Auf der Spiegel-BestsellerlisteHürther Carsten Henn hat ein neues Buch veröffentlicht
Hürth – Schon nach wenigen Szenen ist dem Leser der Weg vertraut, kennt er die Gassen, den Platz vor dem Münster, spürt förmlich das Pflaster, über das der alte Mann mit den Büchern spaziert. „Der Buchspazierer“ eben, die Hauptperson im jüngsten Buch von Carsten Henn. Der Autor hat in diesem Fall auf seinen zweiten Vornamen verzichtet. „Mit Carsten Sebastian Henn verbinden die meisten Leute Kriminalromane“, sagt der Hürther.
Wie viele er geschrieben hat, muss er selbst nachschauen: 18 Krimis von ihm sind erschienen. Und nun ein Roman (fast) ohne Verbrechen, die einzige Figur, die detektivischen Ehrgeiz entwickelt, ist ein neunjähriges Mädchen.
Carsten Henn: „Ich habe eine besondere Beziehung zu dem Buch“
Der Grundgedanke des Buches – dass ein unbefangenes Kind das Leben eines einsamen alten Mannes auf den Kopf stellt – ist nicht neu. Doch Henn hat mit viel Empathie Figuren erschaffen, die einem schnell ans Herz wachsen. „Ich habe eine besondere Beziehung zu dem Buch, auch weil es sehr lange bei mir war“, sagt der Hürther.
Die Idee habe er jahrelang mit sich herumgetragen. Das Schreiben war auch deshalb besonders emotional, weil der Buchspazierer Carl Kollhoff Züge von Henns Vater hat und weil das Mädchen Schascha nach Henns Tochter benannt ist. Die habe vor einigen Jahren diesen Namen für sich erfunden.
Damit sich seine Protagonisten nicht verlaufen, hatte der Autor sich eine Skizze der – fiktiven – Stadt gemacht. „Die Geschichte ist universell, sie könnte überall und zu jeder Zeit spielen.“ In einem Punkt hat ihn die Realität aber unerwartet eingeholt: Der Service des Buchspazierers, nämlich den Menschen ihre Lektüre nach Hause zu bringen, ist durch die Corona-Krise plötzlich hochaktuell. Er habe die Parallelität erschreckend gefunden, sagt Carsten Henn. Das Buch sei vor dem ersten Lockdown längst fertig gewesen.
„Der Buchspazierer“ war auf Platz 12 der Spiegel-Bestsellerliste
Begonnen hat seine literarische Laufbahn mit einem erotischen Roman, „Julia, angeklickt“. Außer den 18 Krimis hat er Liebesromane und ein Kinderbuch geschrieben. Und nun also einen Roman, der vor allem eine Liebeserklärung an das Lesen, an die Bücher ist. In dem eine pensionierte Lehrerin verdrehte Wortspiele macht und ein Analphabet Klassiker der Weltliteratur sammelt. „Der Buchspazierer“ ist auf Platz 38 in der Spiegel-Bestsellerliste eingestiegen, hatte zwischenzeitlich Platz 12 erreicht.
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Carsten Henn hat die nächsten Bücher längst in Arbeit. „Im Herbst erscheint wieder ein Krimi“, verspricht er. Er arbeite immer parallel an mehreren Büchern in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, darunter im Moment auch eines mit philosophischem Ansatz.
Oft habe er beim Schreiben Ideen, die nicht in das aktuelle Buch passten. Die meisten Einfälle kämen ihm allerdings nachts. „Dann stehe ich auf und schreibe sie auf.“ Aus diesem Fundus schöpft er dann für die nächsten Geschichten.
„Der Buchspazierer“ von Carsten Henn, Roman, Pendo, 224 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-86612-477-6. Der Roman ist auch als E-Book erhältlich.