Gackernde Haustiere liegen derzeit im TrendDas ist die Hühner-WG in Hürth
Hürth-Stotzheim – Könnte Heidi lesen, sie würde gackern vor Glück. Am Eingang des schicken roten Schwedenhauses steht groß ihr eigener Name. Die Namen ihrer Mitbewohnerinnen auch. Fräulein Rottenmeier, die Chefin der Mädels-WG, Henriette, die Laute und Geschwätzige, Josephine, die Neugierige, und Rosi, die Ausgeglichene. Heidi ist die Neue. Noch ein wenig zerrupft und schüchtern.
Im vergangenen Dezember haben Martina Lang und Lukas Goertz sie zusammen mit Annelise vor dem Schlachthof gerettet und auf ihrem Gelände in Stotzheim an der Berrenrather Straße aufgenommen. Ältere Hybrid-Legehennen, Hochleistungshühner, die zum Eierlegen gezüchtet wurden und auf engstem Raum mit Hunderten anderer Hühner lebten. Annelise hat es nicht geschafft. Darmkolik, bereits einen Tag nach ihrer Ankunft im neuen Zuhause. Aber Heidi ist seitdem im Hühnerglück. Schnell hat sie ihren Platz in der Gruppe gefunden und sich eingelebt auf dem Hühnerhof.
Mit den bunten Girlanden, den Spielsachen und dem knallroten Stall erinnert er ein wenig an Bullerbü oder einen Kindergarten. Und so ähnlich geht es hier auch zu. Die Hühner kommen neugierig angerannt und kommentieren alles mit aufregendem Gegacker. „Ich liebe unsere Mädels“, sagt Martina Lang und krault Heidi das Gefieder. „Manche gucken komisch, wenn ich erzähle, dass wir Hühner als Haustiere haben. Sie kennen sie sonst nur als Nutztiere oder vom Grill. Aber Hühner sind absolut faszinierende Tiere, friedlich und klug.“
Eier werden an Freunde verschenkt
Hühnerhaltung im Garten ist derzeit voll im Trend. Aber neu ist dieser Trend nicht. Schon seit mehr als 2000 Jahren leben Menschen mit Hühnern, ursprünglich Waldtiere aus Asien, zusammen. Die frischen Eier, die sie ab und an ins Nest legen, spielen bei Martina Lang und Lukas Goertz allerdings keine Rolle. Beide sind Veganer und verschenken die Eier an Freunde. Aber für sie gehören Hühner einfach dazu.
Hühner brauchen Gesellschaft
Für die Hühnerhaltung benötigt man einen trockenen Hühnerstall und ein eingezäuntes Gelände, für jedes Huhn ca. 50 Quadratmeter Platz im Freien. Hühner brauchen Gesellschaft, daher sollten mindestens drei bis vier Tiere, aber nicht mehr als 20 Hühner in einer Gemeinschaft leben.
Ein Hahn ist nicht unbedingt notwendig, er verhindert jedoch Streitigkeiten unter den Hennen und warnt sie vor Raubvögeln.
Vor der Anschaffung sollte man sich bei der Stadtverwaltung erkundigen, ob auf dem Grundstück das Halten von Hühnern erlaubt ist und sich mit Nachbarn absprechen. Soll ein festes Gebäude für die Hühner errichtet werden, muss eventuell eine Baugenehmigung beantragt werden. Für einen mobilen Hühnerstall ist dies nicht notwendig. (pbr)
Lukas Goertz hat den farbenfrohen Stall und das Gehege selbst gebaut. Morgens öffnet er ihn und füttert die Hühner mit Mais, Löwenzahn und ihrer Lieblingsspeise, den Mehlwürmern. Abends, wenn es dunkel wird, gehen die Hennen alleine zurück in den Stall und kuscheln sich aneinander.
„Ich zähle dann kurz durch, schließe den Stall und ziehe die Gardinen zu“, erzählt Lukas Goertz. „Wenn sie mich kommen sehen, sind sie immer total aus dem Häuschen, rennen auf mich zu und freuen sich“, sagt er. „Und wenn sie bei Sonnenschein alle zusammen glucksend im Sand baden, sind nicht nur sie glücklich, dann bin ich es auch.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Mehr Informationen zum Verein „Rettet das Huhn e.V.“ gibt es auf der Webseite.