Es gibt mehrere Gründe für das Defizit: erst Corona, dann die Umstellung auf Wasserstoff und zuletzt die gestiegenen Treibstoffkosten.
Sparkurs ist umstrittenDer Hürther Stadtbus fährt Miese in Millionenhöhe ein
Die Kosten für den Stadtbus sind deutlich gestiegen. Die Stadtwerke rechnen für das Jahr 2023 mit einem Defizit von 9,5 Millionen Euro, in den kommenden Jahren könnten es laut Wirtschaftsplan sogar noch ein paar Hunderttausend Euro mehr werden. Deshalb soll jetzt auf die Kostenbremse getreten werden. Beschlossen hat der Verwaltungsrat der Stadtwerke allerdings noch nichts.
Mehrere Faktoren haben die Stadtbus-Bilanz verhagelt. Corona hat die Fahrgastzahlen einbrechen und die Kosten steigen lassen. Gleichzeitig müssen die Stadtwerke die teure Umstellung der Flotte auf Wasserstoff stemmen. Und der Ukrainekrieg hat die Treibstoffkosten beim Wasserstoff steigen lassen.
Bei einem Workshop wurden Einsparmöglichkeiten ermittelt
Bei einem Strategie-Workshop Anfang März haben die Stadtwerke auch nach kurzfristigen Einsparmöglichkeiten gesucht. Die Ergebnisse wurden jetzt im Verwaltungsrat vorgestellt. Vorgeschlagen wurde unter anderem, die Betriebszeiten generell zu verkürzen und den Stadtbus frühmorgens und spätabends durch den Hüpper zu ersetzen – ein Großraumtaxi, das auf Abruf schon in einigen Stadtteilen ohne Stadtbus-Anbindung fährt.
Doch der Vorstand sah Kapazitätsprobleme und kaum Einsparpotenzial. Auch den Vorschlag, Linienführungen zu straffen und den Stadtbus an einigen Wohngebieten in Fischenich, Alstädten/Burbach und Gleuel vorbeifahren zu lassen, wollten die Fachleute nicht empfehlen, weil er der Attraktivität des Stadtbusses schade.
Die CDU warnt bei den Sparmaßnahmen vor einem Schnellschuss
Übrig blieb der Vorschlag, einzelne Linienfahrten in den Randzeiten zu streichen und stattdessen den Hüpper einzusetzen. Außerdem könnte die Linie 720 zwischen Hermülheim und Fischenich verkürzt werden, um einen Parallelverkehr mit der Linie 711 in Hürth-Mitte zu vermeiden. Nach Berechnungen der Stadtwerke würden knapp 360.000 Euro gespart. Weitere 370.000 Euro Einsparung soll der Verkauf der Wasserstofftankstelle in Knapsack bringen, die den Stadtwerken aktuell hohe Wartungskosten beschwert.
Das größte Einsparpotenzial hätte laut Beschlussvorlage die Rücknahme des Stadtbus-Optimierungsprogramms aus dem Jahr 2021, das zu Mehrkosten von 750.000 Euro im Jahr geführt habe. Zusammengerechnet könnten also 1,5 Millionen Euro pro Jahr gespart werden.
Im Verwaltungsrat stieß allerdings auf Kritik, dass die konkreten Vorschläge und Zahlen erst in der Sitzung vorgetragen wurden. Christdemokrat Björn Burzinski warnte vor einem „Schnellschuss“: „Viele Maßnahmen klingen nachvollziehbar, aber wir gehen ein Stück weit ans Eingemachte.“ Im August wird sich der Verwaltungsrat erneut mit der Zukunft des Stadtbusses beschäftigen.