Johannes Kölmel hat vor seinem Wechsel zum FC Hürth einiges erlebt. Unter anderem spielte er in Hoffenheim unter dem heutigen Nationaltrainer.
Unter Nagelsmann gespieltSo meistert ein Hürther den Spagat zwischen Fußball und eigener Firma
Mit Johannes Kölmel hat der Fußball-Mittelrheinligist FC Hürth einen Spieler in seinen Reihen, dessen Karriere interessante Wendungen nahm und dessen Ambitionen über den Fußball hinausgehen. Geboren am 29. April 1997 und aufgewachsen im baden-württembergischen Ötigheim begann sein Weg im Alter von vier Jahren beim Dorfverein FV Ötigheim im Bambini-Team.
Früh zeichnete sich ab, dass er über Talent und Zielstrebigkeit verfügt, schließlich wechselte er zum Karlsruher SC. Mit 14 Jahren verließ er den KSC und ging zur TSG 1899 Hoffenheim, um sich in deren renommierter Nachwuchsakademie weiterzuentwickeln. „Dieser Schritt war für mich und meine Familie alles andere als leicht, da meine Mutter alleinerziehend war und die Fahrten zu den Trainingseinheiten schwer zu bewältigen waren“, so Kölmel.
Die TSG bot ihm und seiner Mutter Unterstützung und übernahm die Fahrten zum Training. So begann er, sich im jungen Alter in einem professionellen Umfeld zu entfalten und zog mit 16 Jahren in eine Gastfamilie, bevor er mit 17 auf das Internat der TSG 1899 wechselte. In Hoffenheim blühte er auf und entwickelte sich zu einem der Leistungsträger.
Unter aufstrebenden Trainern wie Julian Nagelsmann, der inzwischen die Nationalmannschaft trainiert, erhielt er nicht nur sportlich wertvolle Impulse, „sondern ich habe auch die Bedeutung von Teamarbeit und professionellem Verhalten kennengelernt“.
Seine Erfahrungen in der A- und B-Junioren-Bundesliga prägten Kölmel vor allem durch die Teilnahme den Finalspielen um die Deutsche Meisterschaft, in denen er gegen zukünftige Stars wie Leroy Sané und Thilo Kehrer spielte. Aus dem erfolgreichen U19-Team gelang einigen der Sprung in den Profibereich, wie etwa Gregor Kobel (Borussia Dortmund), Stefan Posch (FC Bologna), Dennis Geiger (TSG). „Die Hoffenheimer Zeit war für mich nicht nur sportlich, sondern auch persönlich eine prägende Phase, in der ich das nötige Rüstzeug erhielt, um den Traum vom Profifußball zu verfolgen“, sagt der 27-Jährige.
Steiniger als erwartet
Der Schritt in den Seniorenbereich war für den Abwehrspieler auf der linken Außenbahn schwieriger als erwartet. „Der Übergang vom Jugendbereich, in dem ich immer eine tragende Rolle hatte, in die Regionalliga war hart. Hier traf ich auf erfahrene Spieler, die ihre technischen Schwächen oft mit Routine und Schnelligkeit im Kopf wettmachten.“ Es war eine völlig neue Herausforderung für Kölmel, der lernen musste, sich durchzusetzen und sich an das höhere Tempo zu gewöhnen.
Sein erstes Jahr bei der TSG II in der Regionalliga war geprägt von Anpassung und Lernprozessen. Sein weiterer Weg führte ihn zunächst zum 1. FC Köln II in die Regionalliga West, dann zurück in die Regionalliga Südwest zum FC Astoria Walldorf. Verschiedene Vereine und Städte boten ihm die Gelegenheit, sportlich und persönlich zu wachsen. „So kam ich erstmals in eine Großstadt und musste mich abseits des Spielfeldes in einer neuen Umgebung behaupten, sei es in der ersten eigenen Wohnung oder mit Herausforderungen, die der Kampf um den Klassenerhalt in der Regionalliga West beim 1. FC Köln II mit sich brachte“, ordnet Kölmel ein.
Erste Erfahrungen im Beruf
Trotz seiner Hingabe und seiner Leidenschaft erkannte er jedoch während seiner Zeit in Walldorf, dass der Traum vom Profifußball schwer realisierbar sein würde. Er begann, seine Prioritäten neu zu ordnen und begann ein Studium im Bereich Sportmanagement. Gleichzeitig sammelte er erste Berufserfahrungen als Werkstudent beim Softwarekonzern SAP und setzte sich Ziele für die Zeit nach dem Fußball.
Ein komplett neues Kapitel begann mit der Gründung seiner eigenen Agentur, der Social Peak GmbH, die sich auf die Erstellung von Content für Social-Media-Plattformen spezialisiert hat. Über einen Freund landete er im Sommer 2022 schließlich beim FC Hürth. Im familiären Umfeld des Vereins fühlt er sich wohl, ist motiviert, das Team zu stärken und seine Leidenschaft für den Fußball weiter auszuleben.
Zwei Standorte
Doch sein Fokus liegt inzwischen verstärkt auf seinem Unternehmen, das aktuell an zwei Standorten in Köln und Heidelberg wächst und 14 Mitarbeitende beschäftigt. Neben seinem Engagement im Fußball und als Unternehmer strebt Kölmel Ende nächsten Jahres den Abschluss seines Sportmanagement-Studiums an, auch wenn ihm wenig Zeit bleibt.
Johannes Kölmel ist ein Beispiel dafür, wie man sich nach einer erfüllten Jugendkarriere und harten Lektionen im Übergang zum Herrenfußball neu orientieren kann. Der Profifußball mag in den Hintergrund getreten sein, doch seine Leidenschaft und sein Ehrgeiz haben sich nur verlagert, von den Spielfeldern in die Welt des Unternehmertums.