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UmwelthilfeHürth und Frechen bei Hitze-Check Schlusslicht in NRW

Lesezeit 3 Minuten
An größeren Bäumen werden zwei Säcke befestigt, sodass die doppelte Menge  Wasser zur Verfügung steht. Über Löcher am Boden läuft das Wasser über einen Zeitraum von mehreren Stunden ab. Auf dem Bild sind die Helfer in oranger Signalkleidung zu sehen, die die Säcke anbringen.

In den extrem heißen Sommern der Vorjahre hatte die Stadt Pulheim 36 Bewässerungssäcke angeschafft, um Bäume im Stadtgebiet gezielt mit Wasser zu versorgen.

Deutsche Städte rasseln reihenweise durch den Hitze-Check der Umwelthilfe. Besonders schlecht stehen Hürth und Frechen da.

Hürth und Frechen bekommen von der Deutschen Umwelthilfe ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Bei der Frage danach, wie gut ihre Bewohner vor hohen Temperaturen geschützt sind, belegen die beiden Städte aus dem Rhein-Erft-Kreis die letzten beiden Plätze im NRW-weiten Ranking.

Entscheidend für die schlechte Platzierung im Hitze-Check ist der geringe Anteil der Grünflächen und der hohe Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche, die dauerhaft mit undurchlässigen Materialien bedeckt ist. Hürth, Frechen und Kerpen überschreiten den Durchschnitt, was die Flächenversiegelung angeht. Pulheim wiederum zeigt sich in dieser Hinsicht besser als der Durchschnitt, hat aber besonders wenig Grünvolumen.

Stadt Hürth kritisiert Methode der Umwelthilfe

Überprüft wurden die 190 Städte, die über 50.000 Einwohner haben. Unter diesen verteilte die Umwelthilfe nach einem Ampelsystem 24 Rote Karten, 82 Gelbe und 84 Grüne. Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe, ließ dazu in einer Pressemitteilung verlauten: „Der anhaltende Trend zu mehr Beton und weniger Grün ist alarmierend. Statt zu lebenswerten Orten der Erholung entwickeln sich unsere Städte in Hitze-Höllen.“

Die Stadt Hürth räumte in einer Pressemitteilung ein, dass Hitzeschutz und Klimaanpassung in der Vergangenheit im Städtebau oft vernachlässigt worden seien. Die Stadt habe aber bereits 2018 Maßnahmen eingeleitet: „Bei aktuellen und zukünftigen städtebaulichen Projekten stehen Hitzeschutz und Klimaanpassung im Mittelpunkt.“

Neben dem neuen Stadionpark, der durch klimaresistente Neupflanzungen ergänzt werde, wies sie auf ein neues Gewässerkonzept, das gerade entsteht und die Einbindung der Hürther Bäche in die Klimaplanung vorsieht. Die Stadt wies auch auf das Großprojekt „Lebensader LUX“, das eine verkehrsberuhigte Zone mit viel Grün zwischen der Bonnstraße im Süden und der Horbeller Straße im Norden vorsieht. „Hier entstehen großzügige, bepflanzte Gartenkabinette, die das ‚Schwammstadtprinzip‘ nutzen, um Niederschlagswasser effizient zu nutzen und das Mikroklima zu verbessern.“

Zudem kritisierte die Stadt die angewandte Methode der Deutschen Umwelthilfe. Sie betrachte mit den Siedlungs- und Verkehrsflächen nur einen Teil der Stadtfläche, der Naherholungsgebiete wie den Otto-Maigler-See oder den Bleibtreusee ebenso wenig inkludiert wie die „22 Prozent des Stadtgebiets, die aus Wald und Gehölz bestehen“.

Insgesamt nehme die Vegetations- und Gewässerfläche über 55 Prozent des Hürther Stadtgebiets ein. „Die Stadt Hürth bleibt entschlossen, die Herausforderungen im Bereich Hitzeschutz und Klimaanpassung weiter aktiv voranzutreiben und die Lebensqualität für unsere Bürgerinnen und Bürger stetig zu verbessern.“

Frechen setzt auf Tipps zu richtigem Verhalten bei Hitze

Auch die Pressestelle der Stadt Frechen äußerte sich auf Nachfrage dieser Redaktion. Einen konkreten Hitze-Notfallplan für Frechen gebe es nicht. Was die Stadtplanung angeht, baue die Stadt auf kühlere Oasen durch neu angelegte Grünflächen und die Bewässerung neu gepflanzter Bäume bei Trockenheit. Eine interkommunale Klimakampagne, in der Kerpen, Elsdforf, Frechen, Bergheim und Bedburg zusammenarbeiten, nimmt in diesem Jahr die Themen „Klimaanpassung an Gebäuden“ und „Klimaanpassung an Hitze“ ins Visier.

Neben der Stadtplanung baue Frechen auch auf Information zum richtigen Verhalten bei Hitze: „In einer erarbeiteten Informationsbroschüre wurden praktische Verhaltenstipps für ein angepasstes und individuelles Gesundheitsverhalten bei sommerlicher Hitze zusammengestellt.

Des Weiteren ist eine Infoveranstaltung innerhalb der bundesweiten „Woche der Klimaanpassung“ (16.-20. September) im Energie-Kompetenz-Zentrum Rhein-Erft-Kreis GmbH geplant.“ Zusätzlich habe die Stadt auf ihrer Internetseite einen Hitzeknigge hochgeladen und verteile verschiedene Printmedien zum Thema Hitzeschutz in Seniorenbüros.


Die Zahlen zum Hitzecheck

Stadt - Versiegelung in Prozent - Grünvolumen in m³/ m² Fläche

  1. Hürth - 53,21 - 3,17
  2. Frechen - 52,65 - 3,34
  3. Köln - 49,72 - 3,13
  4. Kerpen - 45,54 -  2,81
  5. Pulheim - 44,84 - 1,57
  6. Bergheim - 44,31 - 2,24

Den gesamten Hitzecheck gibt es hier.