Schlechte Bezahlung, wenig bezahlte Urlaubs- und Krankheitstage: Tagesmütter in Hürth beklagen, dass sie kaum über die Runden kommen.
KinderbetreuungTagesmütter in Hürth klagen über schlechte Bezahlung
Bei der Betreuung von Kleinkindern spielt die Kindertagespflege in Hürth eine große Rolle. Ohne die rund 160 Plätze dort könnte die Stadt den Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung kaum erfüllen. Doch Inga Hilbk-Salverius, Vorsitzende des Vereins Kindertagespflege, und ihre Stellvertreterin Monika Otte beklagen, dass die Arbeit der knapp 40 Tagespflegepersonen — meist sind es Mütter — nicht wirklich wertgeschätzt werde. So werde die Kindertagespflege in Hürth schlechter bezahlt als in Nachbarstädten, auch die Arbeitsbedingungen seien ungünstiger.
Die Kindertagespflege sei nicht bloß ein Notnagel, sagt Monika Otte. „Viele wählen gezielt die Betreuung bei einer Tagesmutter, weil das viel persönlicher ist und wir besser auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen können.“ Formal arbeiten die Tagesmütter, die bis zu fünf Kinder meist in der eigenen Wohnung betreuen und sich regelmäßig fortbilden müssen, selbstständig. Doch die Preise dürfen sie nicht selbst kalkulieren, die Vergütung legt die Stadt fest.
Die hohen Mieten in Hürth sind ein Problem für die Tagesmütter
Inga Hilbk-Salverius rechnet vor: Pro Kind und Stunde würden 3,77 Euro Förderleistung für Erziehung, Bildung und Betreuung bezahlt. Dazu kämen noch 1,63 Euro an Sachkosten, etwa für Heizung, Strom, Putz- und Pflegemitteln; zuletzt sei der Betrag 2018 erhöht worden — um 13 Cent. Eine Tagesmutter, die drei Kinder für 35 Stunden in der Woche betreue, komme so auf 2500 Euro im Monat. „Da gehen aber noch Steuern, die Hälfte der Sozialversicherung, Energiekosten und Miete ab“, sagt Hilbk-Salverius.
Neben den stark gestiegenen Preisen für Heizung und Strom seien in Hürth vor allem die hohen Mieten ein Problem. „Ich zahle dafür 1200 Euro im Monat“, berichtet die Vereinsvorsitzende, die vier Kinder zwischen einem und drei Jahren betreut. „Da bleibt am Ende des Monats nicht viel übrig.“ Anders als in benachbarten Städten wie Frechen, Brühl und Kerpen gibt es in Hürth keinen Mietzuschuss.
Große Unterschiede zu anderen Kommunen im Rhein-Erft-Kreis
Benachteiligt sehen sich die Hürther Tagesmütter aber auch bei den bezahlten Krankheits- und Urlaubstagen. So wird die Vergütung im Krankheitsfall 14 Tage lang weitergezahlt, in Brühl und Wesseling sind es 30 Tage. Und mit 20 bezahlten Urlaubstagen ist Hürth nach einer Erhebung des Netzwerks Kindertagespflege im Rhein-Erft-Kreis Schlusslicht.
„Wir liegen überall am unteren Rand“, zieht Hilbk-Salverius ein ernüchtertes Fazit. „Warum ist die Arbeit der Tagesmütter in Brühl mehr wert als in Hürth?“, fragt sich die Vorsitzende genauso wie die anderen 29 Mitglieder des Vereins, der sich 2018 gegründet hat, um die Bedingungen in der Tagespflege zu verbessern. „Wir machen denselben Job mit derselben Verantwortung, derselben Hingabe.“ Einige Tagesmütter hätten bereits reagiert und betreuten in Hürth Kinder aus anderen Städten, die eine höhere Vergütung zahlten.
Die schwierige Lage der Tagesmütter schilderten Inga Hilbk-Salverius und Monika Otte Ende Mai auch im Rathaus bei einem Gespräch mit Bürgermeister Dirk Breuer und Fachdezernent Jens Menzel. Konkret forderten sie eine Erhöhung des Förderbetrags pro Kind und Stunde um zwei und der Sachkosten um einen Euro, außerdem 30 Urlaubs- und 30 Krankheitstage.
„Es geht nicht darum, dass wir uns die Taschen vollmachen wollen“, sagt die Vorsitzende des Vereins. „Wir machen den Job gern und leisten gute Arbeit. Es ist aber anstrengend, immer in dieser Bittstellerposition zu sein.“
Die Hürther Stadtverwaltung hat laut Sprecherin Fabricia Karutz zugesagt zu prüfen, ob Verbesserungen für die Tagespflegepersonen möglich sind. Bislang stünden dafür aber kein Mittel im städtischen Haushaltsplan bereit. Darüber müsse der Stadtrat letztendlich in den Haushaltsplanberatungen entscheiden.
Der Stadtverwaltung sei es wichtig, „die Rahmenbedingungen der Arbeit der Kindertagespersonen angemessen zu halten“, versichert Karutz. Sie verweist darauf, dass erst 2022 die Zahl der bezahlten Krankheitstage von fünf auf 14 erhöht worden sei.