Darauf hat Hürth lange hingearbeitet: Die Stadt ist seit dem Wochenende die fünfte „Fair-Trade-Town“ im Rhein-Erft-Kreis. Mit dem Zertifikat setzen sich Städte für fairen Handel ein.
Vier Jahre VorbereitungHürth als „Fair-Trade-Town“ ausgezeichnet
Mit einem neuen Titel kann sich die Stadt Hürth seit dem vergangenen Wochenende schmücken: Sie ist die fünfte Stadt im Rhein-Erft-Kreis, die sich als „Fair-Trade-Town“ zertifiziert hat. Angefangen hatte Frechen im Jahre 2016, es folgten (in alphabetischer Folge) Bedburg, Brühl und Erftstadt. Nun also Hürth und damit engagieren sich die Hälfte aller Kommunen im Rhein-Erft-Kreis mit einem Zertifikat im Gepäck für den fairen Handel.
Hürth ist bereits seit 2019 auf dem Weg zur „Fair-Traide-Town“
Bereits 2019 machte sich Hürth auf den Weg, um „Fair-Trade-Town“ zu werden. Die Federführung hatte in den folgenden Monaten die Lokale Agenda Hürth, die dafür sorgte, dass die vom Verein „TransFair“ vorgegebenen Kriterien erfüllt werden, die für das Zertifikat benötigt werden. Bürgermeister Dirk Breuer, der jetzt zur Titelverleihung in den Hürth-Park gekommen war, erinnerte an den notwendigen Ratsbeschluss, um sich an der weltweiten Kampagne zu beteiligen. Es wurde eine Steuerungsgruppe unter der Leitung von Marlies Reisewitz gebildet, die Teilnehmer für die Kampagne in der Stadt gewann.
Sechs Cafés und Restaurants machen nun mit, 13 Einzelhandelsgeschäfte haben fair gehandelte Produkte im Angebot. Und auch die beiden Kirchen sind – neben einer Schule und zwei Vereinen – Teil der Kampagne. Natürlich gehört auch die Stadtverwaltung dazu, in deren Räumen seit Jahren schon fair gehandelte Getränke angeboten werden. Am Anfang nicht immer zur Freude der Rats- und Ausschussmitglieder, wie sich der Bürgermeister erinnerte: „Der Kaffee soll anfangs nicht allen geschmeckt haben.“
„Mit gutem Beispiel voranzugehen ist nicht nur der beste Weg, andere zu beeinflussen, es ist der Einzige“, mit diesem Zitat von Albert Schweitzer skizzierte der Bürgermeister den Kern der Aufgabe, um andere Menschen oder Institutionen zu bewegen, sich dem Fair Trade-Gedanken anzuschließen und mitzumachen. Er würdigte in diesem Zusammenhang die Arbeit der Steuerungsgruppe in der Vergangenheit, die bemüht war, andere von der Idee des Mitmachens zu überzeugen.
Fair-Trade schafft Bildung und Arbeitsplätze in Produktionsländern
Breuer wies auf die positiven und nachhaltigen Auswirkungen hin, die durch die Aktionen von TransFair in den Produktionsländern erreicht werden können, wie der Ausbau von Bildung und die Schaffung von vernünftig bezahlten Arbeitsplätzen. „Wir können mit jeder Kaufentscheidung mit gutem Beispiel vorangehen und Einfluss nehmen auf die Bedingungen, unter denen unsere Waren und Güter produziert werden.“ Dass nicht nur die Stadt mit gutem Beispiel vorangeht, unterstrich auch Alexandra Oeser, Geschäftsführerin des Hürth-Parks, in ihrem Grußwort: „Das ist für uns eine Herzensangelegenheit, denn wir sind das Herz der Stadt.“
Die Urkunde an die Stadt übergab der Fair-Trade-Ehrenbotschafter Manfred Holz. Er lobte die Hürther Unternehmen und die Stadt, die alle vorgegebenen fünf Kriterien erfüllt hatten, um den Titel zu erringen. Holz wies darauf hin, dass inzwischen neunzig Prozent aller Deutschen das Fair-Trade-Siegel kennen, in Nordrhein-Westfalen ist Hürth nun die 169. Kommune, die sich zertifizieren konnte. Er rief auf, sich weiterhin beim Kauf für fair gehandelte Produkte zu engagieren und nannte ein Beispiel, das ihn schwer stört: „Es ist schon interessant, dass viele Kaffeetrinker teure Kaffeemaschinen besitzen, aber billigen Kaffee trinken. Fair wäre also, nicht billig einzukaufen, wofür andere teuer bezahlen.“