AboAbonnieren

Prozess um GiftmordeGehört die Jacke mit der Thalliumdose dem Angeklagten?

Lesezeit 2 Minuten
Eine Flasche mit Rattengift aus Thallium

Eine Flasche mit Rattengift aus Thallium. Vor dem Kölner Landgericht läuft seit September der Mordprozess gegen einen Angeklagten, der drei Frauen mit Thallium vergiftet haben soll.

Im Mordprozess gegen einen Krankenpfleger aus Hürth vor dem Kölner Landgericht ging es am Dienstag um ein wichtiges Beweisstück, eine Jacke.

Im Mordprozess gegen einen 42-jährigen Krankenpfleger aus Hürth stand am ersten Verhandlungstag im neuen Jahr erneut die Diskussion um eine schwarze Allwetterjacke in der Herrengröße M im Fokus.

Jene Jacke hatten Ermittler im November 2021 in der Wohnung des Krankenpflegers beschlagnahmt. Das Kleidungsstück hing im Flur am Garderobenhaken und gilt als wesentliches Beweismittel in dem Prozess.

Angeklagter wollte demonstrieren, dass ihm Größe M nicht passt

In der Jackentasche befand sich eine Einmalspritze mit Kalium sowie eine Dose mit Thallium. Jenem Gift, mit dem der Krankenpfleger drei Frauen vergiftet haben soll.

Die Jacke hatte der Angeklagte bereits an einem anderen Verhandlungstag auf Geheiß des Gerichtes übergezogen und dabei demonstriert, dass ihm die Größe M nicht passe. So wollte er Zweifel daran säen, dass die Jacke ihm gehöre.

Ex-Lebensgefährtin ist nicht sicher, dass es die identische Jacke ist

Wohlwissend, dass er in der rund einjährigen Untersuchungshaft einiges an Gewicht zugelegt hat. Deshalb rief das Gericht erneut die Ex-Lebensgefährtin in den Zeugenstand, die mit dem Angeklagten in der Hürther Wohnung gelebt hatte.

Als der Gymnasiallehrerin die Jacke gezeigt wurde, bejahte sie die Existenz einer derartigen Jacke, allerdings „ob es exakt diese ist, kann ich nur sagen, wenn ich daran rieche“. Die Gymnasiallehrerin schloss diese Möglichkeit der Identifikation gleich wieder aus, als ihr einfiel: „Die Jacke hat jetzt ein Jahr eingetütet in der Asservatenkammer gelegen, da ist eine Geruchserkennung wohl nicht mehr möglich.“

Der Angeklagte (M.) steht beim Prozessauftakt im September zwischen seinen Anwälten Mutlu Günal (l.) und Martin Bücher (r.).

Der Angeklagte (M.) steht beim Prozessauftakt im September zwischen seinen Anwälten Mutlu Günal (l.) und Martin Bücher (r.).

Fakt ist jedoch, dass an der Jacke DNA des Angeklagten sichergestellt wurde, offensichtlich hatte nur er die Jacke getragen. In seinem Kleiderschrank habe sich im Übrigen Kleidung der Größe von S bis XL befunden.

Der angeklagte Hürther steht im Verdacht, zwei seiner Partnerinnen, eine davon war schwanger, und einer Angehörigen das Schwermetall Thallium verabreicht zu haben. Jetzt muss er sich wegen zweifachen Mordes, versuchten Mordes und versuchten Schwangerschaftsabbruchs vor Gericht verantworten. Ein Motiv für die grausamen Taten blieb bisher im Dunkeln, denn der Angeklagte schweigt.