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Grausiger Fund in Hürth-StotzheimMaden rieselten von der Decke

Lesezeit 3 Minuten

Robert Kraus, seine Frau Insa und die drei Kinder haben die Mietwohnung verlassen.

Hürth-Stotzheim – Eigentlich hatten Robert Kraus und seine Frau Insa ihrem Sohn zum Kindergeburtstag eine Überraschung bereiten wollen – mit allem drum und dran, natürlich auch mit dem obligatorischen Kuchen. Den hatten sie für den Morgen des 5. September in der Küche ihres Hauses in Hürth-Stotzheim bereitgestellt.

Als sie den Raum zusammen mit dem Geburstagskind und seinen beiden Geschwistern betraten, wimmelte es dort nur so vor Maden. „Ich habe nur gedacht, dass das Essen doch unmöglich so schnell verderben kann“, berichtete Kraus.

In der Lampe

Der 30-jährige Dachdecker ging der Sache auf den Grund. Wie sich herausstellte, hatte der Ungeziefer-Befall eine grausige Ursache: Im Obergeschoss des Hauses an der Berrenrather Straße lag die verweste Leiche eines älteren Mannes.

Robert Kraus hatte festgestellt, dass sich Ungeziefer in der ganzen Wohnung befand, unter anderem in der Lampe im Kinderzimmer. Die Maden waren offenbar durch die Stromleitungsrohre gekrabbelt. Als der 30-Jährige dann noch bemerkte, dass der Briefkasten seines Nachbars überquoll, verständigte er die Polizei. Die Beamten rückten mit dem Rettungsdienst und der Feuerwehr an, die Tür zu der Wohnung wurde aufgebrochen. Schließlich entdeckten die Einsatzkräfte die Leiche des Mannes.

Polizeisprecher Anton Hamacher bestätigte den Vorfall auf Anfrage. Es gebe keine Anzeichen für eine Straftat, der Mann sei eines natürlichen Todes gestorben. Wie lange er schon tot in der Wohnung lag, könne man nicht genau sagen. Robert Kraus hat aber einen Anhaltspunkt: „Der Kalender zeigte den 25. August an.“

Kraus und seine Angehörigen haben die vom Ungeziefer befallenen Wohnung verlassen. Die fünfköpfige Familie hat vorübergehend Unterschlupf bei Robert Kraus’ Vater gefunden. „Der Kammerjäger hat uns gesagt, dass vor allem für die Kinder Gesundheitsgefahr besteht.“ Unter anderem seien in der Wohnung neben den Maden und Fliegen auch Speckkäfer und Reismehlkäfer gefunden worden.

Der „Ekel-Faktor“, so Kraus, sei enorm: „Schließlich handelt es sich um Leichenmaden.“ Sie seien unter anderem in den Toaster gekrochen: „Ich kann mir nicht vorstellen, damit für meine Kinder noch einmal ein Toast zuzubereiten.“ Er werde einen Container bestellen und die meisten Sachen beseitigen. Zum Teil schweren Herzens: „Da sind natürlich auch Dinge dabei, die einen emotionalen Wert für uns haben.“

Schädlinge bekämpft

In die Wohnung zurück möchte Kraus nicht. Die Familie bezieht Anfang Oktober ein neues Quartier in Köln-Klettenberg. Auch im Hürther Rathaus ist der Vorfall bekannt. „Wir haben seitens des Ordnungsamtes Sofortmaßnahmen zur Schädlingsbekämpfung ergriffen“, berichtete der städtische Pressesprecher Willi Pütz.

Der Vermieter ist optimistisch, dass in dem Haus alles wieder in Ordnung kommt.

„Einiges ist schon getan worden, ein paar Sanierungsarbeiten stehen jetzt noch an“, sagte er auf Anfrage: „So viel ist das aber nicht mehr.“