Das Berli-Theater ist ein Schmuckkästchen. Wirtschaftlich ist das Kino aber kaum zu betreiben. Das soll auch an den Filmverleihern liegen.
Verein will Kino rettenIm Hürther Berli-Theater gibt es nach dem Film schon mal Applaus
Jeder große Stadtteil hatte früher sein eigenes Kino. Doch das ist lange her. Übrig geblieben ist das Berli-Theater in Berrenrath. Aber auch im letzten der klassischen Einsaalkinos wäre der Vorhang wohl gefallen, wenn der neu gegründete Berli-Kinoklub nicht eingesprungen wäre. Nach einem halben Jahr hat der Verein 120 Mitglieder und will weiter wachsen, um das traditionsreiche Kino mit seinem nostalgischen 50er-Jahre-Ambiente langfristig zu erhalten.
Ende 2023 hatte Kinobetreiber André Jansen, der das Berrenrather Lichtspieltheater mit fast 80-jähriger Geschichte in vierter Generation führt, erklärt, dass er den Regelbetrieb aus wirtschaftlichen Gründen einstellen müsse. „Das kam schneller als befürchtet“, sagt Maria Rasmussen. Sie ist Vorsitzende des Berli-Kinoklubs, der eigentlich erst im Sommer einsteigen wollte.
Ein Bündel von Gründen macht dem Hürther Kinobetreiber zu schaffen
Es sei ein Bündel an Gründen, das dem Kinobetreiber zu schaffen gemacht habe, sagt Günter Reiners, zweiter Vorsitzender. Dazu zählten rückläufige Besucherzahlen aufgrund des veränderten Freizeitverhaltens und die Folgen der Pandemie. Aber auch die Filmverleiher machten es den kleinen Kinobetreibern schwer, weiß Reiners.
So müssten große Filme wie „Wonka“ vor Weihnachten gleich für 30 Tage gebucht und täglich vorgeführt werden. „An den ersten Tagen ist der Saal noch voll, aber danach läuft der Film oft vor leeren Reihen“, so Reiners. „Für ein Kino mit nur einer Leinwand ist das ein K.o.-Kriterium.“ Die Alternative sei, lange genug zu warten. „Dann gibt es den Film auch schon für zwei, drei Tage“, sagt Reiners. „Viele haben ihn aber dann auch schon gesehen.“
Nach dem Western-Klassiker gab es Applaus vom Publikum
Der Berli-Kinoklub verfolgt ein anderes Konzept. „Wir wollen uns von den kommerziellen Kinos absetzen“, sagt Reiners. So sollen besondere Filme gezeigt werden, gern auch mit lokalem Bezug. Darunter können auch ältere Streifen sein. So war der Saal mit seinen 139 Plätzen lange vorher ausverkauft, als der Kinoklub den Western-Klassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“ von Sergio Leone aus dem Jahr 1968 gezeigt hat. „Der Film kommt auf der großen Leinwand einfach ganz anders rüber“, sagt Reiners. „Die Leute haben nach dem Abspann applaudiert.“
Jeweils am letzten Freitag im Monat zeigt der Berli-Kinoklub einen Film. Über das Programm sollen auch Mitgliederbefragungen entscheiden. Auch Filme in Kombination mit Konzerten und eine Zusammenarbeit mit Schulen sind geplant.
Alter Projekt wird für den Hürther Klub wieder in Betrieb genommen
Für die Mitglieder gibt es darüber hinaus exklusive Vorführungen. Derzeit bringt der frühere Filmvorführer den alten 35-Millimeter-Projektor wieder ans Laufen, der vor acht Jahren ausgemustert wurde und der digitalen Vorführtechnik weichen musste. „Er hat auch noch ein paar alte Filmrollen, die wir vor geschlossener Gesellschaft zeigen dürfen“, berichtet Günter Reiners.
Maria Rasmussen hofft, dass der Verein bald die Marke von 200 Mitgliedern knacken kann. „Dann könnten wir das professioneller aufziehen und eine Aushilfe beschäftigen.“ Aktuell mietet der Verein das Kino, die Vorsitzende kann sich aber vorstellen, den Kinobetrieb selbst zu organisieren. Mitglieder zahlen 36 Euro im Jahr. Auch der Lions-Club, das Kulturamt und der Heimat- und Kulturverein organisieren im Berli noch Filmabende und Konzerte. Das Kino kann für Veranstaltungen gemietet werden. Weitere Informationen über das Kino, den Kinoklub und das Programm gibt es auf den Internetseiten.