AboAbonnieren

Neue RecyclinganlageSo werden im Chemiepark Knapsack Kunststoffabfälle zu Rohstoffen

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt drei Männer im Feierabendhaus hinter einem aufgeklappten Laptop.

30.09.2024. Hürth. Auf Kreislaufwirtschaft setzen Ralf Müller (Geschäftsleiter Yncoris), Wolfgang Klemmer (Projektleiter LyondellBasell) und Alexander Porzsolt (Yncoris).

LyondellBasell baut im neuen Werksteil Süd des Chemieparks eine Recycling- und Weiterverarbeitungsanlage für Kunststoffabfälle.

Bei der Erweiterung des Chemieparks Knapsack setzt Betreiber Yncoris auf Kreislaufwirtschaft. Yncoris hat 13 Hektar im neuen Werksteil Süd westlich der Luxemburger Straße an das Chemieunternehmen LyondellBasell verpachtet, das auf der Fläche von umgerechnet 20 Fußballfeldern ein integriertes Recycling- und Weiterverarbeitungszentrum für Kunststoffabfälle errichten will. Im ersten Bauabschnitt soll Anfang 2025 mit dem Bau einer Sortieranlage für jährlich 70.000 Tonnen Kunststoff begonnen werden.

„Wir machen den Chemiepark enkelfähig“, so bewertet Yncoris-Chef Ralf Müller die Neuansiedlung. „Die chemische Industrie steht vor grundlegenden Veränderungen. Das spiegelt sich auch in unserem Chemiepark wider.“ Kreislaufwirtschaft sei angesichts der Herausforderungen durch den Klimaschutz und die Einsparung von CO₂ das Zukunftsthema. Dabei gehe es auch darum, Erdöl als Grund- und Einsatzstoff in der Chemieproduktion durch alternative Rohstoffe zu ersetzen – etwa durch die Wiederverwertung von Kunststoffen.

Kunststoffe sollen in Hürth ein neues Leben erhalten

Rund die Hälfte der Kunststoffabfälle aus Haushalten und Gewerbebetrieben könne derzeit nicht wiederverwertet werden und werde stattdessen verbrannt, erklärt Wolfgang Klemmer, Projektleiter bei LyondellBasell. „Wir geben solchen Kunststoffen ein zweites, drittes oder viertes Leben“, so Klemmer.

In der hochautomatisierten Sortieranlage können die unterschiedlichen Kunststoffe künftig zur Wiederverwertung voneinander getrennt werden. Dazu flitzt der geschredderte Kunststoff auf einem Fließband mit acht Metern pro Sekunde an Infrarotkameras vorbei, die zum Beispiel Polyethylen aus Shampooflaschen und Polypropylen aus Kunststoffrohren erkennen können. Per Luftstrom wird das Material dann für die Weiterverarbeitung sortiert.

Das Material soll aus einem Umkreis von 80 Kilometern um Hürth kommen

In der ersten Ausbaustufe soll im ersten Quartal 2026 eine Sortieranlage mit einer Kapazität von 70.000 Tonnen pro Jahr in Betrieb genommen werden. Das Material soll aus einem Umkreis von 50 bis 80 Kilometern kommen und per Lkw nach Knapsack transportiert werden. 40.000 Tonnen des Ausgangsmaterials werden anschließend in einer neuen Anlage, die LyondellBasell derzeit in Wesseling baut, chemisch recycelt.

Weitere 10.000 Tonnen werden zunächst in einer Anlage bei Maastricht in Holland mechanisch auf die Wiederverwertung vorbereitet. Eine mechanische Recyclinganlage plant das Unternehmen neben einer zweiten Sortieranlage auch in Hürth. Übrig bleiben zunächst 20.000 Tonnen, die nicht wiederverwertet werden können und im Ersatzbrennstoffkraftwerk in Knapsack verbrannt werden.

Wann die Ausbaupläne umgesetzt werden, hänge vom Markt ab. „Wir müssen die entsprechenden Mengen und Abnehmer haben“, so Klemmer. Der recycelte Kunststoff wird unter anderem von der Verpackungs- und Lebensmittelindustrie abgenommen, außerdem wird das Kunststoffmaterial in Medizinprodukten und in Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen und Kühlschränke eingesetzt.

Im Vollausbau soll die Investitionssumme im Chemiepark Knapsack bei einem dreistelligen Millionenbetrag liegen. Bis zu 100 Menschen könnten dort beschäftigt werden. Im ersten Bauabschnitt entstehen laut Projektleiter Klemmer 30 Arbeitsplätze in der Sortieranlage.