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Monster-Truck-Show in HürthDie Angst fährt auch bei den Profis mit

Lesezeit 3 Minuten

Reichlich zerbeultes Blech hinterlassen die Monster-Trucks, wenn sie einmal losgelassen.

Hürth-Hermülheim – „Das war Adrenalin pur, das mir in dem Moment durch die Adern floss.“ Lilly Esser, noch ganz unter dem Eindruck des spektakulären Erlebnisses, schwärmt in den höchsten Tönen von ihrem Einsatz als Stuntfrau. Denn zum ersten Mal bekam sie die Chance, bei der Crash- und Monster-Truck-Show auf dem Willi-Brandt-Platz als Beifahrerin dabei zu sein.

Die Kölnerin hatte sich als Freiwillige gemeldet und bei der Möglichkeit, in einem Quad und in einem Auto auf nur zwei Rädern durch die Arena zu fahren, gleich zugegriffen. „Bei der Tour mit dem BMW hatte ich vorher die Hände zum Gebet gefaltet“, gesteht die junge Frau, die sich selbst als Auto-Freak charakterisiert. Doch sie sagt, sie würde eine solche Fahrt jederzeit ohne nachzudenken wiederholen. Auch der Einsatz mit dem Quad sei „nicht ohne“ gewesen: „Ich hatte ziemliche Angst, auf die Seite zu kippen.“

Für Wesley Lemoine, einer der 20 Mitglieder des gleichnamigen Krefelder Familienunternehmens, sind solche Aktionen Routine. Seit zehn Generationen ist seine Familie im Zirkus- und Stunt-Gewerbe aktiv. „Angst darf bei meinen Einsätzen nicht im Spiel sein“ erklärt er entschlossen. „Wenn die Knie zittern, bist du unkonzentriert und machst Fehler“, weiß der 17-Jährige, der schon von Kindesbeinen an trainiert und auftritt, aus Erfahrung. „Manchmal fühlt man sich zwar vor einer Show etwas mulmig, aber diesen besonderen Kick brauche ich“, beschreibt er seinen Alltag mit Motorcross-Rädern und Crash-Autos. Der junge Mann hat zwar noch keinen Führerschein. Aber dennoch präsentiert er profimäßig Überschläge mit Schrottwagen.

Angst kennt auch der siebenjährige Alexander Lemoine nicht. Auf seinem Kindercross-Motorrad springt er sogar durch Feuerreifen. „Ich mache das ja schon ganz lange und hatte immer einen Schutzengel“, erklärt der Schüler selbstbewusst.

Doch Unfälle sind in dem Gewerbe keine Seltenheit, wie Loren Lemoine erzählt. Ihr Bruder etwa zog sich bei einem Crash Beinbrüche und einen Beckenbruch zu. Und ihr Onkel ist nach einem Unfall körperlich nicht mehr in der Lage, aufzutreten. „Crash- und Stuntfahrer werden nicht mehr in Unfall- und Krankenversicherungen aufgenommen“, sagt die Krefelderin. Und die Angst fährt immer mit – zumindest bei den Frauen in der Familie. „Meine Mutter schaut sich die Shows gar nicht mehr an“, erzählt Loren Lemoine. Und auch sie habe schon mal „schweißnasse Hände“, wenn ihre Brüder einen neuen Stunt ausprobierten.

Weniger gefährlich als die Stunts und Crashs, dafür aber umso spektakulärer sind die Einsätze der Monster-Trucks, die mit ihren überdimensionalen Reifen Autos zu Schrott drücken. Dementsprechend lang war auch die Schlange der Zuschauer, als die Familie Lemoine nach der Show zu Fahrten mit den Trucks einlud. Christian Kaltwasser, der sich eingereiht hatte, war total begeistert: „Mir imponiert die geballte Kraft, die in diesen Fahrzeugen steckt.“ Wenn er jünger wäre, so sein eindeutiges Statement, könnte er sich auch als Stuntfahrer sehen. Karin Nagel wäre zumindest skeptisch, wenn ihr Sohn solch einen Beruf wählen würde. Immerhin durften ihre beiden Enkel Felix und Max in einem Monster-Truck mitfahren.

500 bis 600 Shows präsentiert das Krefelder Unternehmen pro Jahr. Für die Wintermonate hat die Familie in ihrer Heimatstadt ein Grundstück angemietet, denn in der Regel ist die Saison für Crashs und Stunts in der kalten Jahreszeit vorbei.

Zu Weihnachten veranstaltet die Familie traditionell einen Weihnachtsmarkt. „Irgendwie müssen wir uns ja über Wasser halten“, fasst Loren Lemoine die finanzielle Situation des kleinen Unternehmens zusammen.