Die begehrten Stangen wachsen unter Folie schneller und können zwei bis drei Wochen früher gestochen werden, als es die Natur eigentlich vorsieht.
Unter Folie gewachsenDas große Stechen – in Rhein-Erft startet der Spargelverkauf

Weiß wie Schnee sehen die Spargelköpfe aus, die unter Folie gewachsen sind.
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Vorsichtig gleitet Landwirt Alexander Thomas von der Dom Spargel oHG mit dem Messer in den Damm. Für einen kurzen Augenblick hält er innen. Dann sticht er zu. Im nächsten Augenblick zieht er eine perfekt gewachsene schnellweiße Spargelstange aus dem Erdwall.
„Der Spargel sieht in diesem Jahr aber nicht nur wieder gut aus, er schmeckt auch wieder ganz vorzüglich“, sagt Thomas. Gerade hat er in Hürth-Fischenich die Spargelsaison eingeläutet. Das große Stechen hat begonnen. „Wir ernten hier jetzt täglich“, berichtet Thomas, der die Dom Spargel oHG zusammen mit seinen Berufskollegen Theo Haenraets und Markus Loeven führt. Außer Spargel haben sie auch Rhabarber, Erdbeeren und Süßkirchen im Anbau. Beim Verkauf setzen sie bewusst auf eine regionale Vermarktung – zum Großteil an ihren Verkaufsständen direkt an die Verbraucher.
Die unter Folien gut verpackten Dämme haben Wärme eingefangen
Damit der Spargel jedoch so früh im Jahr schon gestochen werden kann, haben die Landwirte Vorarbeit geleistet. „Wir haben unter unseren Dämmen eine Art Fußbodenheizung verlegt“, berichtet Thomas. Unter jeder Reihe Spargel seien zwei Schläuche vergraben, durch die warmes Wasser fließt – die Abwärme des nahen Orion-Werks. Die Wärme von unten hat den Spargel quasi wachgekitzelt. Die unter zwei Folien gut verpackten Dämme haben die Wärme der Märzsonne eingefangen und gespeichert.
Beides zusammen sorgt quasi für ein perfektes „Spargelwachsklima“. Noch vor dem Frühlingsanfang können somit bereits am heutigen Donnerstag die ersten Verkaufsstände in Hürth, Meschenich und Köln öffnen. Dort ist die regionale Köstlichkeit für Preise zwischen 9,90 Euro bis knapp 20 Euro pro Kilogramm zu haben.

Die Nahe Industrie versorgt die Spargeldämme dank einer Art Fußbodenheizung klimafreundlich mit Abwärme.
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Gerade in der frühen Saison kommt es jedoch auch vor, dass zum Saisonstart des deutschen Spargels auch der sehr viel günstigere Spargel aus den europäischen Nachbarländern zu Preisen in den Geschäften angeboten wird, für die der deutsche Spargel nicht einmal produziert werden kann.
„Doch je länger und wärmer jetzt die Tage werden, desto besser wächst auch der deutsche Spargel und darauf setzt dann auch der Lebensmitteleinzelhandel“, weiß Thomas. „Dann sinken auch die Preise für den regionalen Spargel“, ergänzt er. Das liege auch daran, dass in Deutschland immer noch viel zu viel Spargel im Anbau ist. „Auch wir haben unsere Anbaufläche bereits um ein Drittel reduziert“, berichtet er.
In der Regel sei Ostern der Stichtag für den Start in die Spargelsaison. Doch das Fest ist in diesem Jahr mit dem 20. April ziemlich spät. Thomas geht deswegen davon aus, dass zum Osterfest bereits überall in Deutschland Spargel gestochen werden kann. Je nach Anbaugebiet birgt er allerdings ganz verschiedene Aromen. „Unser Spargel hier wächst in einem festen, kräftigen Lössboden, der ihm ein würziges und schmackhaftes Aroma verleiht“, sagt Thomas.
Rund 17 Prozent der Anbaufläche für Gemüse sind hierzulande dem Gemüsespargel vorbehalten, so das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL). Für den Frühspargel decken Bauern ihre Felder mit Folien ab oder beheizen die Erde durch ein Röhrensystem mit warmem Wasser. Beides sorgt dafür, dass die Stangen schneller wachsen und zwei bis drei Wochen früher gestochen werden können, als es die Natur eigentlich vorsieht.
In der Regel gibt es den ersten unbeheizten Spargel aus der Region erst im April zu kaufen. Die heimische Spargelzeit umfasst allerdings keine fixe Zeitspanne, denn die Spargelernte ist von der Bodenbeschaffenheit der jeweiligen Region sowie der Temperatur- und Wetterentwicklung abhängig. So beginnen die Stangen mal hier früher zu sprießen und mal da.
Spargel und Rhabarber gibt es ab Donnerstag (20. März) am Stand in Hürth-Fischenich, Bonnstraße 536: Montag bis Freitag von 9 Uhr bis 18.30 Uhr, samstags von 9 Uhr bis 17 und sonntags von 9.30 Uhr bis 14:30 Uhr.
In Hürth-Stotzheim steht der Verkaufsstand an der Berrenrather Straße 124. Er ist von Dienstag bis Freitag zwischen 9 Uhr und 17.30 Uhr geöffnet, samstags von 9 Uhr bis 16.30 Uhr und sonntags von 9.30 Uhr bis 14.30 Uhr.
In Meschenich gibt es Spargel und Rhabarber am Verkaufsstand an der Brühler Landstraße 300. Verkauft wird von montags bis freitags zwischen 9 Uhr und 19 Uhr, samstags von 9 Uhr bis 17.30 Uhr und sonntags von 10 Uhr bis 15 Uhr. (mkl)