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Interview mit Polizeidirektor Roland KüpperDie Bürger reagieren viel schneller

Lesezeit 5 Minuten

Ab Mitte September tragen Streifenbeamte in Rhein-Erft-Kreis Bodycams.

  1. Im Interview spricht Polizeidirektor Roland Küpper über das Thema Sicherheit im Rhein-Erft-Kreis.
  2. Dass es weniger Einbrüche gibt, sei unter anderem auch Verdienst der Bürger.
  3. Außerdem gibt Roland Küpper Auskunft über den aktuellen Stand zum neuen Zentralgebäude.
  4. Warum „Alarm für Cobra 11“ ein falsches Bild von der Polizei vermittelt.

Rhein-Erft – Das Thema Sicherheit beschäftigt viele Bürger im Rhein-Erft-Kreis. Udo Beißel sprach mit dem Leitenden Polizeidirektor Roland Küpper unter anderem über die Themen Personal, Bodycams, Einbrüche und Clan-Kriminalität.

Herr Küpper, der Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach (SPD) sagte dieser Tage in einem Interview: Wir kämpfen für mehr Polizei, mehr Sicherheit und schnellere Verfahren. Wie viele zusätzliche Beamte hätten Sie gern für den Rhein-Erft-Kreis?

… auf jeden Fall mehr als jetzt, die Zahl ist nach oben hin offen. Eins kann ich sagen: Ich kann jeden beschäftigen, den ich mehr bekomme.

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Und wie viele bekommen Sie am 1. September zugeteilt?

Wir bekommen im Ausgleich für Versetzungen und Pensionierungen 39 Beamtinnen und Beamte.

Die Gewalt gegen Polizeibeamte hat zugenommen. Im Hambacher Forst werden Einsatzkräfte mit Fäkalien beworfen, in Bergheim wurden kürzlich drei Beamte mit Besenstielen attackiert und verletzt. Körperliche Angriffe gehören im Streifendienst zur Tagesordnung. Mit welchem Argument überzeugen Sie junge Menschen, bei der Polizei anzufangen?

Das Bild der Polizei wird – auch durch die Medien – in der Öffentlichkeit nicht immer realistisch dargestellt. Die Polizei ist eben nicht „Cobra 11“ aus dem Fernsehen, sondern wesentlich vielschichtiger. Es fängt an mit dem unzufriedenen Familienvater zu Hause, der seine Wut gegen die Polizeibeamten bündelt, und geht bis zu Sondereinsätzen, wie zum Beispiel Hambacher Forst, wo sich eine völlig andere Art von Gewaltpotenzial entfaltet.

Aber das Tolle am Polizeiberuf ist eben, dass es nicht nur diese Seiten gibt. Es gibt nicht nur das prügelnde Gegenüber, sondern auch das Bild des Freunds und Helfers. Die Vielseitigkeit macht unseren Beruf aus: Sie können alles bei der Polizei machen. Sie können bei der Pressestelle arbeiten, Hubschrauber fliegen, zur Kripo oder zum Streifendienst wechseln, sie können Wach- oder Kommissariatsleiter werden oder auch bei der Wasserschutzpolizei arbeiten. Egal was sie machen – der Bürger hat einen Anspruch: Er verlässt sich darauf, dass der Polizist jetzt und hier das Problem löst, wozu er selbst nicht mehr in der Lage ist.

Polizeichef Roland Küpper

Bodycams könnten Ihren Beamten bei Angriffen zur Beweissicherung hilfreich sein. Warum lehnen Sie die Kameras ab?

Ich lehne sie nicht ab. Die Bodycams sind in der Auslieferung und ab Mitte September wird jeder Streifenbeamte die Bodycam tragen. Wenn sich herumspricht, dass jeder Polizeibeamte mit einer Kamera rumläuft – und das zeigen bereits die Erfahrungen bei der Bundespolizei in Bahnhöfen – dann ist das ein gutes Hilfsmittel, Straftaten gegen meine Mitarbeiter aufzuklären oder im Einzelfall sogar zu verhindern.

In den vergangenen Jahren haben sich die Einbruchszahlen im Rhein-Erft-Kreis positiv entwickelt. Vergangenes Jahr sank die Zahl auf etwa 1000. Hält der Trend 2019 an? Und welche Maßnahmen führten zu der guten Entwicklung?

Ja, das kann man so sagen. Und wenn es so weitergeht, dann werden wir einen weiteren Rückgang im zweistelligen Prozentbereich haben. Man muss aber ehrlichkeitshalber sagen, dass es ein landesweiter Trend ist. Das Programm „Riegel vor“ zum Beispiel hat dazu geführt, dass die Menschen noch sensibler geworden sind. Das Thema ist bei der Bevölkerung noch präsenter. Wir stellen fest, dass die Bürger schneller reagieren. Die Anzahl der Notrufe ist zwar nicht gestiegen, aber die Bürger warten nicht mehr so lange, bis sie uns kontaktieren. Das ist für uns oftmals wichtige Zeit. Wir schauen uns Einbruchsschwerpunkte an und reagieren sofort – setzen dort verstärkt Personal ein. Zudem führen wir jetzt eine Software ein, die – einfach gesagt – Hinweise gibt, wo die nächste Tat sich möglicherweise ereignen könnte.

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www.ksta.de/heimatcheck

Wie schätzen Sie die Gefahr durch Organisierte Kriminalität ein, haben wir hier auch Clans?

Organisierte Kriminalität ist omnipräsent in Deutschland. Wer glaubt, die Clans wohnen nur in Duisburg und Berlin, der liegt falsch. Auch im Rhein-Erft-Kreis wohnen Mitglieder von Clans. Das ist uns bekannt. Wir versuchen, die Strukturen der Clans aufzuhellen, versuchen zu ermitteln ob, wo und in welchem Bereich sind sie tätig. Ein Beispiel: Wir prüfen, ob sie die Shisha-Bar schon unter sich haben, wie in anderen Regionen. Basierend auf den Ermittlungskenntnissen entwickeln wir polizeiliche Konzepte. Bislang stellen wir aber nicht fest, dass sie hier im Kreis Straftaten verüben. Wir haben hier keinen Brennpunkt.

Viele Bürger ärgert es, dass die Justizverfahren zu lange dauern. Benötigen wir schnellere Verfahren, etwa gegen Kleinkriminelle?

Wir haben als Polizei ja nur begrenzt Einfluss auf die Justiz. Wenn wir aus unserer Sicht feststellen, dass etwas nicht optimal läuft, dann sprechen wir das bei der Staatsanwaltschaft an. Dafür gibt es regelmäßige Treffen.

In Bergheim soll ein großes Zentralgebäude der Polizei gebaut werden. Was ist Stand der Planungen, und wann soll mit dem Bau begonnen werden?

Wir haben vor, in Bergheim verschiedene Direktionen zu bündeln und planen mit einem Gebäude für etwa 450 Personen. Der Standort steht abschließend noch nicht fest. Das Vergabeverfahren läuft derzeit. Wir rechnen damit, dass wir im April 2020 den Vertrag mit dem Investor unterschreiben. Anschließend kann mit dem Bau begonnen werden, und ich rechne damit, dass wir 2022 umziehen können. Das Land mietet das Gebäude dann für 15 Jahre von dem Investor an.

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