Hürther Bürgermeister fährt FahrradDer neue Stadtwerke-Chef bekommt Dienstwagen
Hürth – Den Hürther Bürgermeister Dirk Breuer sieht man häufig durchs Stadtgebiet radeln. Viele Termine nimmt der Verwaltungschef mit dem Fahrrad wahr – selbst, wie dieser Tage, bei Eis und Schnee. Einen Dienstwagen für den Verwaltungschef gibt es in Hürth schon seit 16 Jahren nicht mehr. Für den neuen Vorstandschef der Stadtwerke aber, der zum Jahresbeginn seinen Dienst angetreten hat, wird jetzt ein eigenes Auto angeschafft, das er auch privat nutzen darf. Bei manchem im Rathaus sorgt das für Kopfschütteln.
Um Kosten zu sparen, hatte Breuers Vorgänger Walther Boecker, ebenfalls begeisterter Radfahrer, seinen Dienstwagen im Jahr 2003 verkauft.
Für 2000 Euro wurde der 14 Jahre alte, goldmetallic-farbene Mercedes mit 140 000 Kilometer auf dem Tacho seinerzeit den Mitarbeitern im Rathaus angeboten. Schon als Stadtdirektor war Boecker meist Fahrrad gefahren. Dabei blieb es, als er 1999 Bürgermeister wurde. Für auswärtige Termine griff der Sozialdemokrat auf einen Kleinwagen aus dem städtischen Fuhrpark zurück.
Städtischer Fuhrpark
16 Wagen befinden sich heute nach Angaben von Verwaltungssprecher Willi Pütz im städtischen Fahrzeugpark, vom Ford Ka für den Vollstreckungsdienst über Dacia Logan und Skoda Citigo für die allgemeine Nutzung bis zum VW-Bus für die Handwerker und den Mercedes-Bus für das Jugendzentrum.
„Auf die Fahrzeuge können die städtischen Bediensteten bei Bedarf zugreifen“, erklärt Pütz. „Die Stadtwerke besitzen 14 Dienstwagen der Marken Fiat, Ford, Opel und VW, die ausschließlich zu dienstlichen Zwecken genutzt werden.“ Der bisherige Stadtwerkechef Dr. Dirk Holger Ahrens-Salzsieder fährt einen Ford Focus aus dem Fuhrpark in der Stadtwerke-Farbe Gelb und mit Stadtwerke-Schriftzug. Das Auto könne auch von anderen Mitarbeitern beansprucht werden, sagt Pütz.
Persönlicher Dienstwagen für Stefan Welsch
Doch der neue Vorstandssprecher Stefan Welsch, der mit Ahrens-Salzsieder bis Ende 2019 eine Doppelspitze bilden und das kommunale Unternehmen mit 280 Mitarbeitern danach allein führen wird, bekommt einen persönlichen Dienstwagen gestellt, den er auch privat nutzen darf.
Die Hürther Stadtwerke leasen für den 53 Jahre alten Diplom-Ökonomen, der von den Stadtwerken Kassel nach Hürth gewechselt ist und einen Vertrag bis Ende 2023 hat, eine Mercedes C 200-Limousine in neutralem Schwarz.
Für Bürgermeister Breuer, auch Vorsitzender des Verwaltungsrats der Stadtwerke, ist das ein normaler Vorgang. Der Dienstwagen sei auf das mit Welsch ausgehandelte Gehalt angerechnet worden. Weiterer Vertragsbestandteil sei eine Erfolgsprämie. „Wenn man gute Leute für solche Positionen haben will, muss man ihnen was bieten“, sagt Breuer. Das habe auch der Verwaltungsrat der Stadtwerke so gesehen, der die Eckpunkte für den Arbeitsvertrag festgelegt habe. Weil die Stadtwerke das Auto zu günstigen Gewerbekonditionen leasen könnten, profitierten von dem Deal alle Seiten, so Breuer.
Stadtwerke-Chef Stefan Welsch nannte einen Dienstwagen „branchenüblich“, im Gegenzug sei das Gehalt entsprechend niedriger vereinbart worden. Für ihn ist das Auto auch Ausdruck einer „größeren Kundenorientierung“ der Stadtwerke. Mit dem Wagen werde er häufig unterwegs sein zu Geschäfts- und Kooperationspartnern. Für die Verbandsarbeit müsse er auch weitere Strecken zurücklegen, sagte Welsch.
Auch ins Büro hat es Welsch etwas weiter als der Bürgermeister, der einen Steinwurf vom Rathaus entfernt wohnt und nach eigenen Angaben auch deshalb auf einen Dienstwagen verzichten kann. Der neue Stadtwerke-Chef lebt in Köln.