht in Form von Telefonaten oder Zoom-Meetings erhalten.
Einige Musiklehrer verzichteten auf die Osterferien
Nicht zuletzt konnten wir so auch zu etwas mehr Struktur in den Familien beitragen. Aus diesem Grund verzichteten einige von uns sogar auf ihre Osterferien. Wir hofften damals ja alle noch, dass wir nach einem baldigen Ende der Pandemie unseren üblichen Reisegewohnheiten schon im Sommer wieder würden frönen können.
Nun, ganz so kam es nicht, wie wir wissen. Trotzdem verliefen die Sommermonate an der Musikschule relativ normal – abgesehen von den strengen Hygienemaßnahmen, deren Erscheinungsbilder uns noch Anfang dieses Jahres gelinde gesagt leicht skurril vorgekommen wären: Wer von uns hätte sich wohl damals vorstellen können, dass man Klavierlehrer beispielsweise einige Monate später an kleinen bunten Eimerchen würde erkennen können, die sie inzwischen täglich in ihre Unterrichtsräume tragen, um mit der darin angerührten Spülmittellauge regelmäßig die Tasten von eventuell dort lauernden viralen Attentätern zu befreien?
Bläser zeichnen sich durch das Tragen von Operngläsern aus
Bläser und Stimmbildner zeichnen sich dagegen durch das Tragen von Operngläsern aus, die es ihnen ermöglichen, Griffe und Haltung ihrer Schüler auch dann noch im Auge zu behalten, wenn diese wegen der vorgeschriebenen Abstandsregeln gefühlt bereits am Horizont verschwinden.
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Spaß beiseite, denn seit den Herbstferien verschärft sich die Situation zusehends: Bereits Ende der ersten Schulwoche kündigte sich der zweite, der sogenannte „Lockdown light“, an. Zunächst wurden die Musikschulen in unserem Bundesland geschlossen. Nach zahlreichen Protesten von Kollegen, die sämtlich auf die ausgeklügelten Hygienekonzepte der Schulen hinwiesen, machte die Landesregierung eine Kehrtwende und ließ wieder öffnen.
Musiklehrer müssen im „Lockdown light“ erneut umdisponieren
Für uns Instrumentallehrer bedeutete das – neben aller Erleichterung und der Aussicht auf einen Hauch von Normalität – ein erneutes Umdisponieren der Stundenpläne, die inzwischen bereits Online-Unterricht vorsahen und bei Klassen von manchmal mehr als 20 Einzelschülern allemal nicht einfach zu organisieren sind.
Mittlerweile bringt es die Entwicklung der Pandemie mit sich, dass sich mehr und mehr Schüler in Quarantäne befinden. Wenn sie nicht zu krank sind, werden sie natürlich auch wieder online unterrichtet. Wohl dem, der diese Stunden nicht von zu Hause aus erteilen muss, weil sein Unterrichtsraum mit WLAN ausgestattet ist. Allen übrigen bleibt einzig die Hoffnung auf eine möglichst zeitnah umsetzbare Vision der Yvonne Gebauer unter dem Motto: „Armin, ich habe die Lehrer geklont!“
Haben auch Sie eine Corona-Geschichte erlebt? Möchten Sie erzählen, was Sie erlebt haben, sei es Ernstes oder Lustiges? Schreiben Sie uns – wir freuen uns drauf. Sie können uns per Post oder per E-Mail erreichen: Kölner Stadt-Anzeiger/Rhein-Erft Rundschau, 50321 Brühl, Uhlstraße 19-23.