Muse und Ex-Ehefrau von H.A. SchultElke Koska hat in Hürth ihr Zuhause gefunden
Hürth – „Kunst“ steht auf dem Klingelschild des unauffälligen Backsteingebäudes in Hürth. Wenn man die steile Treppe hinaufgestiegen ist, öffnet sich die Tür zu einer wundersamen, farbenfrohen Welt voller Glanz und Glitter, Kunst und Kitsch.
Es ist das Zuhause von Elke Koska, der Herrscherin in einem Reich, das angehäuft ist mit skurrilen Objekten und Sammlerstücken. Immer an ihrer Seite sind Schäferhund Luna und der schwarze Mischling Schoko, die bei ihr das Gnadenbrot bekommen.
Deutschlands berühmteste Muse, Managerin und Ex-Ehefrau des Aktionskünstlers H.A. Schult, ist nach Stationen in München, New York, Berlin und Köln aufs Land gezogen und fühlt sich hier sichtlich wohl. „Der Raum hat Charme, und ich mag die Aussicht auf die Pferdekoppel. Außerdem habe ich hier ganz viel über Landwirtschaft gelernt“, berichtet sie schmunzelnd.
So spektakulär wie ihr einstiges Domizil in der Deutzer Brücke ist die langgestreckte Halle zwar nicht, in die sie im vergangenen Jahr mit 750 Kartons eingezogen ist. Von vielen Dingen hat sie sich aus Platzgründen trennen müssen. Doch Elke Koska ist zufrieden mit ihrem Arbeitsplatz, von dem aus sie die künstlerischen Aktivitäten ihres Partners steuert.
Jeden Tag fährt sie von der Kölner Innenstadt nach Hürth. Der Raum, üppig mit Plastikpalmen, Lichterketten und einem riesigen Buffet mitsamt Attrappen von Esswaren ausgestattet, ist Atelier, Büro, Denkfabrik und Kreativlabor in einem. Der bunt geschmückte Weihnachtsbaum gehört ebenso zum Inventar wie ihre umfangreiche Sammlung origineller Teekannen und Tassen, die in wandfüllenden Regalen aufgereiht sind, und zwei der lebensgroßen „Trash People“, mit denen H.A. Schult weltweit berühmt wurde.
Sie war blutjung, als sie den Künstler kennenlernte, mit dem sie „25 Jahre lang jeden Tag 24 Stunden zusammen war“. Elke Koska, die eigentlich Schauspielerin werden wollte, war immer an Schults Seite. Vor zehn Jahren „hörte die Liebe auf“, doch man blieb einander eng verbunden. Bis heute zieht Koska die Fäden im Hintergrund, kümmert sich um Organisation und Logistik und bahnt mit Charme, Energie, Beharrlichkeit und Verhandlungsgeschick die Wege für Schults weltumspannende Projekte.
Für die Ausstellung der Müll-Menschen in Moskau lernte sie russisch; als sie nach China gingen, paukte sie in einem Crash-Kurs chinesisch. Vor Ort dirigiert sie dann ein Heer von Assistenten. Selten haben sie es im ersten Anlauf geschafft, die Müllmenschen an einem politisch bedeutsamen Ort zu platzieren.
„Ich habe mir Geduld anerzogen, man muss jeder Sache ihre Zeit geben“, erklärt sie gelassen. Die wallende rote Haarpracht mit dem Rosenkranz, das Make-up mit der doppelten Wimpernreihe, die schreiend bunten Mäntel aus eigener Produktion und die steilen Plateausohlen sind seit Jahrzehnten ihr Markenzeichen
„Ich sehe jeden Tag so aus, das macht mich glücklich“, erzählt Elke Koska, die sich „schon als kleines Mädchen gern verkleidet hat“. Die irritierten Blicke, die sie beim Gassi-Gehen mit den Hunden treffen, lässt sie an sich abprallen.
Hinter der schrillen Maskerade verbirgt sich eine liebenswürdige, warmherzige und sehr vitale Person mit vielen Talenten. Ihre Qualitäten als Gastgeberin und Food-Designerin sind legendär. „Als junge Frau habe ich Ravioli kalt aus der Dose gelöffelt“, gesteht die Lebenskünstlerin, die später bei einem Sternekoch in die Lehre gegangen ist.
Vor allem während der Jahre in New York hat sie regelmäßig Museumsleute, Kritiker und Sammler beköstigt, um Schult bekannt zu machen. Beim Interview kredenzt sie zarte Macarons mit Schokoladenfüllung.
„Muse“ gibt sie als Berufsbezeichnung an. „Mit Schult bin ich immer auf Augenhöhe“, stellt die selbstbewusste Frau klar, die es als ihre Aufgabe ansieht, die Visionen des Künstlers umzusetzen. Dabei fungiert sie als technische Leiterin, Dolmetscherin, Presseagentin und Diplomatin. In diesen Eigenschaften ist sie auch gefragt, wenn die Trash-People demnächst nach Kasachstan gehen und wenn an der Deutzer Brücke im September das Trash-Haus „Casa Utopia“ aufgebaut wird, für dessen Ausstellung kürzlich die Genehmigung erteilt wurde. Entspannung findet Elke Koska jetzt in Hürth.
Wenn sie an ihrem Schreibtisch sitzt, liegen Luna und Schoko friedlich zu ihren Füßen, die sie aus dem Tierheim zu sich geholt hat. „Ich nehme immer alte Hunde, die sonst keiner will“, erklärt die Tierfreundin. Für ihre beiden Gefährten hat sie eigens einen Treppenlift einbauen lassen, denn die steile Stiege können die betagten Vierbeiner nicht mehr bewältigen. Elke Koska ruht ganz in sich selbst. „Ich bin zufrieden“, erklärt sie, „Ich arbeite immer und langweile mich nie.“