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„Vorzeigeprojekt“In Hürth soll Verbrennung von Klärschlamm Energiewende bringen

Lesezeit 3 Minuten
Mehrere Bauarbeiter stehen hinter einer Grube. Im Hintergrund das Goldenbergkraftwerk.

Mit dem symbolischen ersten Spatenstich begannen auf dem Knapsacker Hügel die Bauarbeiten für die Klärschlammverbrennungsanlage von RWE neben dem Goldenbergkraftwerk.

In Hürth ist der erste, symbolische, Schritt für die neue Klärschlammverbrennungsanlage getan. Die Beteiligten sind rundum begeistert.

Pünktlich zum ersten Spatenstich für die neue Klärschlammverbrennungsanlage zogen dunkle Wolken über dem Knapsacker Hügel auf, und ein Graupelschauer ging auf die Besucher nieder. Die Feierlaune wollte sich dadurch aber niemand verderben lassen. Die Anlage sei ein „Leuchtturmprojekt der regionalen Energiewende und ein handfester Beitrag zum Strukturwandel“, betonte Lars Kulik, Vorstandsmitglied des Bauherrn RWE Power.

Sie soll die Verwertung von Klärschlamm und Arbeitsplätze sichern, außerdem künftig die Rückgewinnung des Wertstoffs Phosphor ermöglichen. 80 Millionen Euro investiert RWE in die erste von zwei geplanten Linien der Anlage im Schatten des Goldenbergkraftwerks, die 2026 in Betrieb gehen soll.

Jährlich können dort dann bis zu 180.000 Tonnen Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen verwertet werden. Über die Errichtung eines baugleichen zweiten Strangs, der bereits genehmigt ist, soll Anfang 2024 entschieden werden.

Verbrennunganlage Hürth: Neue Anlage ist klimafreundlich

Mit dem Bau der Verbrennungsanlage rüstet sich RWE am Standort Knapsack für die Zeit nach dem Braunkohleausstieg im Jahr 2030. Die Anlage soll die Mitverbrennung von Klärschlamm in den Braunkohlekraftwerken ablösen. Derzeit werden in den Kesseln neben Braunkohle bis zu 900.000 Tonnen Klärschlamm im Jahr verfeuert.

Die neue Anlage kommt ohne den Einsatz des fossilen Energieträgers aus und gilt als CO2-neutral. Die bei der Verbrennung des Klärschlamms entstehende Wärme reicht nach Angaben des Betreibers aus, um den Schlamm vorzutrocknen. Darüber hinaus wird überschüssige Heizenergie an benachbarte Industriebetriebe in Knapsack geliefert.

Auch die Hürther Stadtwerke mit ihrem Fernwärmenetz könnten künftig zu den Abnehmern zählen. Das kommunale Unternehmen plane eine kleinere Beteiligung an der Anlage, bestätigte Vorstand Stefan Welsch. „Mit der Investition sichern wir regionale Wertschöpfung, eine vernünftige, zukunftsorientierte Klärschlammverwertung und Arbeitsplätze“, sagte RWE-Power-Vorstand Kulik. Das Unternehmen prüfe darüber hinaus den Bau einer Anlage zur Abscheidung und Verflüssigung des Kohlendioxids aus dem Rauchgas der Verbrennungsanlage.

Neue Verbrennungsanlage in Hürth: Landrat spricht von „Vorzeigeprojekt“

Christian Forkel, Leiter des Geschäftsfelds Veredelung, hob hervor, dass sich die Gesamtmenge des eingesetzten Klärschlamms in Knapsack durch die neue Anlage nicht erhöhen werde. Forkel: „Weder setzen wir künftig mehr Klärschlamm ein als heute, noch ist mit zusätzlichem Lkw-Verkehr zu rechnen.“ Die entstehende Wärme werde ökologisch sinnvoll ortsnah für die Dampfversorgung genutzt. „Und wir schaffen die Voraussetzungen für eine Rückholbarkeit des Wertstoffs Phosphor. Damit ist unser Projekt absolut zukunftsfähig und nachhaltig.“

Landrat Frank Rock sprach von einem „Vorzeigeprojekt“ für den Strukturwandel und zur Erreichung der CO2-Einsparziele. Das Unternehmen RWE stelle Weitsicht unter Beweis, indem es bereits jetzt in eine solche Anlage investiere, und das ohne Zuschüsse. Den Standort am Goldenbergkraftwerk betrachtet RWE Power als günstig. Er liege fernab von Wohnbebauung und sei ideal ans Autobahnnetz angebunden, sodass keine Transporte durch das Stadtgebiet erfolgten.

Die Anlage selbst sei mit einer mehrstufigen Rauchgasreinigung ausgestattet und eingehaust. Der Anlieferungsbereich werde mit einem Schleusen- und Abluftsystem ausgestattet. Lärm und Gerüche seien von der Anlage nicht zu erwarten. RWE hat in den vergangenen Jahren bereits viele Millionen in die Klärschlammverwertung in Knapsack investiert. So wurden zwei Lagerhallen und eine Biomasseanlage zur Verwertung von Altholz und Papierschlamm errichtet, eine Trocknungsanlage für Klärschlamm soll im Mai in Betrieb gehen.