Schülerinnen und Schüler des Albert-Schweitzer-Gymnasiums haben den Protest gegen zwei Turnhallen auch in den Bildungsausschuss getragen.
SporthallenpläneSo reagieren Politiker auf den Schülerprotest am Gymnasium in Hürth
Der geplante Bau von gleich zwei Turnhallen nebeneinander in einer Grünanlage auf dem Schulhof des Albert-Schweitzer-Gymnasiums stand eigentlich nur als Mitteilungsvorlage auf der Tagesordnung des Bildungsausschusses. Doch angesichts Hunderter Schülerinnen und Schüler, die am Mittwochabend mit Protestplakaten vor das Bürgerhaus gezogen waren und sich nun im Sitzungssaal drängten, machte der Ausschuss das umstrittene Projekt zum ordentlichen Tagesordnungspunkt mit Aussprache. Zu entscheiden hatte das Gremium nichts, doch für die Gymnasiasten gab es viel Lob aus den Fraktionen.
Am Vormittag hatten mehr als 1300 Jugendliche eine Menschenkette um die Grünanlage mit rund 30 bis zu 50 Jahre alten Bäumen gebildet. Der Planungsausschuss hatte im April auf Drängen der Verwaltung einstimmig beschlossen, dort zwei Turnhallen mit jeweils drei Feldern zu errichten. Der wuchtige Baukörper mit 108 Metern Länge und 9,50 Metern Höhe würde von der Grünanlage, die nicht nur in den Pausen, sondern im Sommer auch für Unterricht genutzt wird, nicht viel übrig lassen.
Hürther Gymnasiasten schlagen alternative Standorte vor
Die Verwaltung hatte dem Planungsausschuss erst kurzfristig neue Pläne vorgelegt. Die Schulleitung erfuhr davon erst kurz vor der Sitzung. Die Verwaltung erklärte das mit Terminproblemen und kündigte an, noch einmal das Gespräch mit der Schulgemeinde zu suchen. Den Standort für die beiden Hallen in der Grünanlage parallel zur Sudetenstraße hatte Bürgermeister Dirk Breuer allerdings bereits als alternativlos bezeichnet.
Das sehen die Schüler anders. Die Schülervertretung hatte Mitglieder des Bildungsausschusses vor der Sitzung auf den Schulhof eingeladen. Dort brachte sie nicht nur ihren Protest zum Ausdruck, sondern präsentierte den Kommunalpolitikern auch Alternativvorschläge – inklusive Planskizzen und Abwägung der Vor- und Nachteile.
Schülerprotest macht Eindruck bei Hürther Kommunalpolitikern
In der Ausschusssitzung zeigten sich Sprecherinnen mehrerer Fraktionen beeindruckt von den Schülerprotesten. „Wir haben festgestellt, dass die Schule nicht einverstanden ist mit dem, was der Planungsausschuss beschlossen hat“, sagte die Ausschussvorsitzende Margit Reisewitz (SPD).
CDU-Sprecherin Gudrun Baer betonte, dass sich die Politik die Entscheidung nicht leicht gemacht habe und dass bei der Abwägung neben den Interessen der Schule auch die der Allgemeinheit – etwa der Sportvereine – abgewogen werden müssten. Die Christdemokratin kündigte an, dass es im Juni noch einmal Gespräche über den Standort geben solle. Baer: „Seid gewiss, dass wir das nicht leichtfertig machen und dass wir euer Signal wahrnehmen.“
Sprecherin der Hürther Schulleiter übt Kritik an der Verwaltung
SPD-Sprecherin Silvia Lemmer attestierte der Schülerschaft eine „tolle Aktion“. Lemmer: „Ihr habt gezeigt: So funktioniert Demokratie. Wir wollen mitreden.“ Die Sozialdemokraten sehen nun noch Klärungsbedarf zur Standortwahl und zur Einbeziehung der Schule.
Die Grünen-Sprecherin Regina Kaiser erklärte, sie sei „begeistert“ vom Einsatz der Schülerinnen und Schüler und räumte selbstkritisch ein: „Wir müssen uns als Politiker an die eigene Nase fassen.“ Schließlich seien in der Schulgemeinde die Experten in Sachen Schulhof. Kaiser: „Nur ihr wisst, wie es ist, im Sommer in der Klasse zu schwitzen.“ Sie müsse „beschämt feststellen“, so die Grüne, dass erst durch den Einsatz der Schülerinnen und Schüler „etwas in Bewegung geraden sei“.
Die Sprecherin der Schulleitungen der weiterführenden Schulen, Almuth Piller, hielt der Verwaltung vor, das Gymnasium nicht, wie im Schulgesetz vorgeschrieben, an der Entscheidung beteiligt zu haben. Dabei habe die Stadt seit 2019 gewusst, dass die Schule Bedenken gegen den Standort habe. Das damals beschlossene Sporthallensanierungskonzept sah den Bau einer Turnhalle an der Sudetenstraße vor.