Eine der ersten produzierten Formate in Efferen war die Talkshow „Hans Meiser“.
Mittlerweile sind deutsche TV-Klassiker wie „stern TV“ und „Wer wird Millionär“ in den Hürther Studios heimisch.
Hürth-Efferen – Der Name der Stadt Hürth war in der deutschen Fernsehwelt vor 25 Jahren schon seit geraumer Zeit als Produktionsstandort ein Begriff, auch wenn manche Medien immer glaubten, Efferen oder Kalscheuren seien Vororte von Köln. Im Dezember 1993 bekam die Fernsehpräsenz in der Stadt einen weiteren Anschub, denn am 14. Dezember luden NOB-Deutschland-Gründer Peter Porsius und Generalmanager Jan-Arie den Oudsten zur Einweihung der ersten vier NOB-Studios ein.
Die Nederlands Omroeproduktie Bedrijf (NOB) Deutschland GmbH, Tochter der niederländischen NOB, übernahm die an der Kalscheurener Straße gelegenen Maschinenbau- und Produktionshallen. Umfassende Umbauarbeiten legten den Grundstein für ein modernes TV-Produktionszentrum.
Eine der ersten Produktionen war das Talkshowformat „Hans Meiser“, das gleichzeitig den Beginn der täglichen Talkshows in Deutschland darstellte. Fünf Jahre nach dem Sendestart zog das RTL-Reportagemagazin „stern TV“ auf das Gelände der NOB Deutschland GmbH. Später sendet die erfolgreiche Liveshow wöchentlich aus Studio 6. Moderator Günther Jauch begründete das mit den besseren und unkomplizierteren Arbeitsbedingungen bei der NOB.
Nach und nach füllten sich die Studios mit Produktionen wie „Bärbel Schäfer“, „Wie bitte?!“, „Lukas“ mit dem unvergessenen Dirk Bach und „Exakt“. Das fünfstöckige Produzentenhaus wurde errichtet, und 1997 verdoppelte das Unternehmen seine Studiokapazitäten mit einem Schlag: Mit einer Gesamtkapazität von 2770 Quadratmetern entstanden die Studios 6, 7 und 8. Erstes Format im neuen Studio 8 war „Nur die Liebe zählt“ mit Kai Pflaume.
NOB macht sich einen Namen mit stundenlangen Liveübertragungen wie 1998 von der Love-Parade in Berlin. Verona Feldbusch-Poth feierte in Hürth ihren 30. Geburtstag und auch „Veronas Welt“ wurde hier produziert. Und ein Jahr später feierten hier die RTL-Produktionen „Menschen, Bilder, Emotionen“ und „Wer wird Millionär?“ ihre Premieren.
Im Jahr 2000 schaute die Nation nach Hürth und war sehr geteilter Ansicht über die erste Staffel von „Big Brother“, die aus dem Containerdorf auf dem NOB-Außengelände für RTL 2 produziert wurde. Jürgen, Zlatko, Alex, Sabrina, John, Andrea und Verena sind nur einige der Kandidaten, die die Gemüter erregten. Das NOB-Gelände wurde zur Pilgerstätte Tausender Fans – nicht immer zur Freude der Anwohner.
Nobeo ist europaweit im Einsatz
Unzählige Gerichts- und Talkshows folgten, ebenso die „80er Show“ oder die „Ultimative Chart Show“ mit Oliver Geißen, der hier auch Madonna und Elton John begrüßen konnte.
So endlos wie die Namen der Shows und Formate, so interessant ist auch die technische Entwicklung hinter den Kulissen. 2004 übernahm das niederländische Unternehmen United Broadcast Facilities die NOB-Deutschland-Anteile, drei Jahre später folgte eine Fusion mit der Euro Media Télévision. Dadurch bekam das Unternehmen einen neuen Namen und firmiert seit 2007 als „nobeo“.
Seitdem ist nobeo europaweit im Einsatz. Die Übertragungswagen rollen auf der Suche nach dem „Superstar“ zum Casting durch die Lande, zeichneten in London ein „Concert für Diana“ auf und standen beim G8-Gipfel in Heiligendamm. Und auf dem heimischen Außengelände wurde drei Wochen lang eine riesige Piratenwelt bespielt. Nach vielen technischen Veränderungen konnte das Unternehmen 2013 darauf verweisen, dass fortan alles nur noch „tapeless“, also digital aufgezeichnet und bearbeitet werde. Die alten Bandmaschinen hatten ausgedient.
Mit allen Gasttieren zusammen könnte man einen Zoo eröffnen
Viele bekannte Sendungen konnten inzwischen ihr Jubiläum feiern. Die nobeo-HD-Übertragungswagen sind bei allen großen Events und Sportveranstaltungen in Europa zu sehen und auch bei Olympia in Rio waren sie dabei.
Zu den Moderatoren und Fernsehmachern, die mit am längsten auf dem Studiogelände an der Kalscheurener Straße arbeiten, gehört Günther Jauch. Seit 20 Jahren moderiert er „Wer wird Millionär“ und viele weitere Produktionen . Mit Hürth verbindet Jauch in erster Linie die zeitraubende Anfahrt auf der staugefährdeten Luxemburger Straße, die ihm oft auf die Nerven ging. Dem Medienmagazin DWDL.de verriet er: „Einmal in meinem Leben war ich im ,Planet Hürth' essen und kann mich noch an den Salatteller ,Fliege' erinnern. Ich stand übrigens auf der Karte als Käseröggelchen für 7,50 DM. Der Putenbrustsalat ,Bärbel Schäfer' war doppelt so teuer.“
Nobeo-Geschäftsführer Stefan Hoff, der das Unternehmen inzwischen zehn Jahre leitet, ist nicht nur mit der Entwicklung zufrieden. Auch in die Zukunft schaut er positiv: „Wir erweitern uns permanent. Meistens jedoch technisch. So rüsten wir gerade die Infrastruktur Schritt für Schritt auf UHD um.“
Vieles hat Stefan Hoff in den Hürther Studios erlebt: „Spannend und auch lustig wird es immer, wenn Tiere im Spiel sind. Wenn wir alle Tiere, die hier jemals auf dem Gelände waren, gleichzeitig hier hätten, könnten wir mit jedem gut sortierten Zoo auf dieser Welt mithalten. Da kann es auch schon mal passieren, dass man eine Tür öffnet und vor einem Rudel junger Löwen steht.“