Angehörige verzweifelnVorerkrankte müssen Wochen auf Impftermin in Rhein-Erft warten
Rhein-Erft-Kreis – Impfstoff bleibt knapp, doch der Kreis der Impfberechtigen wird größer: Ab Ostersamstag (3. April, 9 Uhr) können Menschen ab 60 Jahren über die Kassenärztliche Vereinigung (KV) einen Termin für Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca vereinbaren (im Internet unter www.116117.de oder telefonisch unter 0800/11611701).
Die Terminvergabe für Menschen ab 70 Jahren beginnt am Dienstag, 6. April, ebenfalls über die KV. Zunächst erhält der Jahrgang 1941 ein Einladungsschreiben vom NRW-Gesundheitsminister mit Anschreiben des Landrats, weitere Jahrgänge sollen folgen. Auch in den Hausarztpraxen soll ab kommender Woche geimpft werden.
Knapp 70.000 Geimpfte
Gegen Corona geimpft sind bislang 69.375 Menschen aus dem Rhein-Erft-Kreis (Stand: 31. März). Davon haben 49.398 die Erstimpfung, 19.977 auch bereits die Zweitimpfung erhalten.
Mehr als 7500 Impfungen wurden innerhalb der letzten sieben Tage vorgenommen. Die Quote der Erstimpfungen liegt damit jetzt bei 10,5 Prozent, das ist leicht unter dem Landesdurchschnitt von 10,8 Prozent. (aen)
Für Menschen ab 60 Jahren stehen in Nordrhein-Westfalen einmalig 450.000 zusätzliche Impftermine zur Verfügung. Der berechtigte Personenkreis umfasst allerdings 3,8 Millionen Menschen. Die Kreisverwaltung geht deshalb davon aus, dass die Termine schnell ausgebucht sein werden.
5000 Vorerkrankte wollen rasch geimpft werden
Unterdessen kommt das Kreisgesundheitsamt mit der Bearbeitung der Anträge auf eine vorzeitige Impfung kaum nach. 5000 Anträge zumeist von Menschen mit Vorerkrankungen aus allen Altersgruppen liegen nach Angaben von Marco Johnen, Sprecher der Kreisverwaltung, derzeit vor, 1500 seien bislang bearbeitet worden. In zwei Dritteln der Fälle sei die Impfung bewilligt worden.
Auf den Bescheid müssen Antragssteller aber mitunter wochenlang warten. So meldete sich eine Mutter bei der Redaktion, die vor drei Wochen per E-Mail einen Antrag für ihren in Hürth lebenden Sohn gestellt hat, der unter Muskeldystrophie im fortgeschrittenen Stadium leide und bettlägerig ist. Die 70-Jährige ist in großer Sorge: „Eine Corona-Infektion würde mein Sohn wohl nicht überleben.“
Kreis kommt kaum hinterher
Außer einer offenbar automatisch versandten Eingangsbestätigung habe sie bislang keine Antwort vom Kreis erhalten: „Ich weiß nicht einmal, ob sich schon jemand mit dem Antrag beschäftigt hat.“ Ein anderer Betroffener berichtet, dass ihm nach vielen erfolglosen Versuchen, die Corona-Hotline zu erreichen, schließlich telefonisch eine Bearbeitungszeit von fünf Wochen angekündigt worden sei.
Kreissprecher Marco Johnen erklärte, solche Fälle seien „dem Gesundheitsamt bekannt und werden hoch priorisiert“. Die langen Bearbeitungszeiten erklärt Johnen mit der hohen Arbeitsbelastung. Die Aufgaben des Gesundheitsamts seien durch die vielen Neuinfektionen und die Kontaktnachverfolgung, die Organisation der Bürgertestungen und die Koordinierung des Impfzentrums und der mobilen Impfteams noch einmal drastisch mehr geworden. Dazu komme die hohe Anzahl der eingegangenen Anträge, die zum Teil erst durch den Amtsarzt geprüft werden müssten. Neben dem Stammpersonal werde daher kontinuierlich weiteres Personal aus der Kreisverwaltung und den kommunalen Verwaltungen eingesetzt.
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Aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit des Impfstoffs sei bislang nur ein Teil der Berechtigten zur Impfung eingeladen worden. Aber: „Mit dem jüngsten Erlass sind dem Kreis zusätzliche Mengen an Biontech-Impfstoff zur Verfügung gestellt worden“, sagte Johnen. „Diese werden auch für die Impfung von Vorerkrankten genutzt.“ Schneller als durch einen Antrag beim Gesundheitsamt können Vorerkrankte nach Einschätzung der Kreisverwaltung womöglich beim Hausarzt geimpft werden. Allerdings räumt der Kreis ein, dass die Impfstoffmenge auch dort begrenzt sei.