Alte Badeanstalt HürthKölner Investoren bekommen bei Zwangsversteigerung den Zuschlag
Alt-Hürth – Das alte Schwimmbad am Brabanter Platz bekommt neue Eigentümer. Bei der Zwangsversteigerung am Dienstag am Amtsgericht in Brühl erhielten zwei Bieter gemeinsam für 651.000 Euro den Zuschlag.
Welche Pläne die Kölner für die unter Denkmalschutz stehende, inzwischen ziemlich verfallene Badeanstalt mitten in Alt-Hürth haben, dazu wollten sie sich unmittelbar nach dem Versteigerungstermin noch nicht äußern.
Um das 1929 und 1930 vom Architekten und Hürther Amtsbaumeister Albert Lüttgenau errichtete Hallenbad wird seit Jahren gerungen. Bereits 2007 hatte die Stadt den Stöpsel gezogen, weil das Bad stark sanierungsbedürftig war. Die Folgenutzung blieb lange offen.
Einige Ideen für das Schwimmbad am Brabanter Platz
Einige in Hürth hätten es gern gesehen, wenn der Rhein-Erft-Kreis als Schulträger das Bad übernommen, umgebaut und dem benachbarte Goldenberg Europakolleg zugeschlagen hätte – doch der Kreis winkte ab. Die Idee des Szene-Gastronomen Paolo Campi, aus dem Schwimmbad ein Brauhaus zu machen, fand ebenfalls viel Zuspruch, versandete aber.
Große Hoffnungen setzte die Stadt schließlich in die Pläne des Architektenbüros 3 L aus Menden im Sauerland. Architekt Klaus Luig stellte Entwürfe zum Umbau der Badeanstalt in ein Wassertherapiezentrum vor, die bei Rat und Verwaltung viel Anklang fanden. 2012 wurde die Immobilie für einen symbolischen Euro an die zu diesem Zweck gegründete Schwimmbad Alt-Hürth GmbH verkauft. Doch umgesetzt wurden die Pläne nie, die damals erteilte Baugenehmigung ist inzwischen erloschen.
Architektin macht Bürgermeister Dirk Breuer schwere Vorwürfe
Laut Veronika Lenze, Luigs Partnerin bei 3 L Architekten und Geschäftsführerin der Schwimmbad Alt-Hürth GmbH, habe sich das Projekt nicht umsetzen lassen. Daran trage die Stadt eine Mitschuld. Bürgermeister Dirk Breuer warf sie auch vor, alternative Nutzungsvorschläge – etwa als Kindertagesstätte oder als Markthalle – blockiert zu haben. Breuer wies das zurück; die Projektvorschläge seien unrealistisch gewesen. Das hätten auch die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat so gesehen.
Vor Gericht wurde schließlich über eine Rückabwicklung des Kaufvertrags gestritten. Die Stadt hat sich Ansprüche auf die Immobilie ins Grundbuch eintragen lassen; die Verwaltung hält dem Investor vor, seiner Bauverpflichtung nicht nachgekommen zu sein. Durch die Zwangsversteigerung wird diese „Rückauflassungsvormerkung“ jetzt getilgt – die Stadt hätte das Bad aber ohnehin wohl nur gegen eine hohe sechsstellige Entschädigungszahlung zurückbekommen.
Hürth: Hüsta bietet 170.000 Euro für altes Schwimmbad
Luig und Lenze machen geltend, dass bislang mehr als 1,2 Millionen Euro in das Vorhaben investiert worden seien. Um zumindest einen Teil des Geldes wieder hereinzubekommen, beantragte das Architektenbüro 3 L schließlich die Zwangsversteigerung.
Der Versteigerungstermin traf auf großes Interesse. Nach Angaben des Amtsgerichts hätten sich 15 Bieter angemeldet, beim Termin am Dienstag saßen einige Besucher, die wegen der Pandemie Abstand halten mussten, vor der geöffneten Tür des voll besetzen Saals auf dem Flur. Ein Sachverständiger hat den Verkehrswert der Immobilie, die aus mehreren Grundstücken und Gebäuden, darunter auch der verpachtete Kiosk vor dem Schwimmbad, besteht, auf gerade einmal 97.001 Euro geschätzt.
Doch schnell wurde klar, dass das Schwimmbad nicht zum Schnäppchenpreis zu haben sein würde. Der Anwalt des Gläubigers erklärte, dass einem Zuschlag unterhalb von 650.000 Euro nicht zugestimmt werde. So blieben denn auch die meisten Gebote chancenlos, darunter das der Hürther Stadtentwicklungsgesellschaft (Hüsta), die zunächst den Verkehrswert geboten und dann auf 170.000 Euro erhöht hatte.
Stadt Hürth kannte die erfolgreichen Bieter bislang nicht
Für die Stadt seien die erfolgreichen Bieter bislang Unbekannte, sagte Marco Dederichs, Hüsta-Geschäftsführer, Kämmerer und Leiter des Fachbereichs Zentrale Dienste der Stadtverwaltung. „Ich bin überrascht, dass dieser Preis erzielt wurde. Schließlich handelt es sich um ein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten schwieriges Areal. Wir müssen nun abwarten, was die neuen Eigentümer für Pläne haben.“ Herbert Verbrüggen, Vorsitzender des Planungsausschusses, hofft, dass „Bewegung in die Sache kommt“.
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Lenze sagte, sie sei zufrieden mit dem Ergebnis der Versteigerung. „Wenn die Verwaltung will, kann man ein gutes Projekt entwickeln. Wenn da eine Blockade ist, geht es halt nicht.“ Klaus Luig erklärte, er wünsche „dem Objekt alles Gute“. Das Bad sei ihm „wie ein Kind“ ans Herz gewachsen, schließlich habe er eine Menge Geld investiert. Über den Versteigerungserlös bekomme er die Hälfte davon zurück.