AboAbonnieren

Streit um SicherheitsabstandHürther Chemiepark will keine Kita als neuen Nachbarn

Lesezeit 3 Minuten

Auf diesem Grundstück Am Sonnenhang soll die neue Kita gebaut werden.

Hürth-Kendenich – Die Pläne für den Neubau einer Kindertagesstätte auf einer Wiese an der Straße Am Sonnenhang stoßen auf Widerstand bei der benachbarten Chemieindustrie. Chemieparkbetreiber Yncoris hält den 160 Meter von der Werksgrenze entfernten Standort aufgrund der Nähe zu den Produktionsanlagen für ungeeignet und weist auf mögliche Gefahren bei Störfällen hin. Die Verwaltung will allerdings an dem Vorhaben festhalten.

Die Stadt braucht dringend eine neue Unterkunft für die Kita Burgwichtel, die ihre angemieteten Räume an der Ortshofstraße im vergangenen Herbst verlassen musste. Dort hatte es Probleme mit Feuchtigkeit und Schimmel gegeben; über die Ursache streiten sich die Stadt und der Vermieter.

Hürth braucht neue Räume für die Kita Burgwichtel

Zwei der fünf Kita-Gruppen wurden schon im Frühjahr 2021 in die ehemalige Jugendherberge auf dem Hürtherberg umquartiert, die anderen zogen im Herbst in den Fronhof nach Fischenich um. Dauerlösungen sind die Ausweichquartiere laut Verwaltung allerdings nicht.

Die Stadt macht deshalb Tempo. Bereits im vergangenen September beschloss der Planungsausschuss einstimmig, auf dem Grundstück Am Sonnenhang, das der Stadt gehört, neu zu bauen. Die Kosten wurden auf 4,3 Millionen Euro geschätzt. Vorgesehen ist, dass ein Generalunternehmer die eingeschossige Kita bis 2024 schlüsselfertig errichtet.

Die Nachbarschaft zum Chemiepark sieht die Verwaltung nicht als Problem. Stadtbaudirektor Manfred Siry verwies im Planungsausschuss auf ein Gutachten des TÜV Rheinland von Mai 2020, das für das gesamte Stadtgebiet die nötigen Sicherheitsabstände zu sogenannten Störfallbetrieben ermittelt hat. Danach grenzt das Außengelände der geplanten Kita zwar an die im Gutachten festgelegte Sicherheitszone des Chemieparks, liege aber eben noch außerhalb. „Knapp daneben ist auch vorbei“, so Siry im Ausschuss.

Hürther Bürgermeister verteidigt Standortwahl

„Der Standort ist nicht leichtfertig ausgewählt worden“, stellte Bürgermeister Dirk Breuer fest. „Heute schon wohnen links und rechts davon Menschen.“ Der Verwaltungschef machte überdies darauf aufmerksam, dass „in Kendenich keine alternative Fläche für eine Kita zur Verfügung steht“.

Dass das Baugrundstück außerhalb des Sicherheitsbereichs liege, räumt auch Chemiepark-Sprecher Thomas Kuhlow ein. „Wir reden aber über Menschen mit besonderem Schutzbedarf“, gab Kuhlow zu bedenken. In einer Stellungnahme zum Planungsverfahren weist Yncoris darauf hin, dass der Sicherheitsabstand das Ergebnis von Modellrechnungen sei. „Im Fall einer sich ausbreitenden Schadstoffwolke ist eine scharfe Abgrenzung des Gefahrenbereiches in Form einer Abstandsgrenze daher nicht möglich“, heißt es in dem Schreiben.

Das könnte Sie auch interessieren:

Yncoris befürchtet aber auch, dass eine Kita in der Nachbarschaft Nachteile für die Entwicklung des Chemieparks haben könnte, etwa im Fall möglicher Verschärfungen der Abstandsregeln für Störfallbetriebe. Bürgermeister Breuer warnte im Ausschuss indes davor, den Kreis um die Störfallbetriebe weiter zu ziehen: „Wenn wir das jetzt immer so machen, werden weite Teile des Stadtgebiets der künftigen Entwicklung entzogen.“